Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.viel entschiedener und compakter auftreten, sie wird, wenn sie nicht gar die Ma¬ Diese "I>1iäno" wird den Schwerpunkt der Kammer bilden, nicht nur was Wir setzen also den Fall, die konstitutionelle Opposition habe, im Verein rosenrothe oder Luisengrad (nach der hochseligen Königin), 4) der himmelblaue oder
Elisabcthgrad (nach unserer jetzigen Königin). Die Bundesverwaltung besteht aus dem Vor¬ sitzer, dem ein, kleiner Rath von 12 Mannern und ein großer Rath von 36 Damen zur Seite steht. Dieser weibliche Treubund wird auch eine Zeitung herausgeben. viel entschiedener und compakter auftreten, sie wird, wenn sie nicht gar die Ma¬ Diese „I>1iäno" wird den Schwerpunkt der Kammer bilden, nicht nur was Wir setzen also den Fall, die konstitutionelle Opposition habe, im Verein rosenrothe oder Luisengrad (nach der hochseligen Königin), 4) der himmelblaue oder
Elisabcthgrad (nach unserer jetzigen Königin). Die Bundesverwaltung besteht aus dem Vor¬ sitzer, dem ein, kleiner Rath von 12 Mannern und ein großer Rath von 36 Damen zur Seite steht. Dieser weibliche Treubund wird auch eine Zeitung herausgeben. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0178" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279204"/> <p xml:id="ID_558" prev="#ID_557"> viel entschiedener und compakter auftreten, sie wird, wenn sie nicht gar die Ma¬<lb/> jorität gewinnen sollte, was gar nicht unmöglich ist, eine nltraroyalistische Oppo¬<lb/> sition bilden, die ihren principiellen Kampf gegen die Revolution auch aus den<lb/> letzten Erben derselben, das Ministerium Manteuffel ausdehnen wird. In diesem<lb/> Falle wird die „liberale" Regierung am Ende zu der ersten Kammer ihre Zu¬<lb/> flucht zu nehmen haben. Indeß ist auf diesen äußersten Fall darum weniger zu<lb/> rechnen, da voraussichtlich ein ziemlich starkes Centrum von Konservativen K tout<lb/> I»,-ix sich bilden wird, die mit dein Ministerium gehn, weil es die Demokraten<lb/> nicht aufkommen läßt, die sich aber vor dem Pietismus der Herren Bismark-<lb/> Schönhausen und Kleist-Neetzow ebenso entsetzen, als vor den abenteuerlichen Doc-<lb/> trinen der Herren Stahl und Leo, die wir mit Bestimmtheit hoffen in dieser wun-<lb/> derbaren Kammer figuriren zu sehn.</p><lb/> <p xml:id="ID_559"> Diese „I>1iäno" wird den Schwerpunkt der Kammer bilden, nicht nur was<lb/> die Gesinnung, sondern auch was den Bildungsgrad betrifft, der größere Theil<lb/> der ehemaligen Kapacitäten hat sich selber ausgeschlossen und schon ist die conser-<lb/> vative Presse beschäftigt, die gutgesinnten Michel Mroze aufzufinden, welche in<lb/> der Kammer nicht räsonniren, sondern ihren Patriotismus durch ein lautes und<lb/> energisches Ja zu bethätigen wissen. Schon warnt mau vor den Ideologen, den<lb/> Professoren, den Juristen u. f. w., und weist auf die tüchtigen Fleischermeister<lb/> und Schenkwirthe hin, die durch ihre parlamentarische Thätigkeit dem Lande we¬<lb/> nigstens nicht viel Zeit und Geld kosten werden. Reden werden sie schon, aber<lb/> verwegen und kurz, gleichviel, wie witzig, wenn es nur beredt und voll Em¬<lb/> pfindung ist. Was ihnen an Worten abgeht, werden sie durch heftiges und an¬<lb/> haltendes Poltern ersetzen, und ihr ungeschliffenes Betragen wird,, ebenso wie<lb/> die Teilnahmlosigkeit so vieler Bauern bei den Wahlen, den Ultras ein neues<lb/> Argument hergeben, daß es mit der Souveränität des Volks nichts ist, und daß<lb/> man daher mit der ganzen Constitution ans Sand gebaut hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_560" next="#ID_561"> Wir setzen also den Fall, die konstitutionelle Opposition habe, im Verein<lb/> mit den gemäßigten Henkern, die Majorität — für den Antrag, den sie nothwendig<lb/> stellen muß, auf Herstellung des verletzten Rechtszustandes wird sie dieselbe freilich<lb/> nicht erlangen — so ist die nächste Aufgabe, die