Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.dischgrätz und Hecker. Ein großer Theil unserer Partei scheut sich vor einer ener¬ Das einzige Organ unserer Partei -- der Partei der gesetzlichen Freiheit -- Sollte es aber dennoch geschehen; sollten die Mäuner der Gewalt es wagen, Nachschrift. Jeder Tag bringt sei" Neues. Preußen hat also an dem¬ Verlag von F. L. Hcrbig. -- Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt. Druck von Frie brich Andrü. dischgrätz und Hecker. Ein großer Theil unserer Partei scheut sich vor einer ener¬ Das einzige Organ unserer Partei — der Partei der gesetzlichen Freiheit — Sollte es aber dennoch geschehen; sollten die Mäuner der Gewalt es wagen, Nachschrift. Jeder Tag bringt sei» Neues. Preußen hat also an dem¬ Verlag von F. L. Hcrbig. — Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt. Druck von Frie brich Andrü. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0240" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278750"/> <p xml:id="ID_749" prev="#ID_748"> dischgrätz und Hecker. Ein großer Theil unserer Partei scheut sich vor einer ener¬<lb/> gischen Opposition gegen das Gouvernement, obgleich es dasselbe ebenso mißbilligt<lb/> als wir, in diesem 'Augenblicke, wo die sociale Frage hereindroht. Er fürchtet in<lb/> jedem neuen Kampf eine neue Stockung der Geschäfte, neuen Nothstand, neues<lb/> Elend, — zuletzt Krieg der Besitzlosen gegen den Besitzende». Ein Bedenken von<lb/> der höchsten Wichtigkeit, welches aber durch die einfache Reflexion gehoben wird,<lb/> daß in einer schnellen nud energischen Opposition der gescnumten liberalen Par¬<lb/> tei und den schnellen Sieg über die Willkür der Höfe das einzige Mittel gegeben<lb/> ist, jenen blutigen Kampf zu vermeiden, der sonst unvermeidlich hereinbrechen muß.</p><lb/> <p xml:id="ID_750"> Das einzige Organ unserer Partei — der Partei der gesetzlichen Freiheit —<lb/> ist für jetzt die Nationalversammlung zu Frankfurt. Wir hoffen, daß sie mit der<lb/> unglaublichen Mäßigung und Besonnenheit, die sie bis jetzt bewährt hat, im ent¬<lb/> scheidenden Augenblick auch die Kraft und Energie verbinden wird, ohne welche<lb/> jene Eigenschaften keine Berechtigung h«ben. Ihr zur Seite stehen die Staaten<lb/> von Würtemberg, Baden, beiden Hessen und sämmtliche kleine Staaten, stehen die<lb/> ständischen Erklärungen von Preußen und Sachsen, steht endlich d e gesammte<lb/> Nation. Sie hat über keine militärischen Mittel zu disponiren, aber d'le Noth¬<lb/> wendigkeit der Verhältnisse ist sür sie. Bleiben die Regierungen auf constitutio-<lb/> nellen Boden, d. h., schreiben sie nach der Aufforderung der Paulskirche<lb/> augenblicklich die neuen Wahlen ans, und berufen die daraus hervorgegangenen<lb/> Kammern, dann ist die weitere Entwickelung euifach und organisch. Bis dahin<lb/> haben alle Korporationen, dle städtischen Behörden, die Bürgerwehren, laut ihre<lb/> Stimme zu erliebeu zu Gunsten der deutscheu Sache, zu Gunsten der Freiheit.<lb/> Je schneller und energischer das geschieht, je weniger wird die Regierung versucht<lb/> werden, ihre letzte Karte auszuspielen.</p><lb/> <p xml:id="ID_751"> Sollte es aber dennoch geschehen; sollten die Mäuner der Gewalt es wagen,<lb/> ihre Hand an das Palladium der deutschen Nation zu legen; es wagen, die<lb/> Grundlage der gesetzlichen Freiheit in den einzelnen Staaten ebenso zu unterwüh¬<lb/> len, als die des Reichs; sollten sie, wie das tief gesunkne Oestreich, den Russen<lb/> gegen ihren eignen Mitbürger zu Hilfe rufen — dann ist unsere Partei, die Par¬<lb/> tei der Vermülcliuig, aufgelöst, und der Fluch der Ereignisse, die daun unver¬<lb/> meidlich sind, möge ans das Haupt derer fallen, die sie heraufbeschwöre» habe».</p><lb/> <p xml:id="ID_752"> Nachschrift. Jeder Tag bringt sei» Neues. Preußen hat also an dem¬<lb/> selben Tage, wo seine Ablehnung nach Frankfurt gesandt wurde, die Fürsten auf¬<lb/> gefordert, in einem berliner Congreß die Verfassung zu berathen, die dem deutsche»<lb/> Volk vctrvyirt werde» soll; es' hat gegen jede Widersetzlichkeit der Unterthanen<lb/> kräftigen militärischen Schutz verheißen. Es wird falsch gerechnet haben, die 30<lb/> Regierungen werbe» nicht in einen preußischen Sonderbund eintreten, sie werden<lb/> halten, was sie dem Parlament gelobt; die vier Königreiche, welche nur darum,<lb/> weil Preußen an die Spitze gestellt werden sollte, der Verfassung<lb/> ihre Anerkennung versagten, werden jetzt sich freudig ihr anschließen. ^-<lb/> Ferner spricht die „Deutsche Reform," das Organ des Hofes, es aus, nach dem bis¬<lb/> herigen Wahlgesetz dürfe in Preußen nicht wieder gewählt werden. Also geht das<lb/> Ministerium iii der That damit um, die von ihm selber octroyirte Verfassung will¬<lb/> kürlich wieder aufzuheben; es proclamirt den Zustand der Willkür und Rechtlosigkeit.