Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.ihres Lebens hinaus, und in diesem Fall ist es ebenfalls ziemlich willkürlich, wie Was hier gesagt wurde, ist so wenig als möglich schematisire; es kam darauf Zum Schluß noch eine Erklärung. Die Ausdrücke wirksam und gut sind zu¬ Was hier dargestellt wurde, sind organische Gesetze; Lebensbedingungen des Der junge Kaiser und sein Volk. Aus Böhmen. Es ist jetzt einen Monat her, da sandte der junge Kaiser von Oestreich ein Ja, es war das liebevollste, freundlichste Wort, welches die östreichischen Völ¬ ihres Lebens hinaus, und in diesem Fall ist es ebenfalls ziemlich willkürlich, wie Was hier gesagt wurde, ist so wenig als möglich schematisire; es kam darauf Zum Schluß noch eine Erklärung. Die Ausdrücke wirksam und gut sind zu¬ Was hier dargestellt wurde, sind organische Gesetze; Lebensbedingungen des Der junge Kaiser und sein Volk. Aus Böhmen. Es ist jetzt einen Monat her, da sandte der junge Kaiser von Oestreich ein Ja, es war das liebevollste, freundlichste Wort, welches die östreichischen Völ¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0030" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279056"/> <p xml:id="ID_52" prev="#ID_51"> ihres Lebens hinaus, und in diesem Fall ist es ebenfalls ziemlich willkürlich, wie<lb/> man sie im Stück enden läßt. Ich denke hier nicht an Tasso und Nathan, son¬<lb/> dern an einige neue Schauspiele. In beiden Fällen ist im Stoff selbst, oder in<lb/> der Behaudlung der Charaktere etwas Uukünstlerisches.</p><lb/> <p xml:id="ID_53"> Was hier gesagt wurde, ist so wenig als möglich schematisire; es kam darauf<lb/> an, grade das zu sagen, was in unsern ästhetischen Lehrbüchern nicht zu lesen ist.<lb/> Außer der „Handlung" in einem Drama, über deren Beschaffenheit und Einthei-<lb/> lung hier gesprochen ist, lasse» sich ähnliche technische Bemerkungen über die dra¬<lb/> matischen Charaktere, die Situationen, die Form der Stücke machen; nehmen un¬<lb/> sere Leser diese Zeilen wohlwollend auf, so werden die Grenzboten den Muth be¬<lb/> komme», mehr darüber zu bringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_54"> Zum Schluß noch eine Erklärung. Die Ausdrücke wirksam und gut sind zu¬<lb/> weilen als gleichbedeutend gebraucht, vom Standpunkt der Kunst ist kein großer<lb/> Unterschied zwischen beiden. Allerdings kann ein Stück sehr wirksam sein und doch<lb/> noch keinen Kunstwerth haben, aber umgekehrt ist kein Stück gut, wenn es nicht<lb/> bei erträglicher Darstellung — wirksam ist. Wir Deutsche sind vielleicht das einzige<lb/> Volk, welches gegen diese einfache Wahrheit protestiren wird. Auch sie sollte<lb/> durch das, was hier gesagt ist, bewiesen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_55"> Was hier dargestellt wurde, sind organische Gesetze; Lebensbedingungen des<lb/> Dramas. Wo sich im Reiche lebendiger Organismen ein Gesetz findet, steht die<lb/> Ausnahme dicht daneben. Es ist möglich, daß ein Theaterstück wirksam und vor¬<lb/> trefflich werde, wen» es auch ein oder den ander» dieser Grundsätze nicht darstellt;<lb/> wir haben z. B. viele Stücke ohne erregendes Moment, ja sogar einige ohne oder<lb/> mit sehr schwacher Umkehr, welche in grader Linie bis zum Ende fortgehen und<lb/> doch zu fesseln wissen. Diese haben natürlich andere glänzende Seiten, welche solchen<lb/> Mangel vergessen machen. Wer aber den Dichterorganismus des Dramas verstehen<lb/> will, der studire die Gesetze desselben, und nicht die Ausnahmen in Shakespeare,<lb/> Lessing und Iffland, die drei Dichter sind für uns Deutsche die größten Techniker.