Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.dienen und dem die Frauen seinen Rock mit Schnüren besetzen, auch das Volk muß Wir jähen den Sprecher verwundert an. Was hat das mit der Wile zu Still, sprach er feierlich, darüber ist nicht zu sprechen. Aber der Fürst wußte dienen und dem die Frauen seinen Rock mit Schnüren besetzen, auch das Volk muß Wir jähen den Sprecher verwundert an. Was hat das mit der Wile zu Still, sprach er feierlich, darüber ist nicht zu sprechen. Aber der Fürst wußte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0477" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279503"/> <p xml:id="ID_1616" prev="#ID_1615"> dienen und dem die Frauen seinen Rock mit Schnüren besetzen, auch das Volk muß<lb/> sein Haupt haben, dem zu dienen Ehre ist, und der das Hans Serbiens verthei¬<lb/> digt gegen den Türken. Und sie sprachen zuerst zu Glawasch, dem Haiducken: sei<lb/> Du unser Haupt. Glawasch aber stand auf in der Versammlung und antwortete<lb/> den Herren: Der Haidnck ist wie ein einzelner Adler über den Thälern, er hat<lb/> kein Nest, keine Burg die er sein nennt, ans dem kahlen Felsen wohnt er und<lb/> wenn er über das Thal fliegt, schnauben die Rosse und die Kälber fürchten sich.<lb/> Die Geschöpfe in der Ebene scheuen ihn, aber sie gehorchen ihn nicht. Keiner,<lb/> der Haiduck ist, kann ein Führer des Volkes werden,' er hat keine Verwandtschaft<lb/> und keine Brüder und seiner Momken (Anhänger) sind wenige. — Da boten sie<lb/> die Fcldherrenwürde dem Kres Thevdost aus der Landschaft Kragnjewatz, weil er<lb/> ein angesessener Mann und Richter war. Aber auch der stand auf und sprach:<lb/> Wer in der Gemeinde steht als Oberhaupt, der hat Hänser, von denen er die<lb/> Flamme abhalten muß, und Frauen, welche seine schützende Hand festhalten. Er<lb/> selbst braucht jetzt die Haidncken, daß sie sein Dorf schützen, wenn aber die Tür¬<lb/> ken wieder in's Land kommen, werden die Türken das Dorf, das er schützen soll,<lb/> verbrennen und seine Frauen und Kinder fortführen. Der Kres ist ein Mann des<lb/> Friedens, er kann nicht Führer im Kriege sein, wählt einen der ein Haidnck war<lb/> Und jetzt im Thale lebt im eigenen Hofe. Und der den ihr wählen müßt, ist<lb/> Kam Georg, der heftigste und stärkste unter den Führern des Landes. So wurde<lb/> Sr. Excellenz der Fürst Kara Georg zum ersten Führer der Serben, weil er Hai¬<lb/> duck gewesen war. Und doch war er der Wile verfallen und hatte das den Herren<lb/> selbst gesagt, sie aber wählten ihn trotzdem, denn sie wußten, daß ihnen ein Mann<lb/> nöthig war, den die Geister liebten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1617"> Wir jähen den Sprecher verwundert an. Was hat das mit der Wile zu<lb/> bedeuten, Arambassa?</p><lb/> <p xml:id="ID_1618" next="#ID_1619"> Still, sprach er feierlich, darüber ist nicht zu sprechen. Aber der Fürst wußte<lb/> selbst, daß er den Geistern verfalle» war. Saß er nicht tagelang vor der Thür<lb/> seines Hauses, schweigend und an seinen Nägeln kauend, während sein Roß<lb/> stampfte und die Freunde ihn riefen? dann sah er nichts, er hörte nichts, er mur¬<lb/> melte vor sich, dann war die Fee unsichtbar bei ihm und sprach mit ihm; und<lb/> wenn sie ihm etwas eingegeben hatte, so sprang er ans, stieß in sein Horn, schwang<lb/> sich auf sein Pferd und' schlug Jeden nieder, der ihm begegnete. Es war sein<lb/> Schicksal, daß er in solcher Wuth auch die tödten mußte, welche ihm lieb waren,<lb/> später hat er dann über ihren Tod geweint. — Hat ihn nicht die Wile getrie¬<lb/> ben, daß er seinen eigenen Vater tödtete? ES war ans der Flucht vor den-Tür¬<lb/> ken, lange vor dem letzten Kriege. Er zog der save zu und wollte in das<lb/> Schwabenland herüber. Seinen Vater und seine Heerden führte er mit sich. Als<lb/> sein alter Vater die weiße save blinken sah, wurde er bang und zornig und<lb/> wrach zu dem Sohne: Gehe nicht zu den Schwaben, mein Sohn, gehe nicht, auf daß<lb/> dir dein Brot gedeihe im Hanse deines Vaters. Und Kara Georg zog die Schwär¬<lb/> en Augenbrauen herunter und sprach: ich gehe und du gehst mit,' denn wir sind<lb/> Serben und keine Hunde. Da wurde der Vater immer mehr bange und zornig und<lb/> stieg vom Pferde und sprach: so gehe denn allein hinüber in das'fremde Land, nun<lb/> Gebein bleibt hier, und die Türken werden Gnade üben an meinem Leibe. Da<lb/> nes Kara Georg im bittrem Grimm: so willst du bleiben? der Vater sagte: es<lb/> gesprochen. 'Da klagte Kara Georg: soll ich leben, indeß die Türken dich mit<lb/> Martern tödten. Es soll nicht sein, 'daß unser Geschlecht in die Hände der Un¬<lb/> bändiger fällt, besser ist's, und rühmlicher für dich, daß ich dich selbst tödte.<lb/> Aer ^ter sprach kein Wort und setzte sich ans einen Stein. Da nahm Kara<lb/> ^eorg seu, Pjstol, schoß seinen Vater nieder und sprach zu seinem Diener, gib</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0477]
dienen und dem die Frauen seinen Rock mit Schnüren besetzen, auch das Volk muß
sein Haupt haben, dem zu dienen Ehre ist, und der das Hans Serbiens verthei¬
digt gegen den Türken. Und sie sprachen zuerst zu Glawasch, dem Haiducken: sei
Du unser Haupt. Glawasch aber stand auf in der Versammlung und antwortete
den Herren: Der Haidnck ist wie ein einzelner Adler über den Thälern, er hat
kein Nest, keine Burg die er sein nennt, ans dem kahlen Felsen wohnt er und
wenn er über das Thal fliegt, schnauben die Rosse und die Kälber fürchten sich.
