Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.steht, für eine Zeit lang sehr leicht eine unabhängige und was das nämliche ist, Fast noch bedenklicher steht es im weiteren Lauf der Grenzlinie. Von der Auf der ganzen Ostgrenzlinie ist alles noch im Werden, geht noch alles trüb steht, für eine Zeit lang sehr leicht eine unabhängige und was das nämliche ist, Fast noch bedenklicher steht es im weiteren Lauf der Grenzlinie. Von der Auf der ganzen Ostgrenzlinie ist alles noch im Werden, geht noch alles trüb <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0420" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279446"/> <p xml:id="ID_1428" prev="#ID_1427"> steht, für eine Zeit lang sehr leicht eine unabhängige und was das nämliche ist,<lb/> eine der nationalen deutschen und östreichischen Politik der Zukunft feindselige<lb/> Stellung einnehmen kann. Ein ganz unabhängiges czechisches Reich in Böhmen<lb/> und Mähren oder auch nur eine Selbstständigkeit, wie sie Ungarn im vorigen<lb/> Jahre gesetzlich gewann, wäre ein großes Unglück für den Fortbestand Oestreichs,<lb/> wie für die Sicherheit Deutschlands, das dadurch in seiner rechten Flanke auf die<lb/> gefährlichste Weise bedroht würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1429"> Fast noch bedenklicher steht es im weiteren Lauf der Grenzlinie. Von der<lb/> Grenze Ungarns und der Steiermark biegt sie plötzlich fast in gerader Linie nach<lb/> Westen und zieht so fort bis an die heutige politische Grenze Krains und der<lb/> Lombardei. Jenes Plateau, welches von den Ausläufern der Alpen gebildet wird<lb/> und einen Theil Ungarns, sowie das adriatische Meer beherrscht, Krain und Jstrien,<lb/> fällt außerhalb den Bereich deutscher Zunge, und nur einige wenige Punkte tauchen<lb/> wie kleine Halme im Meere des Slavismus auf, auf denen deutsche Cultur fest¬<lb/> wurzelt. So ist uus also die Verbindung mit dem adriatischen Meere, die natür¬<lb/> lichste und fruchtbarste Straße zum Süden, durch feindselige Elemente verlegt, die,<lb/> weil sie wie an anderen Punkten der Grenze Blutverwandte im Rücken haben,<lb/> bei dem ersten Signal des Kampfes zwischen Deutschland und dem Osten sich zu<lb/> unseren Feinden schlagen werden. — Die rechten wunden Stellen Deutschlands<lb/> liegen also hier, und traurig genug, es ist keine Aussicht auf eine Heilung vor¬<lb/> handen. Könnte man auf eine vernünftige östreichische Politik hoffen, die ihre<lb/> richtige Stellung zu Deutschland, die nothwendige Selbständigkeit beider auf der<lb/> einen Seite und ihre unauflösliche Verbindung auf der andern Seite, begriff und<lb/> darnach nach innen und außen manövrirte, so wäre sie freilich gegeben. Oestreich<lb/> hätte dann den Beruf, die eigenthümliche Entwicklung seiner nichtdeutschen Ele¬<lb/> mente mit Hilfe der deutschen Cultur innerhalb und außerhalb seiner Grenzen<lb/> freisinnig zu überwachen und allem Nativnalfanatismus, der in einem Bund mit<lb/> der Barbarei des Ostens seinen rohen Haß gegen die deutsche Cultur etwa zu<lb/> kühlen versucht wäre, mittelst seines ewigen Bundesgenossen, des deutschen Bun-<lb/> desstaats, niederzuhalten. Das jetzige östreichische System beschwört jedoch recht<lb/> eigentlich jene finsteren Mächte herauf, theilweise dnrch seine Bornirtheit, theil¬<lb/> weise aus Heimtücke gegen die Entwicklung Deutschlands, und aus unserem natür¬<lb/> lichen Verbündeten gegen den Osten ist bereits die erste feindliche Angriffscolonne<lb/> geworden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1430" next="#ID_1431"> Auf der ganzen Ostgrenzlinie ist alles noch im Werden, geht noch alles trüb<lb/> und confus durcheinander, wie es nicht anders sein kann, wenn ein Culturvolk<lb/> mit Barbaren zusammenstößt. Zwischen Culturvölkern, die auf gleicher oder ähn¬<lb/> licher Höhe der Gesittung stehen, kann dagegen eine derartige schwankende und<lb/> gebrochene Scheidung höchstens in den politischen Grenzlinien, niemals aber in<lb/> den ethnographischen möglich sein. Dies ist der Grund, warum unsere Karte im</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0420]
steht, für eine Zeit lang sehr leicht eine unabhängige und was das nämliche ist,
eine der nationalen deutschen und östreichischen Politik der Zukunft feindselige
Stellung einnehmen kann. Ein ganz unabhängiges czechisches Reich in Böhmen
und Mähren oder auch nur eine Selbstständigkeit, wie sie Ungarn im vorigen
Jahre gesetzlich gewann, wäre ein großes Unglück für den Fortbestand Oestreichs,
wie für die Sicherheit Deutschlands, das dadurch in seiner rechten Flanke auf die
gefährlichste Weise bedroht würde.
