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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.

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landwirthschaftlichen Lehranstalt zuzuwenden; die Unterstützungen des Staates, deren
sich schon früher unser Thaer zu erfreuen hatte, galten mehr dem genialen Mann,
als dem praktischen Landwirthe. Ein regeres Interesse sür die Landwirthschaft
machte sich zuerst unter dem Ministerium Arnim-Boitzenburg bemerklich, und wir
glauben nicht zu irren, wenn wir annehmen, daß es vorzugsweis den Einfluß
dieses Ministers zugeschrieben werden muß, daß der Staat im Jahre 1842 be¬
stimmte Fonds zur Hebung der landwirtschaftlichen Interessen auf sein Budget
brachte, und einer eigenen Behörde, dem Landesökonomie-Collegium, die zweck¬
mäßige Verwendung dieser Fonds übertrug. Unter Mitwirkung dieser Behörde
entstanden nnn auch wirklich mehrere höhere, und niedere landwirtschaftliche Lehr¬
anstalten, Musterwirthschaften und Gewerbschulen, deren Existenz indeß noch zu
neu ist, als daß ihr Einfluß schon ein allgemeiner hätte werden können. Doch,
wir halten uns sür ermächtigt, von der größeren oder geringeren Theilnahme der
einzelnen Provinzen an derartigen Instituten, auf die größere oder geringere
Strebsamkeit derselben zu schließe"; und mit Beschämung müssen wir in dieser
Beziehung bemerken, daß Schlesien auch hierin den andern Provinzen nachsteht;
denn für die Errichtung sogenannter Ackerbauschuleu -- bei dem umfangreichen
Nustiealbesitz und der großen Vernachlässigung seiner Bewirthschaftung grade hier
ein so dringendes Bedürfniß,-- fehlte es der Provinz Schlesien bis jetzt entweder
an Neigung, oder an geeigneten Privatunternehmern, so daß Schlesien mit seinen
12--15 Millionen Morgen Acker, Wiese und Weideland, sich zwar seit dem Jahre
1847 einer vom Staat errichteten höheren landwirtschaftlichen Lehranstalt in
ProScan in Oberschlesien, also eines Instituts für den größeren Grundbesitz er¬
freut, für den Unterricht des der Fläche nach mindestens eben so umfangreichen
S. Bauernstandes aber noch immer einer jeden Lehranstalt entbehrt.




Zur Charakteristik der Czechen.
Von einem Deutschböhmen.



Czechten ist wie eine Wolke, die vom Winde getrieben, bald zerrissen und
bald wieder zusammengeballt wird. Dunkler Schatten und unheimliches Licht dicht
bei einander; eben so viel Naivetät als Intrigue, Lächerlichkeit und finstrer Trotz,
Furcht und Uebermuth, kurz -- alle mögliche" Elemente von politischer Unmündigkeit
und künstlich erzeugten Fanatismus siud -hier zu einem Körper geballt, der nach
Außen nicht immer schön, nach Innen für die Deutschen den bittern Kern getäusch-


landwirthschaftlichen Lehranstalt zuzuwenden; die Unterstützungen des Staates, deren
sich schon früher unser Thaer zu erfreuen hatte, galten mehr dem genialen Mann,
als dem praktischen Landwirthe. Ein regeres Interesse sür die Landwirthschaft
machte sich zuerst unter dem Ministerium Arnim-Boitzenburg bemerklich, und wir
glauben nicht zu irren, wenn wir annehmen, daß es vorzugsweis den Einfluß
dieses Ministers zugeschrieben werden muß, daß der Staat im Jahre 1842 be¬
stimmte Fonds zur Hebung der landwirtschaftlichen Interessen auf sein Budget
brachte, und einer eigenen Behörde, dem Landesökonomie-Collegium, die zweck¬
mäßige Verwendung dieser Fonds übertrug. Unter Mitwirkung dieser Behörde
entstanden nnn auch wirklich mehrere höhere, und niedere landwirtschaftliche Lehr¬
anstalten, Musterwirthschaften und Gewerbschulen, deren Existenz indeß noch zu
neu ist, als daß ihr Einfluß schon ein allgemeiner hätte werden können. Doch,
wir halten uns sür ermächtigt, von der größeren oder geringeren Theilnahme der
einzelnen Provinzen an derartigen Instituten, auf die größere oder geringere
Strebsamkeit derselben zu schließe»; und mit Beschämung müssen wir in dieser
Beziehung bemerken, daß Schlesien auch hierin den andern Provinzen nachsteht;
denn für die Errichtung sogenannter Ackerbauschuleu — bei dem umfangreichen
Nustiealbesitz und der großen Vernachlässigung seiner Bewirthschaftung grade hier
ein so dringendes Bedürfniß,— fehlte es der Provinz Schlesien bis jetzt entweder
an Neigung, oder an geeigneten Privatunternehmern, so daß Schlesien mit seinen
12—15 Millionen Morgen Acker, Wiese und Weideland, sich zwar seit dem Jahre
1847 einer vom Staat errichteten höheren landwirtschaftlichen Lehranstalt in
ProScan in Oberschlesien, also eines Instituts für den größeren Grundbesitz er¬
freut, für den Unterricht des der Fläche nach mindestens eben so umfangreichen
S. Bauernstandes aber noch immer einer jeden Lehranstalt entbehrt.




