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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.

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Linie von Carl Zwerghahn abstammend, ist ein Mädchen von acht Jahren, Na-
mens ^tltzlo (Adelheid.) Dies Kind ist einer wackeren Familie s^nich A-mea) an¬
vertraut, und die sämmtlichen, aus der Aufführung und dem späteren Drucke der
Stücke gelösten Gelder sind dazu bestimmt, dem gänzlich armen, vermögenslosen
Kinde eine Zukunft zu gründen, (^e lui liürv ni" hin-t.) Es wird nun an Deutsch¬
land sein, den Franzosen zu beweisen, daß wir allerdings noch Herz und Aner¬
kennung für unsere großen Männer besitzen."

In ähnlicher Art ging es im Lauf des folgenden Jahres unermüdlich weiter.
Als erstes Stück des deutschen Shakespeare ging darauf Tiphonia über die
Bühne. Noch nachdem er es gelesen, war der große Berliner Kritikus,
Herr Rötscher, Dupe dieser Charlatanerie. Welcher Grad von Unwissenheit
dazu gehört, erhellt ans dem "Fragment der Zueignung," welches des Verfasser
mit folgender Anmerkung seinem Stück vorgesetzt hat. "Die Bedeutung dieses,
von des Verfassers Hand niedergesehriebenen Fragments, wird durch die späteren
Nachträge einleuchtend werden. Ausgemacht ist, daß Carl Zwerghahn in
Deutschland, und zwar in dem Bereiche des gegenwärtigen Großherzogthums
Hessen geboren ist. Ueber seinen Todestag herrscht noch das undurchdringlichste
Dunkel. Obschon der angegebene Ort Oedcrmühl sich auf keiner Karte Deutsch¬
lands vorfindet, so können wir doch schon jetzt mit Bestimmtheit sagen, daß wir
im Stande sein werden, später die gewisseste Aufklärung darüber zu geben. Carl
Zwerghahn lebte gegen die Mitte des Jahrhunderts in Paris, wo er ,-"" av
Ricllelisu Ur. 74. wohnte."

Das Fragment lautet:




Zögernd rollt der kühne Bau vom Stapel!
Rasch ins Meer! er trägt Tiphonia!
An den Borden flaggt des Schiffers Zeichen,
Wo euch freundlich grüßt des Namens Zug ----
Hörst du Schiffer, jenes Weibes Stimme?
Clio ruft den stolzen Segler an!
Sausend treibt es dich durch Sturmgctof
Nach dem hoben, wallumthürmtcn 1l?c*)>
Eile hin! -- Erzittre nicht und steh!
Gleicher Flaggenwerth ist Kliipmilu" uro.
Nur vor Gott stehst du gerichtet da !
Aus den Sternen ruft der co'ge Führer:
Licht ist Land, und Anker sei dein Herz!



Der Verfasser
Carl Zwerghahn ans Oedermühl.

Entworfen 1K84.



*) Pariser Aussprache zur Zeit Zwengsahns.

Linie von Carl Zwerghahn abstammend, ist ein Mädchen von acht Jahren, Na-
mens ^tltzlo (Adelheid.) Dies Kind ist einer wackeren Familie s^nich A-mea) an¬
vertraut, und die sämmtlichen, aus der Aufführung und dem späteren Drucke der
Stücke gelösten Gelder sind dazu bestimmt, dem gänzlich armen, vermögenslosen
Kinde eine Zukunft zu gründen, (^e lui liürv ni» hin-t.) Es wird nun an Deutsch¬
land sein, den Franzosen zu beweisen, daß wir allerdings noch Herz und Aner¬
kennung für unsere großen Männer besitzen."

In ähnlicher Art ging es im Lauf des folgenden Jahres unermüdlich weiter.
Als erstes Stück des deutschen Shakespeare ging darauf Tiphonia über die
Bühne. Noch nachdem er es gelesen, war der große Berliner Kritikus,
Herr Rötscher, Dupe dieser Charlatanerie. Welcher Grad von Unwissenheit
dazu gehört, erhellt ans dem „Fragment der Zueignung," welches des Verfasser
mit folgender Anmerkung seinem Stück vorgesetzt hat. „Die Bedeutung dieses,
von des Verfassers Hand niedergesehriebenen Fragments, wird durch die späteren
Nachträge einleuchtend werden. Ausgemacht ist, daß Carl Zwerghahn in
Deutschland, und zwar in dem Bereiche des gegenwärtigen Großherzogthums
Hessen geboren ist. Ueber seinen Todestag herrscht noch das undurchdringlichste
Dunkel. Obschon der angegebene Ort Oedcrmühl sich auf keiner Karte Deutsch¬
lands vorfindet, so können wir doch schon jetzt mit Bestimmtheit sagen, daß wir
im Stande sein werden, später die gewisseste Aufklärung darüber zu geben. Carl
Zwerghahn lebte gegen die Mitte des Jahrhunderts in Paris, wo er ,-»« av
Ricllelisu Ur. 74. wohnte."

