Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.Daneben spricht man von neuen Steuern, von einem Zwangsanlehen und die Wir haben endlich Papieranweisungen zu 6 und 10 kr. Diese sind deswe¬ Urtheilen Sie uach dem allen, ob ein offener Banquerott verderblicher sein kann. Als Ersatz für alles hingeopferte Geld und Blut steht das Protektorat Ru߬ Bilder von der Armee des Barus. i. Karlowitz und der Patriarch. Ans einem Bauerwagen, dem gewöhnlichen Gespann der Grenze, flog ich Daneben spricht man von neuen Steuern, von einem Zwangsanlehen und die Wir haben endlich Papieranweisungen zu 6 und 10 kr. Diese sind deswe¬ Urtheilen Sie uach dem allen, ob ein offener Banquerott verderblicher sein kann. Als Ersatz für alles hingeopferte Geld und Blut steht das Protektorat Ru߬ Bilder von der Armee des Barus. i. Karlowitz und der Patriarch. Ans einem Bauerwagen, dem gewöhnlichen Gespann der Grenze, flog ich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0202" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279228"/> <p xml:id="ID_647" prev="#ID_646"> Daneben spricht man von neuen Steuern, von einem Zwangsanlehen und die<lb/> Lebensmittel steigen in furchtbarer Progression.</p><lb/> <p xml:id="ID_648"> Wir haben endlich Papieranweisungen zu 6 und 10 kr. Diese sind deswe¬<lb/> gen mit einer Seriennummer versehen, weil eine gewisse Anzahl Serien alle Vier¬<lb/> teljahr gezogen werden sollen. Die Gezogenen werden gegen Scheidemünze 6 kr.<lb/> ausgewechselt. — Diese Scheidemünze ist aber notorisch blos 3 kr. werth. Man<lb/> muß demnach das seltene Glück haben, in der Lotterie zu gewinnen, um blos<lb/> die Hälfte seines Vermögens zu verlieren.</p><lb/> <p xml:id="ID_649"> Urtheilen Sie uach dem allen, ob ein offener Banquerott verderblicher sein kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_650"> Als Ersatz für alles hingeopferte Geld und Blut steht das Protektorat Ru߬<lb/> lands dem pazifizirten (!) Oestreich in Aussicht. Wir fühlen's, daß wir verloren<lb/> sind, und müssen die schmerzliche Ueberzeugung dazu tragen, daß Deutschland mit<lb/> uns verloren ist. Wenn Ungarn siegt, verlieren wir noch das zweite Dritttheil<lb/> unseres Wohlstandes, aber die Freiheit des Westens ist nicht bedroht, und wir<lb/> dürfen wieder über die Grenze hinüberschielen, und den bescheidnen Wunsch hegen,<lb/> ans dem Wrak der Monarchie in den Hafenplatz unseres deutschen Vaterlandes<lb/> aufgenommen zu werden. Man sollte den Oestreichs nicht tadeln, daß er sein<lb/> materielles Interesse vergißt, wo es die Freiheit eines Welttheils gilt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Bilder von der Armee des Barus.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> i.<lb/> Karlowitz und der Patriarch.</head><lb/> <p xml:id="ID_651" next="#ID_652"> Ans einem Bauerwagen, dem gewöhnlichen Gespann der Grenze, flog ich<lb/> von Semlin anf Karlowitz zu. Die Fluthen der Donau glänzten mir im Abend¬<lb/> licht entgegen und der slavische Postenruf zwang mein Rößlein zum Stehn. Ein<lb/> Dutzend Rothmäntel lagerte am Ufer, da, wo die Dampfschiffe anhalten; lustig<lb/> flackerte ein Wachtfeuer in die Höhe, und von einem Bündel dürren Nebenholzes<lb/> erhob sich majestätisch der Arambassa, mir die Papiere zu prüfen. Er studirte<lb/> lange und sah dabei sehr schwermüthig aus, vou Zeit zu Zeit besahen wir einan-<lb/> der prüfend die Schnurrbärte, dann warf e r die Augen wieder auf das Papier,<lb/> ich auf die gelbe Fluth und den blanken Dämpfer, die Dura, welche die Serben<lb/> gleich im Anfang ihrer Erhebung den Magyaren abgenommen haben. Sein Schlot<lb/> rauchte und eine Anzahl Grenzer schleppte Gewehre und Munition an Bord,<lb/> welche nach einem der Lager im Banat bestimmt waren. Endlich hatte sich der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0202]
Daneben spricht man von neuen Steuern, von einem Zwangsanlehen und die
Lebensmittel steigen in furchtbarer Progression.
Wir haben endlich Papieranweisungen zu 6 und 10 kr. Diese sind deswe¬
gen mit einer Seriennummer versehen, weil eine gewisse Anzahl Serien alle Vier¬
teljahr gezogen werden sollen. Die Gezogenen werden gegen Scheidemünze 6 kr.
ausgewechselt. — Diese Scheidemünze ist aber notorisch blos 3 kr. werth. Man
muß demnach das seltene Glück haben, in der Lotterie zu gewinnen, um blos
die Hälfte seines Vermögens zu verlieren.
Urtheilen Sie uach dem allen, ob ein offener Banquerott verderblicher sein kann.
Als Ersatz für alles hingeopferte Geld und Blut steht das Protektorat Ru߬
lands dem pazifizirten (!) Oestreich in Aussicht. Wir fühlen's, daß wir verloren
sind, und müssen die schmerzliche Ueberzeugung dazu tragen, daß Deutschland mit
uns verloren ist. Wenn Ungarn siegt, verlieren wir noch das zweite Dritttheil
unseres Wohlstandes, aber die Freiheit des Westens ist nicht bedroht, und wir
dürfen wieder über die Grenze hinüberschielen, und den bescheidnen Wunsch hegen,
ans dem Wrak der Monarchie in den Hafenplatz unseres deutschen Vaterlandes
aufgenommen zu werden. Man sollte den Oestreichs nicht tadeln, daß er sein
materielles Interesse vergißt, wo es die Freiheit eines Welttheils gilt.
Bilder von der Armee des Barus.
i.
Karlowitz und der Patriarch.
Ans einem Bauerwagen, dem gewöhnlichen Gespann der Grenze, flog ich
von Semlin anf Karlowitz zu. Die Fluthen der Donau glänzten mir im Abend¬
licht entgegen und der slavische Postenruf zwang mein Rößlein zum Stehn. Ein
Dutzend Rothmäntel lagerte am Ufer, da, wo die Dampfschiffe anhalten; lustig
flackerte ein Wachtfeuer in die Höhe, und von einem Bündel dürren Nebenholzes
erhob sich majestätisch der Arambassa, mir die Papiere zu prüfen. Er studirte
lange und sah dabei sehr schwermüthig aus, vou Zeit zu Zeit besahen wir einan-
der prüfend die Schnurrbärte, dann warf e r die Augen wieder auf das Papier,
ich auf die gelbe Fluth und den blanken Dämpfer, die Dura, welche die Serben
gleich im Anfang ihrer Erhebung den Magyaren abgenommen haben. Sein Schlot
rauchte und eine Anzahl Grenzer schleppte Gewehre und Munition an Bord,
welche nach einem der Lager im Banat bestimmt waren. Endlich hatte sich der
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