Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.Blicke todten könnten, dann hätte es keines Kampfes bedürft, denn die Augen Diesen Haß gegen den berittnen Grenzer nimmt der Husar mit in sein Grab, Wo mag sein Rößlein jetzt weilen? Erschlagen ward's nicht.' Es stand Blicke todten könnten, dann hätte es keines Kampfes bedürft, denn die Augen Diesen Haß gegen den berittnen Grenzer nimmt der Husar mit in sein Grab, Wo mag sein Rößlein jetzt weilen? Erschlagen ward's nicht.' Es stand <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0498" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279008"/> <p xml:id="ID_1640" prev="#ID_1639"> Blicke todten könnten, dann hätte es keines Kampfes bedürft, denn die Augen<lb/> der Husaren sprühten Haß und Tod gegen die unwürdigen Gegner, die sich ihnen<lb/> zu stellen wagten. Da schmettert die Trompete zum Angriff, und in dem¬<lb/> selben Augenblicke, von gleichem Gedanken erfaßt, stoßen die Husaren<lb/> die schweren Säbel zurück in die Scheide, und mit eiucM Fluche, so grä߬<lb/> lich, wie ihn die deutsche Sprache nicht wiederzugeben vermag, stürzen sie ohne<lb/> Waffe mit verhängtem Zügel los auf ihr verzerrtes Spiegelbild, das ihnen<lb/> der Zufall in deu Weg gestellt. So heftig, so unwiderstehlich war der Stoß,<lb/> daß die armen Kroaten gegen die Rasenden von ihrer W.löse keinen Gebrauch ma¬<lb/> chen konnten. Sie stürzten rücklings von den Pferden, die sich mit thuen über¬<lb/> schlugen, oder wurden mit den Fäusten aus dem Sattel zu Boden geworfen;<lb/> was rennen konnte, suchte sein Heil in der Flucht. Die Husaren verschmähten eS,<lb/> sie zu verfolgen, beklagten sich aber bitter bei ihren Offizieren, daß man sie sol¬<lb/> chem Gezücht gegenüberstellen konnte. Die Mädel ans dem Dorfe, oder der<lb/> Schatten ihrer Sporen, wie sie sich ausdrückten, hätten eben so gute Dienste ge¬<lb/> than gegen---nun folgt ein ganzes Heft Grenzboten voll der exquisitesten<lb/> Flüche.</p><lb/> <p xml:id="ID_1641"> Diesen Haß gegen den berittnen Grenzer nimmt der Husar mit in sein Grab,<lb/> und das Sterben würde ihm viel saurer sein, wenn er nicht gewiß wüßte, dieser<lb/> Sorte „drüben" nicht mehr zu begegnen. Es sind wenig Tage her, da wurden<lb/> zwei Verwundete ins Wiener Militärspital gebracht, der Eine war von der be¬<lb/> rüchtigten Sorte, der andere ein zu Tod getroffener Husar nur s-uiA. Nach<lb/> einer Weile trat der Chef des Hospitals in. die Krankenstube, wo beiden das<lb/> Schmerzenslager gebettet war, und erkundigte sich, ob hier die beiden Husaren<lb/> untergebracht wären. Nur Einer, ruft der Ungar, dem die Frage im Todes-<lb/> kampfe zu Ohren gedrungen war. Hier! — Richtet sich auf, sinkt zurück und<lb/> stirbt.--</p><lb/> <p xml:id="ID_1642" next="#ID_1643"> Wo mag sein Rößlein jetzt weilen? Erschlagen ward's nicht.' Es stand<lb/> noch fest auf alleu Vieren, als sein Reiter ihm vom Rücken weggeschossen wurde.<lb/> So mag's wohl jetzt schon todt sein , todt vor Hunger und Kummer. Es wär so<lb/> fromm und sauft, und wieder so wild und ungestüm wenn der Trompeter mit<lb/> dem rothen Federbusch zum Augriff blies. Der Vater des Husaren wird ein Va¬<lb/> terunser beten für den gefallenen Sohn, die Schwester drei Sonntage laug uicht zum<lb/> Tanz in die Schenke gehn; die Mütter sich krank weinen, aber der Doctor aus,<lb/> der Stadt wird ihr eine Medicin geben, und sie wird wieder gesund werden;<lb/> die braune Stute aber hat kein Futter mehr genommen aus fremden Händen, und<lb/> ist gestorben drüben bei deu Gevattersleuten, die einer alten Bekannten gerne einen<lb/> Winkel im Stalle einräumten. Als sie eiues Morgens vor der Hausthür stand<lb/> mit blutigem Sattel, zerzauster Mähne und zerrissenem Riemzeug, da merkten sie's<lb/> gleich, daß ihnen die Braune keine Hand voll Hafer kosten wird. „Das arme</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0498]