Das Fragment lautet:




Zögernd rollt der kühne Bau vom Stapel!
Rasch ins Meer! er trägt Tiphonia!
An den Borden flaggt des Schiffers Zeichen,
Wo euch freundlich grüßt des Namens Zug —--
Hörst du Schiffer, jenes Weibes Stimme?
Clio ruft den stolzen Segler an!
Sausend treibt es dich durch Sturmgctof
Nach dem hoben, wallumthürmtcn 1l?c*)>
Eile hin! — Erzittre nicht und steh!
Gleicher Flaggenwerth ist Kliipmilu» uro.
Nur vor Gott stehst du gerichtet da !
Aus den Sternen ruft der co'ge Führer:
Licht ist Land, und Anker sei dein Herz!



Der Verfasser
Carl Zwerghahn ans Oedermühl.

Entworfen 1K84.



*) Pariser Aussprache zur Zeit Zwengsahns.
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[0428] Linie von Carl Zwerghahn abstammend, ist ein Mädchen von acht Jahren, Na- mens ^tltzlo (Adelheid.) Dies Kind ist einer wackeren Familie s^nich A-mea) an¬ vertraut, und die sämmtlichen, aus der Aufführung und dem späteren Drucke der Stücke gelösten Gelder sind dazu bestimmt, dem gänzlich armen, vermögenslosen Kinde eine Zukunft zu gründen, (^e lui liürv ni» hin-t.) Es wird nun an Deutsch¬ land sein, den Franzosen zu beweisen, daß wir allerdings noch Herz und Aner¬ kennung für unsere großen Männer besitzen." In ähnlicher Art ging es im Lauf des folgenden Jahres unermüdlich weiter. Als erstes Stück des deutschen Shakespeare ging darauf Tiphonia über die Bühne. Noch nachdem er es gelesen, war der große Berliner Kritikus, Herr Rötscher, Dupe dieser Charlatanerie. Welcher Grad von Unwissenheit dazu gehört, erhellt ans dem „Fragment der Zueignung," welches des Verfasser mit folgender Anmerkung seinem Stück vorgesetzt hat. „Die Bedeutung dieses, von des Verfassers Hand niedergesehriebenen Fragments, wird durch die späteren Nachträge einleuchtend werden. Ausgemacht ist, daß Carl Zwerghahn in Deutschland, und zwar in dem Bereiche des gegenwärtigen Großherzogthums Hessen geboren ist. Ueber seinen Todestag herrscht noch das undurchdringlichste Dunkel. Obschon der angegebene Ort Oedcrmühl sich auf keiner Karte Deutsch¬ lands vorfindet, so können wir doch schon jetzt mit Bestimmtheit sagen, daß wir im Stande sein werden, später die gewisseste Aufklärung darüber zu geben. Carl Zwerghahn lebte gegen die Mitte des Jahrhunderts in Paris, wo er ,-»« av Ricllelisu Ur. 74. wohnte." Das Fragment lautet: Zögernd rollt der kühne Bau vom Stapel! Rasch ins Meer! er trägt Tiphonia! An den Borden flaggt des Schiffers Zeichen, Wo euch freundlich grüßt des Namens Zug —-- Hörst du Schiffer, jenes Weibes Stimme? Clio ruft den stolzen Segler an! Sausend treibt es dich durch Sturmgctof Nach dem hoben, wallumthürmtcn 1l?c*)> Eile hin! — Erzittre nicht und steh! Gleicher Flaggenwerth ist Kliipmilu» uro. Nur vor Gott stehst du gerichtet da ! Aus den Sternen ruft der co'ge Führer: Licht ist Land, und Anker sei dein Herz! Der Verfasser Carl Zwerghahn ans Oedermühl. Entworfen 1K84. *) Pariser Aussprache zur Zeit Zwengsahns.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279025/428>, abgerufen am 05.02.2025.