Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.Die nationale Partei hat ihren bisherigen Mittelpunkt, die Nationalversamm¬ Die Partei hat, nachdem ihre wesentlichen Organe, die Kammern, überall Ans diese Weise wäre es möglich -- wie auch Römer, dieser deutsche Maun Aber auch diese Wendung würde den Plänen des preußischen Cabinets uicht Die nationale Partei hat ihren bisherigen Mittelpunkt, die Nationalversamm¬ Die Partei hat, nachdem ihre wesentlichen Organe, die Kammern, überall Ans diese Weise wäre es möglich — wie auch Römer, dieser deutsche Maun Aber auch diese Wendung würde den Plänen des preußischen Cabinets uicht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0357" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278867"/> <p xml:id="ID_1101"> Die nationale Partei hat ihren bisherigen Mittelpunkt, die Nationalversamm¬<lb/> lung, ausgegeben. Sie mußte es thun, aus zwei Gründen. Einmal wurde.ihr<lb/> durch die Weigerung des Reichsverwesers, auf das Programm des Ministeriums<lb/> Gagern einzugehen, jedes Mittel entzogen, aus gesetzliche Weise für die Durch¬<lb/> führung ihrer Absichten zu wirken, denn die Centralgewalt war ihr einziges ge¬<lb/> setzliches Organ, wenn sie sich nicht in einen Convent verwandeln wollte. Dahin<lb/> aber — und das war der zweite Grund drängte sie die Linke, welche immer<lb/> mehr in der Versammlung dominirte. Entweder mußte also die nationale Partei eine<lb/> Scheinexistenz fortführen, deren Verlängerung ihr jede Würde und jeden Einfluß<lb/> nahm, oder sie mußte den Demokraten in die Hände arbeiten. Beides durfte sie<lb/> nicht; es blieb ihr also nichts übrig, als aufzutreten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1102"> Die Partei hat, nachdem ihre wesentlichen Organe, die Kammern, überall<lb/> aufgelöst sind, ihren gesetzlichen Halt zunächst in denjenigen Staaten, welche die<lb/> Reichsverfassung anerkannt haben, Würtemberg an der Spitze. Diese Regierungen<lb/> befinden sich in einer höchst mißlichen Lage. Die von ihnen anerkannte Central¬<lb/> gewalt hat jetzt offenbar eine Richtung genommen, welche der endlichen Durch¬<lb/> führung der Verfassung widerstrebt. Das Würtenberger Ministerium hat daher<lb/> der Kammer erklären müssen, daß es die Verordnungen derselben auch in Bezie¬<lb/> hung auf ihren materiellen Inhalt einer Prüfung unterwerfen, und diejenigen,<lb/> welche dem Sinn der Verfassung widerstehe», nicht vollziehen wird. Auf der an¬<lb/> dern Seite ist die Nationalversammlung, welche formell noch immer als die ge¬<lb/> setzmäßige Volksvertretung anerkannt wird, nicht mehr von der Art, die Nation<lb/> wahrhaft zu repräsentiren. Endlich sind Baden und die Pfalz, welche sich ihrer<lb/> Angabe nach für die Reichsverfassung erhoben haben, ganz in den Händen des<lb/> demokratischen Gesindels, und ein Bündniß mit denselben für jede Regierung un¬<lb/> statthaft, welche nicht geneigt ist, alle Ordnung über den Hansen zu werfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1103"> Ans diese Weise wäre es möglich — wie auch Römer, dieser deutsche Maun<lb/> in des Wortes edelster Bedeutung angedeutet hat — daß die Regierungen,<lb/> welche die Reichsverfassung anerkannt haben, sich dennoch dem preußischen Ent¬<lb/> wurf anschließen, weil sie weder einen demokratischen Rheinbund unter französischem<lb/> Protectorat,noch die Wiedereinführung des Bundestags unter Oestreich haben wollen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1104"> Aber auch diese Wendung würde den Plänen des preußischen Cabinets uicht<lb/> M Gute kommen. Durch die unmittelbare Annahme der Reichsverfassung konnten<lb/> die Wahlen für das Neichsparlamcnt in die conservative Richtung gelenkt wilden,<lb/> ^otz ihrer demokratischen Form; wie die Sache jetzt liegt, wird die ungeheuere<lb/> Mehrzahl, a n es w nur die Centuriatver fa Sön n g d e s S ervi u s T ni l i u s<lb/> beliebt werden sollte, gegen das Gouvernement ausfallen, und das erste<lb/> Bestreben wird dahin gehen, die Verfassung in dem Sinn zu reformiren, daß<lb/> ^e wesentlichen Bestimmungen der von der Paulskirche entworfenen daritt aufge¬<lb/> nommen werden.