Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.arten, die uns schon zur Genüge bekannt sind. Im Wesentlichen kommt sie darauf Der einzige Grund, den Preußen für sein Verfahren anführen konnte, war Dieser Grund wäre aber nur dann stichhaltig, wenn zweierlei nachgewiesen Allein geschehene Dinge sind nicht ungeschehen zu machen. Die Ablehnung Nach der andern Seite hin dagegen müssen wir den preußischen Regierungen Das Streben des deutschen Volkes im März des vorigen Jahres ging auf Denn das Wesen eines constitutionellen Bundesstaats ist die einheitliche Re¬ Es war im Wesentlichen einerlei, ob man die Negierung einem der bestehen¬ arten, die uns schon zur Genüge bekannt sind. Im Wesentlichen kommt sie darauf Der einzige Grund, den Preußen für sein Verfahren anführen konnte, war Dieser Grund wäre aber nur dann stichhaltig, wenn zweierlei nachgewiesen Allein geschehene Dinge sind nicht ungeschehen zu machen. Die Ablehnung Nach der andern Seite hin dagegen müssen wir den preußischen Regierungen Das Streben des deutschen Volkes im März des vorigen Jahres ging auf Denn das Wesen eines constitutionellen Bundesstaats ist die einheitliche Re¬ Es war im Wesentlichen einerlei, ob man die Negierung einem der bestehen¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0362" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279388"/> <p xml:id="ID_1206" prev="#ID_1205"> arten, die uns schon zur Genüge bekannt sind. Im Wesentlichen kommt sie darauf<lb/> hinaus, daß die Demokraten mit dem Frankfurter Project zufrieden waren, und<lb/> daß es also wohl nichts getaugt haben wird: eine Behauptung, die sowohl in<lb/> ihrer Basis als in ihrer Folgerung eine irrige ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1207"> Der einzige Grund, den Preußen für sein Verfahren anführen konnte, war<lb/> der, daß der neue Bundesstaat nur unter der Bedingung eines freiwilligen und<lb/> offenen Anerkenntnisses von Seiten seiner sämmtlichen Mitglieder zu einem wahren<lb/> Gedeihen hätte kommen können, und daß dieses durch eine schonende Form sowie<lb/> durch möglichste Mäßigung in den Opfern, die man von den Einzelnen für das<lb/> Wohl des Ganzen verlangte, erkauft werden mußte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1208"> Dieser Grund wäre aber nur dann stichhaltig, wenn zweierlei nachgewiesen<lb/> wäre. Einmal, daß eine freiwillige Anerkenntniß der Verfassung vom 28. März<lb/> nicht zu erlangen gewesen sei; sodann, daß man dnrch die neue Form eine bessere<lb/> Grundlage gewonnen habe. Das erste ist freilich nachträglich nicht mehr zu er¬<lb/> weisen, allein es spricht dagegen die Erklärung der 28 Regierungen, denen Wür-<lb/> wnberg folgte, es spricht dagegen die Stimmung sämmtlicher Kammern. Das<lb/> letztere hat sich endlich durch die Aufschlüsse der Regierung selber am besten wie¬<lb/> derlegt: sie ist mit ihrer Diplomatie um keinen Schritt weiter gekommen, sie hat<lb/> sich mit dem Volk wie mit den Regierungen in einen nicht abzuleugnenden Con¬<lb/> flict gesetzt, ohne damit etwas gewonnen zu haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1209"> Allein geschehene Dinge sind nicht ungeschehen zu machen. Die Ablehnung<lb/> der Reichsverfassung war ein l-ut uecomnli, und es ist jetzt eine müssige Spielerei,<lb/> darüber nachzudenken, was hätte geschehen können, wenn sie nicht erfolgt wäre.</p><lb/> <p xml:id="ID_1210"> Nach der andern Seite hin dagegen müssen wir den preußischen Regierungen<lb/> überall Recht geben, und nur bedauern, daß sie in der Nachgiebigkeit gegen ihre<lb/> Gegner viel zu weit gegangen ist. Folgende Betrachtungen werden unsere Behaup¬<lb/> tung rechtfertigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1211"> Das Streben des deutschen Volkes im März des vorigen Jahres ging auf<lb/> die Verwandlung des bisherigen Staatenbundes in einen konstitutionellen Bundes¬<lb/> staat. In diesem Streben wußte nur eine Partei, was sie wollte: die republi¬<lb/> kanische; die gemäßigte Partei wußte es nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1212"> Denn das Wesen eines constitutionellen Bundesstaats ist die einheitliche Re¬<lb/> gierung, welche die volle Souveränität nur mit der Volksvertretung theilt, der<lb/> sie verantwortlich ist. Dies war für Deutschland nur unter der Bedingung mög¬<lb/> lich, daß die außerdeutschen Provinzen von Oestreich getrennt und daß die Sou¬<lb/> veränität der einzelnen deutschen Staaten, Oestreich und Preußen mit eingeschlossen,<lb/> aufgehoben würde. Schon das Fortbestehen der Personalunion zwischen Ungarn<lb/> und Oestreich war eine Concession, die eigentlich das Wesen der Sache aufhob.</p><lb/> <p xml:id="ID_1213" next="#ID_1214"> Es war im Wesentlichen einerlei, ob man die Negierung einem der bestehen¬<lb/> den Staaten oder einem neu zu bildenden Kaiserthum oder geradezu dem Paria-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0362]
arten, die uns schon zur Genüge bekannt sind. Im Wesentlichen kommt sie darauf
hinaus, daß die Demokraten mit dem Frankfurter Project zufrieden waren, und
daß es also wohl nichts getaugt haben wird: eine Behauptung, die sowohl in
ihrer Basis als in ihrer Folgerung eine irrige ist.
