Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.Wir passirten außer mehreren serbischen Dörfern und der Brandstätte eines Am Ausgange des Dorfes stießen wir an die eigentlichen Lagerwachen. Ein Statt dem üblichen "Halt! wer da?" sprach mich der Posten mit seltsamer ö*
Wir passirten außer mehreren serbischen Dörfern und der Brandstätte eines Am Ausgange des Dorfes stießen wir an die eigentlichen Lagerwachen. Ein Statt dem üblichen „Halt! wer da?" sprach mich der Posten mit seltsamer ö*
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Wir passirten außer mehreren serbischen Dörfern und der Brandstätte eines
magyarischen noch ein slovakischcs und ein wallachisches Dorf, Kovacica und US-
din; letzteres war zu einem Drittheil zusammengebrannt, übrigens weniger gut
gebaut und minder reinlich als das slovakische, aber die schwarzäugigen, vollbusi¬
gen Wallachinnen in ihrer höchst eigenthümlichen Nationaltracht, bei der die rothe
Farbe und altitalischcr Zuschnitt vorherrscht, gefielen uns dafür weit besser, als
die hageren Slovakinnen in ihren blauen und braunen Tuchkitteln. Vor Toma-
sevac war auf der Straße ein geschäftiges Leben: Wägen mit Proviant und Mu¬
nition und Scharen von Weibern und Kindern, die ihre Angehörigen im Lager
besuchten und denselben sonntägliche Leckerbissen zutrugen, staffirten den sonst öden
und monotonen Weg. Tomasevac ist ein weitläufiges, nettes und reinliches Dorf;
die Häuser in langen Zeilen aneinander gereiht, mit blendend weißen, der Straße
zugekehrten Giebeln, mit seltsam geschnitzten First- und Schornsteinzierrathen, bunt¬
bemalten Thüren und grell gefärbten Jalousien. Das ganze Dorf wimmelte von Sol¬
daten, denn drei Divisionen des Pancevaer Grenzregimcnts hatten hier ihr Stand¬
quartier. Eine bunte Sammlung von Costümen und Trachten! Außer den Chargen
trugen nur Wenige die vollkommene Uniform ihres Corps: braunen Rock mit
hellblauen Aufschlägen und weißen Liezen, blaue enganliegende Beinkleider mit
schwarzgelben Schnüren und ungarischen Knopf, Halbstiesel, schwarzes Riemzeug,
gewöhnliche Czako'S oder blaue Lagermützen. — Die Andern hatten entweder
graue Soldatenmäntel über ihrer gewöhnlichen Haustrachr, oder waren bis auf die
blaue Unifvnnhose ganz bäuerisch gekleidet, in breitkrämpigen Hüten und braunen
Lodenmänteln (Guuja). Wieder Andere hatten gar trotz der warmen Jahreszeit
große Schafspelze, das Rauhe herausgekehrt, und mächtige Pelzmützen aus weißem
Schafsfell; diese waren von dem Kontingent, welches die wallachischen Ansiedlungen
aus dem von den Serben occnpirtcn Theilen der Banaler Militärgrenze ge¬
stellt hatten.
Am Ausgange des Dorfes stießen wir an die eigentlichen Lagerwachen. Ein
Schnurrpvsten stand, das Gewehr beim Fuß hart am letzten Hanse — im rothen
offenen, knrzärmlichen Jäckchen, das die langen Aermel und Schöße seines grünen
Unterkleides (iwtonv) und die zierliche Bruststickerei seiner schwarzseidenen
bis hinaus zugeknöpften Weste (^.>v><) deutlich sehen ließ; er hatte blane weite
Hosen an (s-Uvsirv), den Fez mit blauen Seidensranzen über beide Ohren gezogen,
über den Rücken hing der eine lange Zipfel eines groben, grauen Lodentnches,
der zweite war um seinen Waffengnrrel drappirt, doch so , daß sich Pistolen und
Handzar mit der größten Leichtigkeit herausziehen ließen.
Statt dem üblichen „Halt! wer da?" sprach mich der Posten mit seltsamer
Scheu folgendermaßen an: „Ihr seid doch glücklich angekommen, Arambassa?
6ni»-o llosli. Wenn ihr in's Lager wollt, so zeigt mir Eltern Passus, ich bitte
Euch darum." — Verwundert zeigte ich ihm meinen Geleitsbrief und fragte:
ö*
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