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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.

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einer Schein-Existenz soll man nicht viel Aufhebens machen, aber man hat die
verbündeten deutschen Staaten, man hat die Herzogthümer nicht gefragt und könnte
so leicht in die Lage kommen, entweder mit Gemalt die deutschen Brüder zur
Unterwerfung unter einen fremden Fürsten zu zwingen, oder ruhig zuzusehn, wie
die deutschen Heere sich in einem Kriege verbluten, den Preußen angefangen hat.

Endlich ist der Inhalt des Friedens nicht nur viel schimpflicher sür Deutsch¬
land, als der von Malmö -- denn die Union der Herzogthümer, der von dem
König von Preußen selbst anerkannte Grund des Krieges, ist aufgehoben -- son¬
dern er ist auch unter all deu Möglichkeiten einer Ausgleichung entgegenstehender
Ansprüche die widerspruchvollste, die unhaltbarste. Er bringt einen geradezu un¬
erträglichen und daher unmöglichen Zustand mit sich, und muß nothwendig zur
Erneuerung des Krieges führen.

Was die preußische Regierung bestimmt hat, ist zwar sehr verschiedener Na¬
tur. Scheu vor Rußland, vielleicht vor Frankreich; Nachgiebigkeit gegen die eng¬
lischen Vermittler, Rücksicht ans den leidenden Handel, auf die geringen Chancen
eines immer nur mit halben Maßregeln zu führenden Krieges; dann Abneigung
gegen den revolutionären Ursprung des Krieges; doctrinäre Vorliebe für den legi¬
timen König von Dänemark u. s. w.; aber die öffentliche Meinung wird immer
nur zwei Punkte im Auge behalten: Preußen hat Furcht vor dem Ausland, und
Preußen hat kein Herz für die deutsche Sache.

Und verdient ein solcher Staat, die Hegemonie über eine edle Nation zu
haben? Wird sie ihren Scepter einer zitternden Hand, einem unredlich 'Kerzen
anvertrauen? Man fügt sich einer despotischen Gewalt, wenn man sie verehren
muß, indem man sie haßt; aber ein Despotismus ohne Größe hat keine Dauer.




Gin C u r i o f n in.



Neue Soldatenlieder. (Mit dem Kreuz der Neuen Preußischen). Erfurt
1849.

Wie im vorigen Jahr den Grimassen unserer rothen Freunde, müssen wir
jetzt denen unserer schwarzweißen Geliebten unsere Aufmerksamkeit schenken. Sie
sind nicht ohne Interesse. Man höre folgendes Kriegslied. ^


Es schwang sich von der Ostsee flachem Strand
Ein kühner Adler auf.
Er schwebte hehr und mächtig ob dem Land,
Wir schauten froh hinauf. (Wie in ter Vignette abgebildet.)

einer Schein-Existenz soll man nicht viel Aufhebens machen, aber man hat die
verbündeten deutschen Staaten, man hat die Herzogthümer nicht gefragt und könnte
so leicht in die Lage kommen, entweder mit Gemalt die deutschen Brüder zur
Unterwerfung unter einen fremden Fürsten zu zwingen, oder ruhig zuzusehn, wie
die deutschen Heere sich in einem Kriege verbluten, den Preußen angefangen hat.

Endlich ist der Inhalt des Friedens nicht nur viel schimpflicher sür Deutsch¬
land, als der von Malmö — denn die Union der Herzogthümer, der von dem
König von Preußen selbst anerkannte Grund des Krieges, ist aufgehoben — son¬
dern er ist auch unter all deu Möglichkeiten einer Ausgleichung entgegenstehender
Ansprüche die widerspruchvollste, die unhaltbarste. Er bringt einen geradezu un¬
erträglichen und daher unmöglichen Zustand mit sich, und muß nothwendig zur
Erneuerung des Krieges führen.

Was die preußische Regierung bestimmt hat, ist zwar sehr verschiedener Na¬
tur. Scheu vor Rußland, vielleicht vor Frankreich; Nachgiebigkeit gegen die eng¬
lischen Vermittler, Rücksicht ans den leidenden Handel, auf die geringen Chancen
eines immer nur mit halben Maßregeln zu führenden Krieges; dann Abneigung
gegen den revolutionären Ursprung des Krieges; doctrinäre Vorliebe für den legi¬
timen König von Dänemark u. s. w.; aber die öffentliche Meinung wird immer
nur zwei Punkte im Auge behalten: Preußen hat Furcht vor dem Ausland, und
Preußen hat kein Herz für die deutsche Sache.

Und verdient ein solcher Staat, die Hegemonie über eine edle Nation zu
haben? Wird sie ihren Scepter einer zitternden Hand, einem unredlich 'Kerzen
anvertrauen? Man fügt sich einer despotischen Gewalt, wenn man sie verehren
muß, indem man sie haßt; aber ein Despotismus ohne Größe hat keine Dauer.




Gin C u r i o f n in.



Neue Soldatenlieder. (Mit dem Kreuz der Neuen Preußischen). Erfurt
1849.

Wie im vorigen Jahr den Grimassen unserer rothen Freunde, müssen wir
jetzt denen unserer schwarzweißen Geliebten unsere Aufmerksamkeit schenken. Sie
sind nicht ohne Interesse. Man höre folgendes Kriegslied. ^


Es schwang sich von der Ostsee flachem Strand
Ein kühner Adler auf.
Er schwebte hehr und mächtig ob dem Land,
Wir schauten froh hinauf. (Wie in ter Vignette abgebildet.)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279025/182>, abgerufen am 05.02.2025.