Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.Patriotismus zu vergessen vermochten, daß sie die geschichtlichen Thatsachen wie "Daher kam es: daß diese Männer sich mit der entschiedenen Linken in eine "Aus der eine" die, welche keine Fortdauer der Revolution wollten, auf der "Ich habe aber die Hoffnung uicht aufgegeben, daß sich bei Revision der "Ich kann vou mir nicht sagen, daß ich zu denen gehört habe, die seit einer "Allerdings trug ich in mir anch ein Gefühl für die wahre Freiheit, die ich Patriotismus zu vergessen vermochten, daß sie die geschichtlichen Thatsachen wie „Daher kam es: daß diese Männer sich mit der entschiedenen Linken in eine „Aus der eine» die, welche keine Fortdauer der Revolution wollten, auf der „Ich habe aber die Hoffnung uicht aufgegeben, daß sich bei Revision der „Ich kann vou mir nicht sagen, daß ich zu denen gehört habe, die seit einer „Allerdings trug ich in mir anch ein Gefühl für die wahre Freiheit, die ich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0486" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278996"/> <p xml:id="ID_1584" prev="#ID_1583"> Patriotismus zu vergessen vermochten, daß sie die geschichtlichen Thatsachen wie<lb/> das Factum in einem Prozeß unter privat rechtlichen Gesichtspunkten beurtheilten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1585"> „Daher kam es: daß diese Männer sich mit der entschiedenen Linken in eine<lb/> Verbindung einließen, daß sie dieselbe principiell in der Opposition gegen das<lb/> Ministerium unterstützten, daß sie sich nicht von vorne herein mit denen zusam¬<lb/> menhielten, die ihnen als liberale Cvnstitntionelle bekannt waren. Daß also die<lb/> Einen nicht in dem Grade patriotisch waren, von sich ganz abzusehen, die Anderen<lb/> nicht praktisch waren, das war die erste Veranlassung, daß sich nicht von vorn<lb/> herein die Parteien so gestalteten, wie sie sich gestalten mußten, ans der einen<lb/> Seite die, welche ehrlich ein coustitntiouelles Königthum wollten, auf der anderen<lb/> die, welche es nicht wollten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1586"> „Aus der eine» die, welche keine Fortdauer der Revolution wollten, auf der<lb/> andere» die, welche in der Fortdauer ihren Vortheil fanden. Bei einer solchen<lb/> richtigen Sonderung der Parteien hätte es sich nicht um eine Versöhnung der<lb/> Parteien, von der ich eben weitläuftig gesprochen, handeln können. Denn zwischen<lb/> so geschiedenen Parteien gibt es nur einen Kampf und keine Versöhnung, und<lb/> zwischen Fractionen einer großen, durch einen Grundgedanken verbundenen Partei,<lb/> wie solche sich gestaltet hätte» und gestalten müssen, bedarf es keiner Versöhnung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1587"> „Ich habe aber die Hoffnung uicht aufgegeben, daß sich bei Revision der<lb/> Verfassung alle ehrlichen, liberale» Constitutionellen zusammenfinden würden, wobei<lb/> ich allerdings darauf rechnete, daß Manche, die in gemäßigten Fractionen der<lb/> Linken saßen, dahin übergehen wurden, wohin sie, nach dem, was sie sprachen,<lb/> eigentlich gehörten, nämlich zur entschiedenen Linken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1588"> „Ich kann vou mir nicht sagen, daß ich zu denen gehört habe, die seit einer<lb/> längeren Reihe von Jahren alles Heil für unser Staatsleben von schneller Ge¬<lb/> währung einer Constitution, als dem einzig möglichen Heilmittel, abhängig ge¬<lb/> dacht haben. Diese Form war mir nicht das Höchste. Ich wünschte sie, aber<lb/> mein Verlangen danach war nicht ein so brennendes, als bei vielen Andern.</p><lb/> <p xml:id="ID_1589"> „Allerdings trug ich in mir anch ein Gefühl für die wahre Freiheit, die ich<lb/> immer darin faud und noch finde, daß nnr das Gesetz und nicht die Willkür<lb/> herrschen, daß el» Jeder nnr jenem und nicht dieser unterworfen ist, und daß nur<lb/> das Gesetz sei, was dem Bewußtsei» des Volkes, »icht der Lau»e oder dem sub-<lb/> jectiven Willen eines Einzelnen entspricht. Aber ich fand in der Geschichte Preu¬<lb/> ßens eine Zeit, in der auch ohne Constitution die Reform so großartig vorgeschritten<lb/> war, so viele andere Staaten hinter sich zurückgelassen hatte, daß ich an der Hoff¬<lb/> nung nicht verzweifelte, auf diesem Wege auch zu einer Gestaltung unserer staats¬<lb/> rechtlichen Verhältnisse zu gelangen, die eine wahrhafte Vertretung des Volkes,<lb/> einen sicheren Schutz gegen Willkür gewährten. Sah ich doch andererseits mein<lb/> Ideal vielfach in den Staaten uicht verwirklicht, die sich eine Constitution auf<lb/> anderem Wege errungen hatten. , -</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0486]
Patriotismus zu vergessen vermochten, daß sie die geschichtlichen Thatsachen wie
das Factum in einem Prozeß unter privat rechtlichen Gesichtspunkten beurtheilten.
