Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.ba?, den man in den "k. k. Traffiken" zu kaufen genöthigt ist, auch das schlechte Wir gehen in den Inhalt der Broschüre selbst ein. Gleich auf der ersten ba?, den man in den „k. k. Traffiken" zu kaufen genöthigt ist, auch das schlechte Wir gehen in den Inhalt der Broschüre selbst ein. Gleich auf der ersten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0078" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278588"/> <p xml:id="ID_232" prev="#ID_231"> ba?, den man in den „k. k. Traffiken" zu kaufen genöthigt ist, auch das schlechte<lb/> Deutsch, das man an den k. k. Normalschulen lernen muß. Eben darum durften<lb/> sonst unter dem patriarchalischen Regiment der Censur so viele ausländische Bücher<lb/> nicht den Weg über die östreichische Grenze machen, weil sie in einem staatsge-<lb/> fährlichen Deutsch geschrieben waren; eben darum schließt das neue Preßgesetz<lb/> alle Ausländer von der Redaction östreichischer Journale aus, weil sie ein solches<lb/> Deutsch einführen möchten, in dem sich keine ordentliche Loyalitätsadresse, kein<lb/> gehöriges Mißtrauensvotum an gewisse Reichstagsdeputirte abfassen ließe. Aus<lb/> diesem Grunde ist an den östreichischen Universitäten noch keine Lehrkanzel für<lb/> deutsche Sprache und Literatur errichtet worden, damit die Wirkungen, die die<lb/> kleine deutsche Sprachlehre für Normalschulen auf das jugendliche Gemüth aus¬<lb/> übt, uicht im reifern Alter durch derartige Vorträge paralysirt werden, und des¬<lb/> halb hat auch der Herr Unterstaatssekretär im Ministerium des Unterrichts bei<lb/> der Abfassung seiner Vertheidigungsschrift genau die Regeln der kleinen deutschen<lb/> Sprachlehre vor Augen behalte«.</p><lb/> <p xml:id="ID_233" next="#ID_234"> Wir gehen in den Inhalt der Broschüre selbst ein. Gleich auf der ersten<lb/> Seite versichert der Verfasser: „daß ihm sein ehrlicher Name werth sei so gut<lb/> wie irgend einem, und ihm die Meinung nicht gleichgiltig sei, die seine Lands-<lb/> leute von ihm hätten." Wohl, Herrn Dr. Heisere ist die Ehre ein Wappen, wel¬<lb/> ches das Volk auf offenem Markte zu zerschlagen vermag. Mich hat das larmoy-<lb/> ante Wesen des Cassio im Shakesspeare, der in Bezug auf den Ehrbegriff ein<lb/> eben so guter Mensch ist, wie der Herr Unterstaatssecretär, immer angewidert.<lb/> ' »Ich habe meinen ehrlichen Namen verloren," so winselt der armselige Kerl, denn<lb/> der Mohr wird ihn abschaffen, er wird nicht mehr sein Lieutnant bleiben können.<lb/> Der Mackel an seinem guten Namen ist nichts mehr als ein Loch in seinem Aer-<lb/> mel, ein Fleck an seiner Halskrause; aber der Mohr hat dieses unselige Loch, die¬<lb/> sen verwünschten Fleck bemerkt. Was thut nun Cassio? Er dingt ein Dutzend<lb/> Musikanten, um dem Feldherrn ein Ständchen darzubringen, und ihn aus diese<lb/> Weise wieder zu begütigen. Der Herr Unterstaatssecretär möchte gern wieder De-<lb/> putirter werden. Dazu ist vor allen Dingen ein ehrlicher Name nöthig, wenigstens<lb/> in dem Wahlbezirke, wo man als Candidat auftritt. Was thut der Herr Unter-<lb/> staatssckretär? Er sucht die Dissonanzen, die aus der berühmten Nacht von Krem-<lb/> sier herüberklangen, dnrch ein Ständchen aufzulösen, das er dem Volke bringt.<lb/> „Ich ein Deutscher nach Abstammung und Sprache, habe stets ein warmes Herz<lb/> gezeigt für meine czechischcn Landsleute — zu einer Zeit, wo ihre nationalen Be¬<lb/> strebungen noch von vielen verkannt, verdächtigt, angegriffen wurden. Mein erstes<lb/> Austreten auf dem Felde der Politik galt meinen czechischen Landsleuten, die ich<lb/> in Schutz nahm, wie gegen die ungerechten Zumuthungen eines rücksichtslosen<lb/> Schwarzrothgoldthums, so gegen die übermüthige Lehre des allein seligmachenden<lb/> Panmagyarismus. Ich wurde angefeindet, verdächtigt, verspottet, ich wurde Ver-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0078]