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der junge Kaiser und sein Volk.<lb/> Aus Böhmen.</head><lb/> <p xml:id="ID_56"> Es ist jetzt einen Monat her, da sandte der junge Kaiser von Oestreich ein<lb/> Handschreiben an den Fürsten Paskewitsch, ein Billet voll von herzlicher Hochach¬<lb/> tung und gütiger Freundlichkeit. Es war nach seiner Reise nach Warschau, und<lb/> das Schreiben wurde durch ein Ordenskreuz in Brillanten begleitet.</p><lb/> <p xml:id="ID_57" next="#ID_58"> Ja, es war das liebevollste, freundlichste Wort, welches die östreichischen Völ¬<lb/> ker bis jetzt von Franz Joseph gelesen haben. Es war an einen Fremden, einen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
ihres Lebens hinaus, und in diesem Fall ist es ebenfalls ziemlich willkürlich, wie
man sie im Stück enden läßt. Ich denke hier nicht an Tasso und Nathan, son¬
dern an einige neue Schauspiele. In beiden Fällen ist im Stoff selbst, oder in
der Behaudlung der Charaktere etwas Uukünstlerisches.
Was hier gesagt wurde, ist so wenig als möglich schematisire; es kam darauf
an, grade das zu sagen, was in unsern ästhetischen Lehrbüchern nicht zu lesen ist.
Außer der „Handlung" in einem Drama, über deren Beschaffenheit und Einthei-
lung hier gesprochen ist, lasse» sich ähnliche technische Bemerkungen über die dra¬
matischen Charaktere, die Situationen, die Form der Stücke machen; nehmen un¬
sere Leser diese Zeilen wohlwollend auf, so werden die Grenzboten den Muth be¬
komme», mehr darüber zu bringen.
Zum Schluß noch eine Erklärung. Die Ausdrücke wirksam und gut sind zu¬
weilen als gleichbedeutend gebraucht, vom Standpunkt der Kunst ist kein großer
Unterschied zwischen beiden. Allerdings kann ein Stück sehr wirksam sein und doch
noch keinen Kunstwerth haben, aber umgekehrt ist kein Stück gut, wenn es nicht
bei erträglicher Darstellung — wirksam ist. Wir Deutsche sind vielleicht das einzige
Volk, welches gegen diese einfache Wahrheit protestiren wird. Auch sie sollte
durch das, was hier gesagt ist, bewiesen werden.
Was hier dargestellt wurde, sind organische Gesetze; Lebensbedingungen des
Dramas. Wo sich im Reiche lebendiger Organismen ein Gesetz findet, steht die
Ausnahme dicht daneben. Es ist möglich, daß ein Theaterstück wirksam und vor¬
trefflich werde, wen» es auch ein oder den ander» dieser Grundsätze nicht darstellt;
wir haben z. B. viele Stücke ohne erregendes Moment, ja sogar einige ohne oder
mit sehr schwacher Umkehr, welche in grader Linie bis zum Ende fortgehen und
doch zu fesseln wissen. Diese haben natürlich andere glänzende Seiten, welche solchen
Mangel vergessen machen. Wer aber den Dichterorganismus des Dramas verstehen
will, der studire die Gesetze desselben, und nicht die Ausnahmen in Shakespeare,
Lessing und Iffland, die drei Dichter sind für uns Deutsche die größten Techniker.
Der junge Kaiser und sein Volk.
Aus Böhmen.
Es ist jetzt einen Monat her, da sandte der junge Kaiser von Oestreich ein
Handschreiben an den Fürsten Paskewitsch, ein Billet voll von herzlicher Hochach¬
tung und gütiger Freundlichkeit. Es war nach seiner Reise nach Warschau, und
das Schreiben wurde durch ein Ordenskreuz in Brillanten begleitet.
Ja, es war das liebevollste, freundlichste Wort, welches die östreichischen Völ¬
ker bis jetzt von Franz Joseph gelesen haben. Es war an einen Fremden, einen
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