„Daher kam es: daß diese Männer sich mit der entschiedenen Linken in eine
Verbindung einließen, daß sie dieselbe principiell in der Opposition gegen das
Ministerium unterstützten, daß sie sich nicht von vorne herein mit denen zusam¬
menhielten, die ihnen als liberale Cvnstitntionelle bekannt waren. Daß also die
Einen nicht in dem Grade patriotisch waren, von sich ganz abzusehen, die Anderen
nicht praktisch waren, das war die erste Veranlassung, daß sich nicht von vorn
herein die Parteien so gestalteten, wie sie sich gestalten mußten, ans der einen
Seite die, welche ehrlich ein coustitntiouelles Königthum wollten, auf der anderen
die, welche es nicht wollten.
„Aus der eine» die, welche keine Fortdauer der Revolution wollten, auf der
andere» die, welche in der Fortdauer ihren Vortheil fanden. Bei einer solchen
richtigen Sonderung der Parteien hätte es sich nicht um eine Versöhnung der
Parteien, von der ich eben weitläuftig gesprochen, handeln können. Denn zwischen
so geschiedenen Parteien gibt es nur einen Kampf und keine Versöhnung, und
zwischen Fractionen einer großen, durch einen Grundgedanken verbundenen Partei,
wie solche sich gestaltet hätte» und gestalten müssen, bedarf es keiner Versöhnung.
„Ich habe aber die Hoffnung uicht aufgegeben, daß sich bei Revision der
Verfassung alle ehrlichen, liberale» Constitutionellen zusammenfinden würden, wobei
ich allerdings darauf rechnete, daß Manche, die in gemäßigten Fractionen der
Linken saßen, dahin übergehen wurden, wohin sie, nach dem, was sie sprachen,
eigentlich gehörten, nämlich zur entschiedenen Linken.
„Ich kann vou mir nicht sagen, daß ich zu denen gehört habe, die seit einer
längeren Reihe von Jahren alles Heil für unser Staatsleben von schneller Ge¬
währung einer Constitution, als dem einzig möglichen Heilmittel, abhängig ge¬
dacht haben. Diese Form war mir nicht das Höchste. Ich wünschte sie, aber
mein Verlangen danach war nicht ein so brennendes, als bei vielen Andern.
„Allerdings trug ich in mir anch ein Gefühl für die wahre Freiheit, die ich
immer darin faud und noch finde, daß nnr das Gesetz und nicht die Willkür
herrschen, daß el» Jeder nnr jenem und nicht dieser unterworfen ist, und daß nur
das Gesetz sei, was dem Bewußtsei» des Volkes, »icht der Lau»e oder dem sub-
jectiven Willen eines Einzelnen entspricht. Aber ich fand in der Geschichte Preu¬
ßens eine Zeit, in der auch ohne Constitution die Reform so großartig vorgeschritten
war, so viele andere Staaten hinter sich zurückgelassen hatte, daß ich an der Hoff¬
nung nicht verzweifelte, auf diesem Wege auch zu einer Gestaltung unserer staats¬
rechtlichen Verhältnisse zu gelangen, die eine wahrhafte Vertretung des Volkes,
einen sicheren Schutz gegen Willkür gewährten. Sah ich doch andererseits mein
Ideal vielfach in den Staaten uicht verwirklicht, die sich eine Constitution auf
anderem Wege errungen hatten. , -
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