ba?, den man in den „k. k. Traffiken" zu kaufen genöthigt ist, auch das schlechte
Deutsch, das man an den k. k. Normalschulen lernen muß. Eben darum durften
sonst unter dem patriarchalischen Regiment der Censur so viele ausländische Bücher
nicht den Weg über die östreichische Grenze machen, weil sie in einem staatsge-
fährlichen Deutsch geschrieben waren; eben darum schließt das neue Preßgesetz
alle Ausländer von der Redaction östreichischer Journale aus, weil sie ein solches
Deutsch einführen möchten, in dem sich keine ordentliche Loyalitätsadresse, kein
gehöriges Mißtrauensvotum an gewisse Reichstagsdeputirte abfassen ließe. Aus
diesem Grunde ist an den östreichischen Universitäten noch keine Lehrkanzel für
deutsche Sprache und Literatur errichtet worden, damit die Wirkungen, die die
kleine deutsche Sprachlehre für Normalschulen auf das jugendliche Gemüth aus¬
übt, uicht im reifern Alter durch derartige Vorträge paralysirt werden, und des¬
halb hat auch der Herr Unterstaatssekretär im Ministerium des Unterrichts bei
der Abfassung seiner Vertheidigungsschrift genau die Regeln der kleinen deutschen
Sprachlehre vor Augen behalte«.
Wir gehen in den Inhalt der Broschüre selbst ein. Gleich auf der ersten
Seite versichert der Verfasser: „daß ihm sein ehrlicher Name werth sei so gut
wie irgend einem, und ihm die Meinung nicht gleichgiltig sei, die seine Lands-
leute von ihm hätten." Wohl, Herrn Dr. Heisere ist die Ehre ein Wappen, wel¬
ches das Volk auf offenem Markte zu zerschlagen vermag. Mich hat das larmoy-
ante Wesen des Cassio im Shakesspeare, der in Bezug auf den Ehrbegriff ein
eben so guter Mensch ist, wie der Herr Unterstaatssecretär, immer angewidert.
' »Ich habe meinen ehrlichen Namen verloren," so winselt der armselige Kerl, denn
der Mohr wird ihn abschaffen, er wird nicht mehr sein Lieutnant bleiben können.
Der Mackel an seinem guten Namen ist nichts mehr als ein Loch in seinem Aer-
mel, ein Fleck an seiner Halskrause; aber der Mohr hat dieses unselige Loch, die¬
sen verwünschten Fleck bemerkt. Was thut nun Cassio? Er dingt ein Dutzend
Musikanten, um dem Feldherrn ein Ständchen darzubringen, und ihn aus diese
Weise wieder zu begütigen. Der Herr Unterstaatssecretär möchte gern wieder De-
putirter werden. Dazu ist vor allen Dingen ein ehrlicher Name nöthig, wenigstens
in dem Wahlbezirke, wo man als Candidat auftritt. Was thut der Herr Unter-
staatssckretär? Er sucht die Dissonanzen, die aus der berühmten Nacht von Krem-
sier herüberklangen, dnrch ein Ständchen aufzulösen, das er dem Volke bringt.
„Ich ein Deutscher nach Abstammung und Sprache, habe stets ein warmes Herz
gezeigt für meine czechischcn Landsleute — zu einer Zeit, wo ihre nationalen Be¬
strebungen noch von vielen verkannt, verdächtigt, angegriffen wurden. Mein erstes
Austreten auf dem Felde der Politik galt meinen czechischen Landsleuten, die ich
in Schutz nahm, wie gegen die ungerechten Zumuthungen eines rücksichtslosen
Schwarzrothgoldthums, so gegen die übermüthige Lehre des allein seligmachenden
Panmagyarismus. Ich wurde angefeindet, verdächtigt, verspottet, ich wurde Ver-
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