Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.geworden ohne die Intervention Englands und Frankreichs, Wir sprechen daher nicht mehr vom östreichisch-ungarischen Kampfe, sondern Die einzelnen Excesse des Pöbels oder die republikanischen Putsche, welche "Na, heute Abend wirds losgehen!" sagte mit nachdrücklichem Tone ein jun¬ -- Das sagten sie gestern auch -- entgegnete ungläubig die schmucke Kell¬ geworden ohne die Intervention Englands und Frankreichs, Wir sprechen daher nicht mehr vom östreichisch-ungarischen Kampfe, sondern Die einzelnen Excesse des Pöbels oder die republikanischen Putsche, welche „Na, heute Abend wirds losgehen!" sagte mit nachdrücklichem Tone ein jun¬ — Das sagten sie gestern auch — entgegnete ungläubig die schmucke Kell¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0302" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278812"/> <p xml:id="ID_925" prev="#ID_924"> geworden ohne die Intervention Englands und Frankreichs,<lb/> das östreichische Kabinet hat den ganzen Kaiserstaat abermals zum Spielball fremder<lb/> Interessen gemacht. EineZertrümmerung oderZerstückeluug des Reichs,<lb/> welche bisher als ein beabsichtigtes Werk des Radikalismus betrachtet wurde, oder<lb/> die vollständige Contrer evolntion, die russische Botmäßigkeit<lb/> der Habsburger und ihrer unterjochten Länder — dies sind die zwei<lb/> Chancen, in welche die östreichische Monarchie durch die feige Ratlosigkeit deö<lb/> jetzigen Kabinets getrieben wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_926"> Wir sprechen daher nicht mehr vom östreichisch-ungarischen Kampfe, sondern<lb/> von einem russisch-europäischen Kampfe. Das factische Recht, welches bisher die<lb/> Ungarn als ihr heiliges Privile ginm gegen Oestreich vertheidigt haben, ist jetzt<lb/> durch das gemeinsame Auftreten der Contrerevolution in Deutschland, Italien und<lb/> Oestreich zu einem gemeinsamen Palladium der im Jahr 1848 befreiten Nationen<lb/> Europas geworden. Es gilt nun den Kampf der rohen Willkür gegen die Freiheit<lb/> und das in ihr begründete Recht der Völker.</p><lb/> <p xml:id="ID_927"> Die einzelnen Excesse des Pöbels oder die republikanischen Putsche, welche<lb/> von einer unverständigen ehrgeizigen Partei versucht werden, können die jetzige .<lb/> Bewegung in den europäischen Ländern nicht als „soziale Revolution" bezeichne».<lb/> ES handelt sich vor Allem um die Sicherung des politischen Fortschritts inner¬<lb/> halb des frei und selbstständig organistrten Staates. Kann Oestreich diese histo¬<lb/> rische Aufgabe nicht durch seine eigene Kraft erfüllen, ist es in seinem innern<lb/> , Lebensmark so ausgehöhlt, daß es anstatt „eine Vormauer europäischer Bildung<lb/> und Sitte" zu bilden, seine losen Ländertheile zu russische» Verschanzungen ver¬<lb/> wenden ließe, dann mag die Habsburgische Hausmacht in Trümmer gehen und<lb/> unter ihrem Schütte den russischen Koloß erdrücken. Die kräftigen Volksstämme,<lb/> welche das heutige Oestreich bewohnen, werden sich in dem Kampfe gegen den<lb/> gemeinsamen Unterdrücker vereinigen und ihre besondern Berechtigungen gern für<lb/><note type="byline"> D. /ricdimmn.</note> einen kräftigen und freien Gesammtstaat aufopfern. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_928"> „Na, heute Abend wirds losgehen!" sagte mit nachdrücklichem Tone ein jun¬<lb/> ger Mann, dem man es ansah, daß das Knffcchauslebcn seine vornehmste Be¬<lb/> schäftigung war — „heute Abend wird's losgehen!"</p><lb/> <p xml:id="ID_929"> — Das sagten sie gestern auch — entgegnete ungläubig die schmucke Kell¬<lb/> nerin — das sagten Sie vorgestern auch, als die Kammer aufgelöst war, und<lb/> es wurde doch nichts Gescheutes!</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0302]
geworden ohne die Intervention Englands und Frankreichs,
das östreichische Kabinet hat den ganzen Kaiserstaat abermals zum Spielball fremder
Interessen gemacht. EineZertrümmerung oderZerstückeluug des Reichs,
welche bisher als ein beabsichtigtes Werk des Radikalismus betrachtet wurde, oder
die vollständige Contrer evolntion, die russische Botmäßigkeit
der Habsburger und ihrer unterjochten Länder — dies sind die zwei
Chancen, in welche die östreichische Monarchie durch die feige Ratlosigkeit deö
jetzigen Kabinets getrieben wurde.
Wir sprechen daher nicht mehr vom östreichisch-ungarischen Kampfe, sondern
von einem russisch-europäischen Kampfe. Das factische Recht, welches bisher die
Ungarn als ihr heiliges Privile ginm gegen Oestreich vertheidigt haben, ist jetzt
durch das gemeinsame Auftreten der Contrerevolution in Deutschland, Italien und
Oestreich zu einem gemeinsamen Palladium der im Jahr 1848 befreiten Nationen
Europas geworden. Es gilt nun den Kampf der rohen Willkür gegen die Freiheit
und das in ihr begründete Recht der Völker.
Die einzelnen Excesse des Pöbels oder die republikanischen Putsche, welche
von einer unverständigen ehrgeizigen Partei versucht werden, können die jetzige .
Bewegung in den europäischen Ländern nicht als „soziale Revolution" bezeichne».
ES handelt sich vor Allem um die Sicherung des politischen Fortschritts inner¬
halb des frei und selbstständig organistrten Staates. Kann Oestreich diese histo¬
rische Aufgabe nicht durch seine eigene Kraft erfüllen, ist es in seinem innern
, Lebensmark so ausgehöhlt, daß es anstatt „eine Vormauer europäischer Bildung
und Sitte" zu bilden, seine losen Ländertheile zu russische» Verschanzungen ver¬
wenden ließe, dann mag die Habsburgische Hausmacht in Trümmer gehen und
unter ihrem Schütte den russischen Koloß erdrücken. Die kräftigen Volksstämme,
welche das heutige Oestreich bewohnen, werden sich in dem Kampfe gegen den
gemeinsamen Unterdrücker vereinigen und ihre besondern Berechtigungen gern für
D. /ricdimmn. einen kräftigen und freien Gesammtstaat aufopfern.
„Na, heute Abend wirds losgehen!" sagte mit nachdrücklichem Tone ein jun¬
ger Mann, dem man es ansah, daß das Knffcchauslebcn seine vornehmste Be¬
schäftigung war — „heute Abend wird's losgehen!"
— Das sagten sie gestern auch — entgegnete ungläubig die schmucke Kell¬
nerin — das sagten Sie vorgestern auch, als die Kammer aufgelöst war, und
es wurde doch nichts Gescheutes!
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