Die Geschöpfe in der Ebene scheuen ihn, aber sie gehorchen ihn nicht. Keiner,
der Haiduck ist, kann ein Führer des Volkes werden,' er hat keine Verwandtschaft
und keine Brüder und seiner Momken (Anhänger) sind wenige. — Da boten sie
die Fcldherrenwürde dem Kres Thevdost aus der Landschaft Kragnjewatz, weil er
ein angesessener Mann und Richter war. Aber auch der stand auf und sprach:
Wer in der Gemeinde steht als Oberhaupt, der hat Hänser, von denen er die
Flamme abhalten muß, und Frauen, welche seine schützende Hand festhalten. Er
selbst braucht jetzt die Haidncken, daß sie sein Dorf schützen, wenn aber die Tür¬
ken wieder in's Land kommen, werden die Türken das Dorf, das er schützen soll,
verbrennen und seine Frauen und Kinder fortführen. Der Kres ist ein Mann des
Friedens, er kann nicht Führer im Kriege sein, wählt einen der ein Haidnck war
Und jetzt im Thale lebt im eigenen Hofe. Und der den ihr wählen müßt, ist
Kam Georg, der heftigste und stärkste unter den Führern des Landes. So wurde
Sr. Excellenz der Fürst Kara Georg zum ersten Führer der Serben, weil er Hai¬
duck gewesen war. Und doch war er der Wile verfallen und hatte das den Herren
selbst gesagt, sie aber wählten ihn trotzdem, denn sie wußten, daß ihnen ein Mann
nöthig war, den die Geister liebten.
Wir jähen den Sprecher verwundert an. Was hat das mit der Wile zu
bedeuten, Arambassa?
Still, sprach er feierlich, darüber ist nicht zu sprechen. Aber der Fürst wußte
selbst, daß er den Geistern verfalle» war. Saß er nicht tagelang vor der Thür
seines Hauses, schweigend und an seinen Nägeln kauend, während sein Roß
stampfte und die Freunde ihn riefen? dann sah er nichts, er hörte nichts, er mur¬
melte vor sich, dann war die Fee unsichtbar bei ihm und sprach mit ihm; und
wenn sie ihm etwas eingegeben hatte, so sprang er ans, stieß in sein Horn, schwang
sich auf sein Pferd und' schlug Jeden nieder, der ihm begegnete. Es war sein
Schicksal, daß er in solcher Wuth auch die tödten mußte, welche ihm lieb waren,
später hat er dann über ihren Tod geweint. — Hat ihn nicht die Wile getrie¬
ben, daß er seinen eigenen Vater tödtete? ES war ans der Flucht vor den-Tür¬
ken, lange vor dem letzten Kriege. Er zog der save zu und wollte in das
Schwabenland herüber. Seinen Vater und seine Heerden führte er mit sich. Als
sein alter Vater die weiße save blinken sah, wurde er bang und zornig und
wrach zu dem Sohne: Gehe nicht zu den Schwaben, mein Sohn, gehe nicht, auf daß
dir dein Brot gedeihe im Hanse deines Vaters. Und Kara Georg zog die Schwär¬
en Augenbrauen herunter und sprach: ich gehe und du gehst mit,' denn wir sind
Serben und keine Hunde. Da wurde der Vater immer mehr bange und zornig und
stieg vom Pferde und sprach: so gehe denn allein hinüber in das'fremde Land, nun
Gebein bleibt hier, und die Türken werden Gnade üben an meinem Leibe. Da
nes Kara Georg im bittrem Grimm: so willst du bleiben? der Vater sagte: es
gesprochen. 'Da klagte Kara Georg: soll ich leben, indeß die Türken dich mit
Martern tödten. Es soll nicht sein, 'daß unser Geschlecht in die Hände der Un¬
bändiger fällt, besser ist's, und rühmlicher für dich, daß ich dich selbst tödte.
Aer ^ter sprach kein Wort und setzte sich ans einen Stein. Da nahm Kara
^eorg seu, Pjstol, schoß seinen Vater nieder und sprach zu seinem Diener, gib
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