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0357]
Die nationale Partei hat ihren bisherigen Mittelpunkt, die Nationalversamm¬
lung, ausgegeben. Sie mußte es thun, aus zwei Gründen. Einmal wurde.ihr
durch die Weigerung des Reichsverwesers, auf das Programm des Ministeriums
Gagern einzugehen, jedes Mittel entzogen, aus gesetzliche Weise für die Durch¬
führung ihrer Absichten zu wirken, denn die Centralgewalt war ihr einziges ge¬
setzliches Organ, wenn sie sich nicht in einen Convent verwandeln wollte. Dahin
aber — und das war der zweite Grund drängte sie die Linke, welche immer
mehr in der Versammlung dominirte. Entweder mußte also die nationale Partei eine
Scheinexistenz fortführen, deren Verlängerung ihr jede Würde und jeden Einfluß
nahm, oder sie mußte den Demokraten in die Hände arbeiten. Beides durfte sie
nicht; es blieb ihr also nichts übrig, als aufzutreten.
Die Partei hat, nachdem ihre wesentlichen Organe, die Kammern, überall
aufgelöst sind, ihren gesetzlichen Halt zunächst in denjenigen Staaten, welche die
Reichsverfassung anerkannt haben, Würtemberg an der Spitze. Diese Regierungen
befinden sich in einer höchst mißlichen Lage. Die von ihnen anerkannte Central¬
gewalt hat jetzt offenbar eine Richtung genommen, welche der endlichen Durch¬
führung der Verfassung widerstrebt. Das Würtenberger Ministerium hat daher
der Kammer erklären müssen, daß es die Verordnungen derselben auch in Bezie¬
hung auf ihren materiellen Inhalt einer Prüfung unterwerfen, und diejenigen,
welche dem Sinn der Verfassung widerstehe», nicht vollziehen wird. Auf der an¬
dern Seite ist die Nationalversammlung, welche formell noch immer als die ge¬
setzmäßige Volksvertretung anerkannt wird, nicht mehr von der Art, die Nation
wahrhaft zu repräsentiren. Endlich sind Baden und die Pfalz, welche sich ihrer
Angabe nach für die Reichsverfassung erhoben haben, ganz in den Händen des
demokratischen Gesindels, und ein Bündniß mit denselben für jede Regierung un¬
statthaft, welche nicht geneigt ist, alle Ordnung über den Hansen zu werfen.
Ans diese Weise wäre es möglich — wie auch Römer, dieser deutsche Maun
in des Wortes edelster Bedeutung angedeutet hat — daß die Regierungen,
welche die Reichsverfassung anerkannt haben, sich dennoch dem preußischen Ent¬
wurf anschließen, weil sie weder einen demokratischen Rheinbund unter französischem
Protectorat,noch die Wiedereinführung des Bundestags unter Oestreich haben wollen.
Aber auch diese Wendung würde den Plänen des preußischen Cabinets uicht
M Gute kommen. Durch die unmittelbare Annahme der Reichsverfassung konnten
die Wahlen für das Neichsparlamcnt in die conservative Richtung gelenkt wilden,
^otz ihrer demokratischen Form; wie die Sache jetzt liegt, wird die ungeheuere
Mehrzahl, a n es w nur die Centuriatver fa Sön n g d e s S ervi u s T ni l i u s
beliebt werden sollte, gegen das Gouvernement ausfallen, und das erste
Bestreben wird dahin gehen, die Verfassung in dem Sinn zu reformiren, daß
^e wesentlichen Bestimmungen der von der Paulskirche entworfenen daritt aufge¬
nommen werden.
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