Blicke todten könnten, dann hätte es keines Kampfes bedürft, denn die Augen
der Husaren sprühten Haß und Tod gegen die unwürdigen Gegner, die sich ihnen
zu stellen wagten. Da schmettert die Trompete zum Angriff, und in dem¬
selben Augenblicke, von gleichem Gedanken erfaßt, stoßen die Husaren
die schweren Säbel zurück in die Scheide, und mit eiucM Fluche, so grä߬
lich, wie ihn die deutsche Sprache nicht wiederzugeben vermag, stürzen sie ohne
Waffe mit verhängtem Zügel los auf ihr verzerrtes Spiegelbild, das ihnen
der Zufall in deu Weg gestellt. So heftig, so unwiderstehlich war der Stoß,
daß die armen Kroaten gegen die Rasenden von ihrer W.löse keinen Gebrauch ma¬
chen konnten. Sie stürzten rücklings von den Pferden, die sich mit thuen über¬
schlugen, oder wurden mit den Fäusten aus dem Sattel zu Boden geworfen;
was rennen konnte, suchte sein Heil in der Flucht. Die Husaren verschmähten eS,
sie zu verfolgen, beklagten sich aber bitter bei ihren Offizieren, daß man sie sol¬
chem Gezücht gegenüberstellen konnte. Die Mädel ans dem Dorfe, oder der
Schatten ihrer Sporen, wie sie sich ausdrückten, hätten eben so gute Dienste ge¬
than gegen---nun folgt ein ganzes Heft Grenzboten voll der exquisitesten
Flüche.
Diesen Haß gegen den berittnen Grenzer nimmt der Husar mit in sein Grab,
und das Sterben würde ihm viel saurer sein, wenn er nicht gewiß wüßte, dieser
Sorte „drüben" nicht mehr zu begegnen. Es sind wenig Tage her, da wurden
zwei Verwundete ins Wiener Militärspital gebracht, der Eine war von der be¬
rüchtigten Sorte, der andere ein zu Tod getroffener Husar nur s-uiA. Nach
einer Weile trat der Chef des Hospitals in. die Krankenstube, wo beiden das
Schmerzenslager gebettet war, und erkundigte sich, ob hier die beiden Husaren
untergebracht wären. Nur Einer, ruft der Ungar, dem die Frage im Todes-
kampfe zu Ohren gedrungen war. Hier! — Richtet sich auf, sinkt zurück und
stirbt.--
Wo mag sein Rößlein jetzt weilen? Erschlagen ward's nicht.' Es stand
noch fest auf alleu Vieren, als sein Reiter ihm vom Rücken weggeschossen wurde.
So mag's wohl jetzt schon todt sein , todt vor Hunger und Kummer. Es wär so
fromm und sauft, und wieder so wild und ungestüm wenn der Trompeter mit
dem rothen Federbusch zum Augriff blies. Der Vater des Husaren wird ein Va¬
terunser beten für den gefallenen Sohn, die Schwester drei Sonntage laug uicht zum
Tanz in die Schenke gehn; die Mütter sich krank weinen, aber der Doctor aus,
der Stadt wird ihr eine Medicin geben, und sie wird wieder gesund werden;
die braune Stute aber hat kein Futter mehr genommen aus fremden Händen, und
ist gestorben drüben bei deu Gevattersleuten, die einer alten Bekannten gerne einen
Winkel im Stalle einräumten. Als sie eiues Morgens vor der Hausthür stand
mit blutigem Sattel, zerzauster Mähne und zerrissenem Riemzeug, da merkten sie's
gleich, daß ihnen die Braune keine Hand voll Hafer kosten wird. „Das arme
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