Kritik der organischen Gesetzge¬<lb/> bung, in welcher das Ministerium Manteuffel kraft des Artikel 105 eine wunder¬<lb/> bare Thätigkeit entwickelt hat. Man wird ihr zumuthen, diese ganze Reihe pro¬<lb/> visorischer Verordnungen, worunter die liebenswürdigen Gesetze über die Presse<lb/> und über die Absetzung gesinnungsloser Beamten, en Illo« zu genehmigen. Das</p><lb/> <note xml:id="FID_17" prev="#FID_16" place="foot"> rosenrothe oder Luisengrad (nach der hochseligen Königin), 4) der himmelblaue oder<lb/> Elisabcthgrad (nach unserer jetzigen Königin). Die Bundesverwaltung besteht aus dem Vor¬<lb/> sitzer, dem ein, kleiner Rath von 12 Mannern und ein großer Rath von 36 Damen zur Seite<lb/> steht. Dieser weibliche Treubund wird auch eine Zeitung herausgeben.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0178]
viel entschiedener und compakter auftreten, sie wird, wenn sie nicht gar die Ma¬
jorität gewinnen sollte, was gar nicht unmöglich ist, eine nltraroyalistische Oppo¬
sition bilden, die ihren principiellen Kampf gegen die Revolution auch aus den
letzten Erben derselben, das Ministerium Manteuffel ausdehnen wird. In diesem
Falle wird die „liberale" Regierung am Ende zu der ersten Kammer ihre Zu¬
flucht zu nehmen haben. Indeß ist auf diesen äußersten Fall darum weniger zu
rechnen, da voraussichtlich ein ziemlich starkes Centrum von Konservativen K tout
I»,-ix sich bilden wird, die mit dein Ministerium gehn, weil es die Demokraten
nicht aufkommen läßt, die sich aber vor dem Pietismus der Herren Bismark-
Schönhausen und Kleist-Neetzow ebenso entsetzen, als vor den abenteuerlichen Doc-
trinen der Herren Stahl und Leo, die wir mit Bestimmtheit hoffen in dieser wun-
derbaren Kammer figuriren zu sehn.
Diese „I>1iäno" wird den Schwerpunkt der Kammer bilden, nicht nur was
die Gesinnung, sondern auch was den Bildungsgrad betrifft, der größere Theil
der ehemaligen Kapacitäten hat sich selber ausgeschlossen und schon ist die conser-
vative Presse beschäftigt, die gutgesinnten Michel Mroze aufzufinden, welche in
der Kammer nicht räsonniren, sondern ihren Patriotismus durch ein lautes und
energisches Ja zu bethätigen wissen. Schon warnt mau vor den Ideologen, den
Professoren, den Juristen u. f. w., und weist auf die tüchtigen Fleischermeister
und Schenkwirthe hin, die durch ihre parlamentarische Thätigkeit dem Lande we¬
nigstens nicht viel Zeit und Geld kosten werden. Reden werden sie schon, aber
verwegen und kurz, gleichviel, wie witzig, wenn es nur beredt und voll Em¬
pfindung ist. Was ihnen an Worten abgeht, werden sie durch heftiges und an¬
haltendes Poltern ersetzen, und ihr ungeschliffenes Betragen wird,, ebenso wie
die Teilnahmlosigkeit so vieler Bauern bei den Wahlen, den Ultras ein neues
Argument hergeben, daß es mit der Souveränität des Volks nichts ist, und daß
man daher mit der ganzen Constitution ans Sand gebaut hat.
Wir setzen also den Fall, die konstitutionelle Opposition habe, im Verein
mit den gemäßigten Henkern, die Majorität — für den Antrag, den sie nothwendig
stellen muß, auf Herstellung des verletzten Rechtszustandes wird sie dieselbe freilich
nicht erlangen — so ist die nächste Aufgabe, die Kritik der organischen Gesetzge¬
bung, in welcher das Ministerium Manteuffel kraft des Artikel 105 eine wunder¬
bare Thätigkeit entwickelt hat. Man wird ihr zumuthen, diese ganze Reihe pro¬
visorischer Verordnungen, worunter die liebenswürdigen Gesetze über die Presse
und über die Absetzung gesinnungsloser Beamten, en Illo« zu genehmigen. Das
rosenrothe oder Luisengrad (nach der hochseligen Königin), 4) der himmelblaue oder
Elisabcthgrad (nach unserer jetzigen Königin). Die Bundesverwaltung besteht aus dem Vor¬
sitzer, dem ein, kleiner Rath von 12 Mannern und ein großer Rath von 36 Damen zur Seite
steht. Dieser weibliche Treubund wird auch eine Zeitung herausgeben.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |