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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.

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Hrabowski*) zu couferire". Im August standen die Serezaner mit einigen an¬
dern Truppen längs der Drave, die kroatische Grenze gegen Ungarn zu be¬
wachen; am 12. September als das Corps des Baums zuerst den ungarischen
Boden jenseit der Drave und Mur feindlich betrat, bildeten Serezaner die Avant¬
garde. Welche Dienste sie dem Baums bei seinem Zuge in Ungarn, namentlich
bei Verpvlje, dann beim Sturm auf Wien und in dem gegenwärtige". Kriege ge¬
leistet, ist im Bösen und Guten Jedermann bekannt. Sie sind die Blüthe der
kroatischen Regimenter, ausdauernd in jeder Strapaze, im Kampfe behend, kühn
und schnell enragirt, überall sah mau sie an den gefährlichsten Posten und fast
jedesmal siegreich; freilich kam ihnen anfänglich das Ungewohnte, Wildkriegerische
und Erschreckende der Erscheinung sehr zu statten. Auch bildete sich bei denselben
frühzeitig Corpsgeist und Selbstvertrauen in einem beträchtlichen Grade aus. Ne¬
ben diesen Tugenden haben sich auch ihre kleinen menschlichen Schwächen berühmt
gemacht. Wenn sich die Serezaner bei ihrem ersten Erscheinen auf dem Kriegs¬
schauplatz trotz der von den Offizieren des Baums streng gehandhabten Manns¬
zucht, nicht selten exzessiv zeigten und einer übermäßigen Neigung zum Plündern
gern Gehör gaben, muß man dies mit ihrer genauen Bekanntschaft mit deu Sitte"
und der Kriegführung ihrer böhmischen und türkischen Nachbarn und dem Verkehr
mit diesen wilden barbarischen Mensche" einigermaßen entschuldige". Beim Zuge
nach Ungarn erhielten sie ihren ersten, gleich der übrige" Mannschaft rationell ge¬
kleideten Offizier in der Person eines Vetters des Ban, des Freiherr" Albert
Jellachich de Bnzim. Früher standen sie nnter dem Commando der betreffenden
k. k. Gnmzossizicre, uur die Einrichtung der untern Chargen war eine eigenthüm¬
liche; ihre Cvrporale, welche meist deutsch zu lesen und zu schreiben wissen, heißen
nach türkischer Weise Harambassa'S, die Feldwebel Oberbassa's. Beide Sergeanten
tragen als UntervMerSanSzeichnnng gelbseidene PortepM, welche sie in Erman¬
gelung des Säbels um deu Beiugriss ihres Handczar's schlingen, außerdem pflegt
der Oberbassa meist eine reich verzierte Kappe und einen rothen, pelzverbrämte",
nach Husareuweise zugeschnittenen Dolman zu trage". Die Kleidung der Mann¬
schaft besteht aus einer rothen oder blauen Tuchweste mit zahlreichen wcißmctallncn
Knöpfen, meist recht zierlich ausgenäht, einer rothen Kappe mit langer Quaste
und einem lauge" rothe" Mantel aus grobem Tuche, mit einer weiten, durch
Schnürbänder zusammengehaltenen Kapuze. An den Füßen haben sie buntfarbene,
wollene Fußhöcker und eine Art Sandalen (Opanken), ans roher Ochsenhaut, mit
dünnen Riemen oder gedrehte" Darmschuüre" um die Knöchel befestigt. Im



Damals Fcstungscommandant von Petcrwarvein und commandircndcr General in Sla¬
vonien, ein erfahrener, mit einer Menge von Orden gezierter Militär, welcher in der östrei¬
chischen Armee ehedem mit großer Auszeichnung gewirrt hat; jetzt wegen Begünstigung der un¬
garischen Bewegung durch Errichtung der Honvedbataillone vom k. k. Kriegsgericht zum Tode
verurtheilt ist.

