Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.tuirt (14. Mai), die vor einigen Tagen verurtheilten Struve, Bornstedt u. s. w. Indeß hatte das Cabinet in Berlin, welches mit den Bevollmächtigten von GrenMen. in. 1849. 2
tuirt (14. Mai), die vor einigen Tagen verurtheilten Struve, Bornstedt u. s. w. Indeß hatte das Cabinet in Berlin, welches mit den Bevollmächtigten von GrenMen. in. 1849. 2
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tuirt (14. Mai), die vor einigen Tagen verurtheilten Struve, Bornstedt u. s. w.
befreit; mit den Pfälzern und den Radicalen in Würtemberg wurde eine Verbin¬
dung angeknüpft, polnische Generäle (Sznayde, Mieroslawsky) an die Spitze ge¬
stellt, eine provisorische Regierung, Brentano an der Spitze, aus jungen Leuten
zusammengesetzt, (I.Juni), die aber den Duukelrotheu bereits zu blaß waren, selbst
nach Paris Abgeordnete gesendet, endlich eine constitnirende Versammlung cinbc
rufen, die den 10. Juni durch Brentano zu Karlsruhe eröffnet wurde, und die
Regierung an Brentano, Goegg und Werner übertrug (14. Juni), bis Fnedncb
Hecker aus Amerika zurückgekehrt sein würde. Die sinnlose Wirthschaft wurde den
14. Juni durch deu Einmarsch der Preußen nnter General Hirschfeld in Kaisers¬
lautern unterbrochen. Der Versuch des bainschen Ministeriums, die Pfälzer Ab
geordneten aus der Kammer zu entfernen, führte (23. Mai) zu einem Austritt
der gesammten Linken und endlich nach langem Zaudern zu einer Auflösung des
Landtags (in. Juni).
Indeß hatte das Cabinet in Berlin, welches mit den Bevollmächtigten von
Sachsen, Hannover, Baiern und Oestreich — die andern Staaten hatten den
Congreß uicht beschickt — lebhaft über einen neuen Verfassungsentwurf unterhan-
delte, der Centralgewalt die Erklärung abgegeben (18. Mai), sie werde die Unter¬
handlungen mit Dänemark selbstständig in die Hand nehmen, da sie die Befugniß
des Reichsverwesers zur Vertretung deö deutschen Bundes uicht mehr anerkennen
könne und ihr gerathen, zurückzutreten (23. Mai). Dasselbe war von Sei¬
ten des Rumpfparlaments geschehen, welches die beschlußfähige Anzahl seiner Mit¬
glieder (24. Mai) auf 100 herabgesetzt hatte. Der Reichsvcrmeser legte gegen
beides lebhaften Protest ein und genehmigte den Rücktritt Grävell'ö (3. Juni»,
dessen preußisches Gefühl mit seiner Stellung in Konflikt kam. Er wurde durch
Fürst Wittgenstein ersetzt, und damit die Centralgewalt gänzlich in die Hände der
großdeutscheu Partei, d. h. Oestreichs gegeben. Das Parlament, das am 2«.
Mai einen Aufruf an das deutsche Volk erlassen hatte, die Verfassung mit allen
Mitteln zu vertheidigen, (selbst die Einmischung vou Fremden war nicht anSgc
schlössen), beschloß (30. Mai) mit 71 : 04 Stimme» seine Verlegung uach Stutt¬
gart, in den einzigen größern Staat, der sich für die Verfassung erklärt hatte.
Hier hatte eine große Volksversammlung zu Reutlingen (27. Mai) das Ministe
rinn auffordern lassen, mit Baden und der Pfalz, wo doch der Aufstand auch
die Feststellung der Reichsverfassung betreffe, in Verbindung zu treten; Römer
hatte sich entschieden geweigert und im Gegentheil einige Agenten ans Baden, die
das Volk aufwiegelten, in Haft bringen lassen (I. Juni). Auch die Kammer ver¬
warf den Antrag auf unbedingte Unterstützung der Insurgenten in Baden und
der Pfalz (4. Juni) mit 00 : 18 Stimmen und beschloß die Unterstützung nur
für den Fall — freilich dunkel genug ausgedrückt — daß dieselben „den Pflichten
gegen die Reichsverfassung nachkamen." Das Parlament zählte bei seiner Wieder-
GrenMen. in. 1849. 2
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