Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.Pointe fehlte noch. Lamartine fand sie, indem er auf Abschaffung der Todes¬ Ich habe den Inhalt des Werkes, der viel zu denken gibt, nur oberflächlich Wenn Lamartine nicht seiner ganzen Natur nach zu sanguinisch wäre, nicht Schleswig-Holstein und Preußen. Das Blatt hat es vermieden, den ersten Schrei des Unwillens über den preu¬ Die Tagespresse hat ihre Pflicht gethan, die Bedingungen des Waffenstill- Pointe fehlte noch. Lamartine fand sie, indem er auf Abschaffung der Todes¬ Ich habe den Inhalt des Werkes, der viel zu denken gibt, nur oberflächlich Wenn Lamartine nicht seiner ganzen Natur nach zu sanguinisch wäre, nicht Schleswig-Holstein und Preußen. Das Blatt hat es vermieden, den ersten Schrei des Unwillens über den preu¬ Die Tagespresse hat ihre Pflicht gethan, die Bedingungen des Waffenstill- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0219" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279245"/> <p xml:id="ID_702" prev="#ID_701"> Pointe fehlte noch. Lamartine fand sie, indem er auf Abschaffung der Todes¬<lb/> strafe antrug.</p><lb/> <p xml:id="ID_703"> Ich habe den Inhalt des Werkes, der viel zu denken gibt, nur oberflächlich<lb/> berührt, um ihn wieder aufzunehmen, sobald eine Fortsetzung dieses denkwürdigen<lb/> Beitrags zu den Verwirrungen unsers Jahrhunderts uns vorliegt.</p><lb/> <p xml:id="ID_704"> Wenn Lamartine nicht seiner ganzen Natur nach zu sanguinisch wäre, nicht<lb/> zu geneigt, in die unmittelbaren Zustände und Stimmungen völlig aufzugehen,<lb/> um den scharfen Kontrast der Gegenwart und VcrganAcnheit mit dem Ernst zu<lb/> empfinden, wie er einem tragischen Conflict geziemt, so müßte die suffisance sei¬<lb/> nes Wesens im Verlauf seines Werkes stark erschüttert werden. Die Führer der<lb/> Revolution haben sich als unfähig bewiesen, sie zu bändigen, wie sie zu leiten;<lb/> das Militär hat dem wilden französischen Gaul Zügel und Gebiß angelegt. Die<lb/> Vertreter des Volks, hervorgegangen aus dem allgemeinen Stimmrecht, haben<lb/> gegen die Revolution Protest eingelegt, die träumerische rothe Fahne der absolu¬<lb/> ten Republik liegt zerfetzt unter den Trümmern des alten Königthums, ihre An¬<lb/> hänger weilen im Kerker oder in der Verbannung, und die Tricolore breitet sich<lb/> nur uoch wie ein matter Flor über deu Silberglanz der weißen Lilien. Noch hallt<lb/> der Kanonendonner von Rom, der die Vernichtung der Republik durch ein fran¬<lb/> zösisches Heer, die Restauration des Nachfolgers Christi deu Völkern verkündet.<lb/> Vielleicht wird noch der Tag kommen, wo Lamartine sich seiner Jngend erinnert,<lb/> wo er als loyaler Edelmann die Sache des alten Hauses vertrat, und er wird<lb/> seine Lyra wieder hervorsuchen und ein Lied anstimmen zur Feier der schönen<lb/> Frau, für deren mütterliche Rechte er mit so ritterlicher Galanterie in die Schran¬<lb/> ken getreten ist, bis er sie im entscheidenden Augenblick der Republik opfert, oder<lb/> für die andere, mehr legitime und mehr romantische Fürstin, deren Beschimpfung<lb/> durch das Juliköniglhmn er als einen der moralischen Gründe angeführt hat, daß<lb/> Louis Philipp gefallen ist. Schon meldete ein Blatt die Rückkehr der Herzogin<lb/> von Berry, und die legitimistische Gazette de France begnügte sich mit der Er¬<lb/> wiederung : i?-t8 vncore!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Schleswig-Holstein und Preußen.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_705"> Das Blatt hat es vermieden, den ersten Schrei des Unwillens über den preu¬<lb/> ßischen Vertrag mit Dänemark zu wiederholen; es ist schwer besonnen zu sein,<lb/> wenn die Nöthe der Schaam auf den Wangen liegt.</p><lb/> <p xml:id="ID_706" next="#ID_707"> Die Tagespresse hat ihre Pflicht gethan, die Bedingungen des Waffenstill-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0219]
Pointe fehlte noch. Lamartine fand sie, indem er auf Abschaffung der Todes¬
strafe antrug.
Ich habe den Inhalt des Werkes, der viel zu denken gibt, nur oberflächlich
berührt, um ihn wieder aufzunehmen, sobald eine Fortsetzung dieses denkwürdigen
Beitrags zu den Verwirrungen unsers Jahrhunderts uns vorliegt.
Wenn Lamartine nicht seiner ganzen Natur nach zu sanguinisch wäre, nicht
zu geneigt, in die unmittelbaren Zustände und Stimmungen völlig aufzugehen,
um den scharfen Kontrast der Gegenwart und VcrganAcnheit mit dem Ernst zu
empfinden, wie er einem tragischen Conflict geziemt, so müßte die suffisance sei¬
nes Wesens im Verlauf seines Werkes stark erschüttert werden. Die Führer der
Revolution haben sich als unfähig bewiesen, sie zu bändigen, wie sie zu leiten;
das Militär hat dem wilden französischen Gaul Zügel und Gebiß angelegt. Die
Vertreter des Volks, hervorgegangen aus dem allgemeinen Stimmrecht, haben
gegen die Revolution Protest eingelegt, die träumerische rothe Fahne der absolu¬
ten Republik liegt zerfetzt unter den Trümmern des alten Königthums, ihre An¬
hänger weilen im Kerker oder in der Verbannung, und die Tricolore breitet sich
nur uoch wie ein matter Flor über deu Silberglanz der weißen Lilien. Noch hallt
der Kanonendonner von Rom, der die Vernichtung der Republik durch ein fran¬
zösisches Heer, die Restauration des Nachfolgers Christi deu Völkern verkündet.
Vielleicht wird noch der Tag kommen, wo Lamartine sich seiner Jngend erinnert,
wo er als loyaler Edelmann die Sache des alten Hauses vertrat, und er wird
seine Lyra wieder hervorsuchen und ein Lied anstimmen zur Feier der schönen
Frau, für deren mütterliche Rechte er mit so ritterlicher Galanterie in die Schran¬
ken getreten ist, bis er sie im entscheidenden Augenblick der Republik opfert, oder
für die andere, mehr legitime und mehr romantische Fürstin, deren Beschimpfung
durch das Juliköniglhmn er als einen der moralischen Gründe angeführt hat, daß
Louis Philipp gefallen ist. Schon meldete ein Blatt die Rückkehr der Herzogin
von Berry, und die legitimistische Gazette de France begnügte sich mit der Er¬
wiederung : i?-t8 vncore!
Schleswig-Holstein und Preußen.
Das Blatt hat es vermieden, den ersten Schrei des Unwillens über den preu¬
ßischen Vertrag mit Dänemark zu wiederholen; es ist schwer besonnen zu sein,
wenn die Nöthe der Schaam auf den Wangen liegt.
Die Tagespresse hat ihre Pflicht gethan, die Bedingungen des Waffenstill-
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