Der einzige Grund, den Preußen für sein Verfahren anführen konnte, war
der, daß der neue Bundesstaat nur unter der Bedingung eines freiwilligen und
offenen Anerkenntnisses von Seiten seiner sämmtlichen Mitglieder zu einem wahren
Gedeihen hätte kommen können, und daß dieses durch eine schonende Form sowie
durch möglichste Mäßigung in den Opfern, die man von den Einzelnen für das
Wohl des Ganzen verlangte, erkauft werden mußte.
Dieser Grund wäre aber nur dann stichhaltig, wenn zweierlei nachgewiesen
wäre. Einmal, daß eine freiwillige Anerkenntniß der Verfassung vom 28. März
nicht zu erlangen gewesen sei; sodann, daß man dnrch die neue Form eine bessere
Grundlage gewonnen habe. Das erste ist freilich nachträglich nicht mehr zu er¬
weisen, allein es spricht dagegen die Erklärung der 28 Regierungen, denen Wür-
wnberg folgte, es spricht dagegen die Stimmung sämmtlicher Kammern. Das
letztere hat sich endlich durch die Aufschlüsse der Regierung selber am besten wie¬
derlegt: sie ist mit ihrer Diplomatie um keinen Schritt weiter gekommen, sie hat
sich mit dem Volk wie mit den Regierungen in einen nicht abzuleugnenden Con¬
flict gesetzt, ohne damit etwas gewonnen zu haben.
Allein geschehene Dinge sind nicht ungeschehen zu machen. Die Ablehnung
der Reichsverfassung war ein l-ut uecomnli, und es ist jetzt eine müssige Spielerei,
darüber nachzudenken, was hätte geschehen können, wenn sie nicht erfolgt wäre.
Nach der andern Seite hin dagegen müssen wir den preußischen Regierungen
überall Recht geben, und nur bedauern, daß sie in der Nachgiebigkeit gegen ihre
Gegner viel zu weit gegangen ist. Folgende Betrachtungen werden unsere Behaup¬
tung rechtfertigen.
Das Streben des deutschen Volkes im März des vorigen Jahres ging auf
die Verwandlung des bisherigen Staatenbundes in einen konstitutionellen Bundes¬
staat. In diesem Streben wußte nur eine Partei, was sie wollte: die republi¬
kanische; die gemäßigte Partei wußte es nicht.
Denn das Wesen eines constitutionellen Bundesstaats ist die einheitliche Re¬
gierung, welche die volle Souveränität nur mit der Volksvertretung theilt, der
sie verantwortlich ist. Dies war für Deutschland nur unter der Bedingung mög¬
lich, daß die außerdeutschen Provinzen von Oestreich getrennt und daß die Sou¬
veränität der einzelnen deutschen Staaten, Oestreich und Preußen mit eingeschlossen,
aufgehoben würde. Schon das Fortbestehen der Personalunion zwischen Ungarn
und Oestreich war eine Concession, die eigentlich das Wesen der Sache aufhob.
Es war im Wesentlichen einerlei, ob man die Negierung einem der bestehen¬
den Staaten oder einem neu zu bildenden Kaiserthum oder geradezu dem Paria-
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