Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.Wem daS hier Gesagte bekannt ist, der möge diese Reihenfolge von Bemer¬ Briefe ans P r n g. III. Die Metamorphosen des CzechenthumS und die gegenwärtigen Stimmungen der Czechen. Schon die Koalition der nationalen Parteien zu Krcmsier schloß das still¬ Wem daS hier Gesagte bekannt ist, der möge diese Reihenfolge von Bemer¬ Briefe ans P r n g. III. Die Metamorphosen des CzechenthumS und die gegenwärtigen Stimmungen der Czechen. Schon die Koalition der nationalen Parteien zu Krcmsier schloß das still¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0421" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278931"/> <p xml:id="ID_1369"> Wem daS hier Gesagte bekannt ist, der möge diese Reihenfolge von Bemer¬<lb/> kungen doch als wahr bestätigen und nicht für unnütz halten. Wenn die politischen<lb/> Erscheinungen des Völkerlebens so unerfreulich und verstimmend sind, wie jetzt, thut<lb/> der Besonnene gut, nach dem Grunde des Lebens selbst zu sehen und den Boden zu<lb/> untersuchen, aus dem es emporschießt. Eine solche Beschäftigung kann uns Deut¬<lb/> schen jetzt Trost und einen Halt geben. Und deshalb ist es für das sorgenvolle<lb/> Herz des Patrioten so erheiternd, dnrch die wogenden Aehrenfclder unseres Landes<lb/> zu gehen und den Fuß fest auf den Boden zu stemmen, welcher uns und die<lb/><note type="byline"> William Nog-rs.</note> fröhlichen Saaten trägt. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Briefe ans P r n g.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> III.<lb/> Die Metamorphosen des CzechenthumS und die gegenwärtigen<lb/> Stimmungen der Czechen.</head><lb/> <p xml:id="ID_1370" next="#ID_1371"> Schon die Koalition der nationalen Parteien zu Krcmsier schloß das still¬<lb/> schweigende Uebereinkommen in sich, bei der bevorstehenden Berathung und Ab¬<lb/> stimmung über die Grundrechte den allgemein-politischen Standpunkt voranzustellen;<lb/> die Führer der Rechten und Linken gingen zwar keinen ewigen Frieden, aber doch<lb/> einen Waffenstillstand für längere Zeit mit einander ein, um während der Dauer<lb/> desselben die divergirenden Ansprüche der Nationalitäten unberührt zu lassen und<lb/> als gute Volksmänner mit vereinten Kräften gegen die Privilegien der Hierarchie<lb/> und des Adels und überhaupt gegen jenen Staat der ministeriellen Doctrin an¬<lb/> zukämpfen, der noch immer in einer unnahbaren, jenseitigen Göttlichkeit seinen<lb/> Mittelpunkt sucht, nachdem der heilige Geist, das lebendige Bewußtsein der<lb/> staatlichen Allgemeinheit doch schon so lange aus seinem Jenseits he> abgestiegen<lb/> ist und sich dem Volke mitgetheilt hat. So haben also schon die Neichstagsdepu-<lb/> tirten nach der Erklärung Stations v. 4. Jänner, wodurch gleichsam der Rechtsbo-<lb/> den für das künftige Oetrvy festgestellt wurde, den nationalen Einheitopunkr gefunden,<lb/> aus dem wieder ganz folgerichtig die politischen Differenzen heraustreten mußten; und<lb/> als die Auflösung des Reichstages und die Octroyirung der Charte wirklich er¬<lb/> folgte, da wurde das Verhalten der Volksvertreter zum Vorbilde für das Volk<lb/> selbst, und überall traten ans den mehr oder weniger indifferenten nationalen<lb/> Grundlagen die politischen Meinungen scharf gesondert heraus. Dies ist unsere<lb/> neue Märzerrungcnschaft, auf die wir jedenfalls das größte Gewicht legen müssen.<lb/> Indem sich im Schooße der sluvittisliä lijm die conservative Partei von der radi-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0421]
Wem daS hier Gesagte bekannt ist, der möge diese Reihenfolge von Bemer¬
kungen doch als wahr bestätigen und nicht für unnütz halten. Wenn die politischen
Erscheinungen des Völkerlebens so unerfreulich und verstimmend sind, wie jetzt, thut
der Besonnene gut, nach dem Grunde des Lebens selbst zu sehen und den Boden zu
untersuchen, aus dem es emporschießt. Eine solche Beschäftigung kann uns Deut¬
schen jetzt Trost und einen Halt geben. Und deshalb ist es für das sorgenvolle
Herz des Patrioten so erheiternd, dnrch die wogenden Aehrenfclder unseres Landes
zu gehen und den Fuß fest auf den Boden zu stemmen, welcher uns und die
William Nog-rs. fröhlichen Saaten trägt.
Briefe ans P r n g.
III.
Die Metamorphosen des CzechenthumS und die gegenwärtigen
Stimmungen der Czechen.
Schon die Koalition der nationalen Parteien zu Krcmsier schloß das still¬
schweigende Uebereinkommen in sich, bei der bevorstehenden Berathung und Ab¬
stimmung über die Grundrechte den allgemein-politischen Standpunkt voranzustellen;
die Führer der Rechten und Linken gingen zwar keinen ewigen Frieden, aber doch
einen Waffenstillstand für längere Zeit mit einander ein, um während der Dauer
desselben die divergirenden Ansprüche der Nationalitäten unberührt zu lassen und
als gute Volksmänner mit vereinten Kräften gegen die Privilegien der Hierarchie
und des Adels und überhaupt gegen jenen Staat der ministeriellen Doctrin an¬
zukämpfen, der noch immer in einer unnahbaren, jenseitigen Göttlichkeit seinen
Mittelpunkt sucht, nachdem der heilige Geist, das lebendige Bewußtsein der
staatlichen Allgemeinheit doch schon so lange aus seinem Jenseits he> abgestiegen
ist und sich dem Volke mitgetheilt hat. So haben also schon die Neichstagsdepu-
tirten nach der Erklärung Stations v. 4. Jänner, wodurch gleichsam der Rechtsbo-
den für das künftige Oetrvy festgestellt wurde, den nationalen Einheitopunkr gefunden,
aus dem wieder ganz folgerichtig die politischen Differenzen heraustreten mußten; und
als die Auflösung des Reichstages und die Octroyirung der Charte wirklich er¬
folgte, da wurde das Verhalten der Volksvertreter zum Vorbilde für das Volk
selbst, und überall traten ans den mehr oder weniger indifferenten nationalen
Grundlagen die politischen Meinungen scharf gesondert heraus. Dies ist unsere
neue Märzerrungcnschaft, auf die wir jedenfalls das größte Gewicht legen müssen.
Indem sich im Schooße der sluvittisliä lijm die conservative Partei von der radi-
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