Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.entziehen konnte. In Folge dessen schlug Vincke eine motivirte Tagesordnung vor, Die äußerste Lücke schlug eine motivirte Tagesordnung vor, in welcher Das linke Centrum wollte gleichfalls dem Ministerium ein Mißtrauensvotum Die Rechte schlug einfache Tagesordnung vor, d. h. Billigung der ministe¬ Aus dem Eigensinn, mit welchem jede Fraction an der Form ihrer Willens¬ Neunter Brief. Kleine Porträts. 1. v, Acrj,. Unmittelbar vor dem Ministertische in der zweiten Kammer stehen ein 11*
entziehen konnte. In Folge dessen schlug Vincke eine motivirte Tagesordnung vor, Die äußerste Lücke schlug eine motivirte Tagesordnung vor, in welcher Das linke Centrum wollte gleichfalls dem Ministerium ein Mißtrauensvotum Die Rechte schlug einfache Tagesordnung vor, d. h. Billigung der ministe¬ Aus dem Eigensinn, mit welchem jede Fraction an der Form ihrer Willens¬ Neunter Brief. Kleine Porträts. 1. v, Acrj,. Unmittelbar vor dem Ministertische in der zweiten Kammer stehen ein 11*
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entziehen konnte. In Folge dessen schlug Vincke eine motivirte Tagesordnung vor,
die ein entschiedenes Mißtrauensvotum gegen die Negierung enthielt, im Uebrigen
die weitere Beschlußnahme auf die in der Circulardepcsche anberaumte Frist ver¬
tagte. Der größere Theil der Rechten fiel von ihrem bisherigen Führer ab, doch
stimmte eine Anzahl für ihn.
Die äußerste Lücke schlug eine motivirte Tagesordnung vor, in welcher
gleichfalls dem Ministerium ein Mißtrauensvotum gegeben, außerdem aber noch
einiges andere gesagt wurde.
Das linke Centrum wollte gleichfalls dem Ministerium ein Mißtrauensvotum
geben, aber nicht in der Form einer motivirten Tagesordnung, sondern in der
Form eiuer Adresse.
Die Rechte schlug einfache Tagesordnung vor, d. h. Billigung der ministe¬
riellen Politik.
Aus dem Eigensinn, mit welchem jede Fraction an der Form ihrer Willens¬
äußerung haftete, ohne im geringsten darauf Rücksicht zu nehmen, daß in mate¬
rieller Beziehung bei der Majorität der Versammlung Uebereinstimmung herrsche,
ging das wunderliche Resultat hervor, daß gar nichts beschlossen wurde, daß zu¬
erst die einfache Tagesordnung, dann die motivirten Tagesordnungen verworfen
wurden, und daß zuletzt der Vorschlag einer Adresse gleichfalls durchfiel. Außer¬
dem verfehlte die Versammlung nicht, gerade in dieser Sitzung, auf die ganz
Deutschland mit der größten Spannung blickte, das widerwärtige Bild einer ge¬
hässigen, eben so boshaften als kleinlichen Zänkerei zu geben. Ueber das Be¬
nehmen der Einzelnen im nächsten Briefe.
Neunter Brief.
Kleine Porträts.
1. v, Acrj,.
Unmittelbar vor dem Ministertische in der zweiten Kammer stehen ein
paar isolirte Stühle. Auf einem derselben sitzt der Caplan v. Berg in brü¬
derlicher Eintracht neben dem Oberst v. Griesheim: der tapferste Champion
des alten Preußcnthnms neben dem dreisteste» Spötter gegen dasselbe. Es ist
drollig, die ironische Höflichkeit zu beobachte», mit der sie einander grüßen. Sie
haben in ihrem Wesen manche Aehnlichkeit. Griesheim ist ein starker Mann, mit
starkem, jovialisch-martialischem Gesicht und einem Knebelbart, der auch für ihn
zu den Märzerrung enschaftm gehört. Er sitzt, wenn die Redner der Linken ein«
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