Zur Charakteristik der Czechen.
Von einem Deutschböhmen.



Czechten ist wie eine Wolke, die vom Winde getrieben, bald zerrissen und
bald wieder zusammengeballt wird. Dunkler Schatten und unheimliches Licht dicht
bei einander; eben so viel Naivetät als Intrigue, Lächerlichkeit und finstrer Trotz,
Furcht und Uebermuth, kurz — alle mögliche« Elemente von politischer Unmündigkeit
und künstlich erzeugten Fanatismus siud -hier zu einem Körper geballt, der nach
Außen nicht immer schön, nach Innen für die Deutschen den bittern Kern getäusch-


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[0375] landwirthschaftlichen Lehranstalt zuzuwenden; die Unterstützungen des Staates, deren sich schon früher unser Thaer zu erfreuen hatte, galten mehr dem genialen Mann, als dem praktischen Landwirthe. Ein regeres Interesse sür die Landwirthschaft machte sich zuerst unter dem Ministerium Arnim-Boitzenburg bemerklich, und wir glauben nicht zu irren, wenn wir annehmen, daß es vorzugsweis den Einfluß dieses Ministers zugeschrieben werden muß, daß der Staat im Jahre 1842 be¬ stimmte Fonds zur Hebung der landwirtschaftlichen Interessen auf sein Budget brachte, und einer eigenen Behörde, dem Landesökonomie-Collegium, die zweck¬ mäßige Verwendung dieser Fonds übertrug. Unter Mitwirkung dieser Behörde entstanden nnn auch wirklich mehrere höhere, und niedere landwirtschaftliche Lehr¬ anstalten, Musterwirthschaften und Gewerbschulen, deren Existenz indeß noch zu neu ist, als daß ihr Einfluß schon ein allgemeiner hätte werden können. Doch, wir halten uns sür ermächtigt, von der größeren oder geringeren Theilnahme der einzelnen Provinzen an derartigen Instituten, auf die größere oder geringere Strebsamkeit derselben zu schließe»; und mit Beschämung müssen wir in dieser Beziehung bemerken, daß Schlesien auch hierin den andern Provinzen nachsteht; denn für die Errichtung sogenannter Ackerbauschuleu — bei dem umfangreichen Nustiealbesitz und der großen Vernachlässigung seiner Bewirthschaftung grade hier ein so dringendes Bedürfniß,— fehlte es der Provinz Schlesien bis jetzt entweder an Neigung, oder an geeigneten Privatunternehmern, so daß Schlesien mit seinen 12—15 Millionen Morgen Acker, Wiese und Weideland, sich zwar seit dem Jahre 1847 einer vom Staat errichteten höheren landwirtschaftlichen Lehranstalt in ProScan in Oberschlesien, also eines Instituts für den größeren Grundbesitz er¬ freut, für den Unterricht des der Fläche nach mindestens eben so umfangreichen S. Bauernstandes aber noch immer einer jeden Lehranstalt entbehrt. Zur Charakteristik der Czechen. Von einem Deutschböhmen. Czechten ist wie eine Wolke, die vom Winde getrieben, bald zerrissen und bald wieder zusammengeballt wird. Dunkler Schatten und unheimliches Licht dicht bei einander; eben so viel Naivetät als Intrigue, Lächerlichkeit und finstrer Trotz, Furcht und Uebermuth, kurz — alle mögliche« Elemente von politischer Unmündigkeit und künstlich erzeugten Fanatismus siud -hier zu einem Körper geballt, der nach Außen nicht immer schön, nach Innen für die Deutschen den bittern Kern getäusch-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279025/375>, abgerufen am 05.02.2025.