Hrabowski*) zu couferire». Im August standen die Serezaner mit einigen an¬
dern Truppen längs der Drave, die kroatische Grenze gegen Ungarn zu be¬
wachen; am 12. September als das Corps des Baums zuerst den ungarischen
Boden jenseit der Drave und Mur feindlich betrat, bildeten Serezaner die Avant¬
garde. Welche Dienste sie dem Baums bei seinem Zuge in Ungarn, namentlich
bei Verpvlje, dann beim Sturm auf Wien und in dem gegenwärtige». Kriege ge¬
leistet, ist im Bösen und Guten Jedermann bekannt. Sie sind die Blüthe der
kroatischen Regimenter, ausdauernd in jeder Strapaze, im Kampfe behend, kühn
und schnell enragirt, überall sah mau sie an den gefährlichsten Posten und fast
jedesmal siegreich; freilich kam ihnen anfänglich das Ungewohnte, Wildkriegerische
und Erschreckende der Erscheinung sehr zu statten. Auch bildete sich bei denselben
frühzeitig Corpsgeist und Selbstvertrauen in einem beträchtlichen Grade aus. Ne¬
ben diesen Tugenden haben sich auch ihre kleinen menschlichen Schwächen berühmt
gemacht. Wenn sich die Serezaner bei ihrem ersten Erscheinen auf dem Kriegs¬
schauplatz trotz der von den Offizieren des Baums streng gehandhabten Manns¬
zucht, nicht selten exzessiv zeigten und einer übermäßigen Neigung zum Plündern
gern Gehör gaben, muß man dies mit ihrer genauen Bekanntschaft mit deu Sitte»
und der Kriegführung ihrer böhmischen und türkischen Nachbarn und dem Verkehr
mit diesen wilden barbarischen Mensche» einigermaßen entschuldige». Beim Zuge
nach Ungarn erhielten sie ihren ersten, gleich der übrige» Mannschaft rationell ge¬
kleideten Offizier in der Person eines Vetters des Ban, des Freiherr» Albert
Jellachich de Bnzim. Früher standen sie nnter dem Commando der betreffenden
k. k. Gnmzossizicre, uur die Einrichtung der untern Chargen war eine eigenthüm¬
liche; ihre Cvrporale, welche meist deutsch zu lesen und zu schreiben wissen, heißen
nach türkischer Weise Harambassa'S, die Feldwebel Oberbassa's. Beide Sergeanten
tragen als UntervMerSanSzeichnnng gelbseidene PortepM, welche sie in Erman¬
gelung des Säbels um deu Beiugriss ihres Handczar's schlingen, außerdem pflegt
der Oberbassa meist eine reich verzierte Kappe und einen rothen, pelzverbrämte»,
nach Husareuweise zugeschnittenen Dolman zu trage». Die Kleidung der Mann¬
schaft besteht aus einer rothen oder blauen Tuchweste mit zahlreichen wcißmctallncn
Knöpfen, meist recht zierlich ausgenäht, einer rothen Kappe mit langer Quaste
und einem lauge» rothe» Mantel aus grobem Tuche, mit einer weiten, durch
Schnürbänder zusammengehaltenen Kapuze. An den Füßen haben sie buntfarbene,
wollene Fußhöcker und eine Art Sandalen (Opanken), ans roher Ochsenhaut, mit
dünnen Riemen oder gedrehte» Darmschuüre» um die Knöchel befestigt. Im



Damals Fcstungscommandant von Petcrwarvein und commandircndcr General in Sla¬
vonien, ein erfahrener, mit einer Menge von Orden gezierter Militär, welcher in der östrei¬
chischen Armee ehedem mit großer Auszeichnung gewirrt hat; jetzt wegen Begünstigung der un¬
garischen Bewegung durch Errichtung der Honvedbataillone vom k. k. Kriegsgericht zum Tode
verurtheilt ist.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279025/160>, abgerufen am 05.02.2025.