Fast noch bedenklicher steht es im weiteren Lauf der Grenzlinie. Von der
Grenze Ungarns und der Steiermark biegt sie plötzlich fast in gerader Linie nach
Westen und zieht so fort bis an die heutige politische Grenze Krains und der
Lombardei. Jenes Plateau, welches von den Ausläufern der Alpen gebildet wird
und einen Theil Ungarns, sowie das adriatische Meer beherrscht, Krain und Jstrien,
fällt außerhalb den Bereich deutscher Zunge, und nur einige wenige Punkte tauchen
wie kleine Halme im Meere des Slavismus auf, auf denen deutsche Cultur fest¬
wurzelt. So ist uus also die Verbindung mit dem adriatischen Meere, die natür¬
lichste und fruchtbarste Straße zum Süden, durch feindselige Elemente verlegt, die,
weil sie wie an anderen Punkten der Grenze Blutverwandte im Rücken haben,
bei dem ersten Signal des Kampfes zwischen Deutschland und dem Osten sich zu
unseren Feinden schlagen werden. — Die rechten wunden Stellen Deutschlands
liegen also hier, und traurig genug, es ist keine Aussicht auf eine Heilung vor¬
handen. Könnte man auf eine vernünftige östreichische Politik hoffen, die ihre
richtige Stellung zu Deutschland, die nothwendige Selbständigkeit beider auf der
einen Seite und ihre unauflösliche Verbindung auf der andern Seite, begriff und
darnach nach innen und außen manövrirte, so wäre sie freilich gegeben. Oestreich
hätte dann den Beruf, die eigenthümliche Entwicklung seiner nichtdeutschen Ele¬
mente mit Hilfe der deutschen Cultur innerhalb und außerhalb seiner Grenzen
freisinnig zu überwachen und allem Nativnalfanatismus, der in einem Bund mit
der Barbarei des Ostens seinen rohen Haß gegen die deutsche Cultur etwa zu
kühlen versucht wäre, mittelst seines ewigen Bundesgenossen, des deutschen Bun-
desstaats, niederzuhalten. Das jetzige östreichische System beschwört jedoch recht
eigentlich jene finsteren Mächte herauf, theilweise dnrch seine Bornirtheit, theil¬
weise aus Heimtücke gegen die Entwicklung Deutschlands, und aus unserem natür¬
lichen Verbündeten gegen den Osten ist bereits die erste feindliche Angriffscolonne
geworden.
Auf der ganzen Ostgrenzlinie ist alles noch im Werden, geht noch alles trüb
und confus durcheinander, wie es nicht anders sein kann, wenn ein Culturvolk
mit Barbaren zusammenstößt. Zwischen Culturvölkern, die auf gleicher oder ähn¬
licher Höhe der Gesittung stehen, kann dagegen eine derartige schwankende und
gebrochene Scheidung höchstens in den politischen Grenzlinien, niemals aber in
den ethnographischen möglich sein. Dies ist der Grund, warum unsere Karte im
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