<lb/> Diesmal wird die Rechte — welche die Verfassung anerkannt hat — mit derLinken einig<lb/> sein, daß von einer Wahl nach dem neuen Modus nicht die Rede sein könne.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verlag von F. L. Hcrbig. — Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt.<lb/> Druck von Frie brich Andrü.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0240]
dischgrätz und Hecker. Ein großer Theil unserer Partei scheut sich vor einer ener¬
gischen Opposition gegen das Gouvernement, obgleich es dasselbe ebenso mißbilligt
als wir, in diesem 'Augenblicke, wo die sociale Frage hereindroht. Er fürchtet in
jedem neuen Kampf eine neue Stockung der Geschäfte, neuen Nothstand, neues
Elend, — zuletzt Krieg der Besitzlosen gegen den Besitzende». Ein Bedenken von
der höchsten Wichtigkeit, welches aber durch die einfache Reflexion gehoben wird,
daß in einer schnellen nud energischen Opposition der gescnumten liberalen Par¬
tei und den schnellen Sieg über die Willkür der Höfe das einzige Mittel gegeben
ist, jenen blutigen Kampf zu vermeiden, der sonst unvermeidlich hereinbrechen muß.
Das einzige Organ unserer Partei — der Partei der gesetzlichen Freiheit —
ist für jetzt die Nationalversammlung zu Frankfurt. Wir hoffen, daß sie mit der
unglaublichen Mäßigung und Besonnenheit, die sie bis jetzt bewährt hat, im ent¬
scheidenden Augenblick auch die Kraft und Energie verbinden wird, ohne welche
jene Eigenschaften keine Berechtigung h«ben. Ihr zur Seite stehen die Staaten
von Würtemberg, Baden, beiden Hessen und sämmtliche kleine Staaten, stehen die
ständischen Erklärungen von Preußen und Sachsen, steht endlich d e gesammte
Nation. Sie hat über keine militärischen Mittel zu disponiren, aber d'le Noth¬
wendigkeit der Verhältnisse ist sür sie. Bleiben die Regierungen auf constitutio-
nellen Boden, d. h., schreiben sie nach der Aufforderung der Paulskirche
augenblicklich die neuen Wahlen ans, und berufen die daraus hervorgegangenen
Kammern, dann ist die weitere Entwickelung euifach und organisch. Bis dahin
haben alle Korporationen, dle städtischen Behörden, die Bürgerwehren, laut ihre
Stimme zu erliebeu zu Gunsten der deutscheu Sache, zu Gunsten der Freiheit.
Je schneller und energischer das geschieht, je weniger wird die Regierung versucht
werden, ihre letzte Karte auszuspielen.
Sollte es aber dennoch geschehen; sollten die Mäuner der Gewalt es wagen,
ihre Hand an das Palladium der deutschen Nation zu legen; es wagen, die
Grundlage der gesetzlichen Freiheit in den einzelnen Staaten ebenso zu unterwüh¬
len, als die des Reichs; sollten sie, wie das tief gesunkne Oestreich, den Russen
gegen ihren eignen Mitbürger zu Hilfe rufen — dann ist unsere Partei, die Par¬
tei der Vermülcliuig, aufgelöst, und der Fluch der Ereignisse, die daun unver¬
meidlich sind, möge ans das Haupt derer fallen, die sie heraufbeschwöre» habe».
Nachschrift. Jeder Tag bringt sei» Neues. Preußen hat also an dem¬
selben Tage, wo seine Ablehnung nach Frankfurt gesandt wurde, die Fürsten auf¬
gefordert, in einem berliner Congreß die Verfassung zu berathen, die dem deutsche»
Volk vctrvyirt werde» soll; es' hat gegen jede Widersetzlichkeit der Unterthanen
kräftigen militärischen Schutz verheißen. Es wird falsch gerechnet haben, die 30
Regierungen werbe» nicht in einen preußischen Sonderbund eintreten, sie werden
halten, was sie dem Parlament gelobt; die vier Königreiche, welche nur darum,
weil Preußen an die Spitze gestellt werden sollte, der Verfassung
ihre Anerkennung versagten, werden jetzt sich freudig ihr anschließen. ^-
Ferner spricht die „Deutsche Reform," das Organ des Hofes, es aus, nach dem bis¬
herigen Wahlgesetz dürfe in Preußen nicht wieder gewählt werden. Also geht das
Ministerium iii der That damit um, die von ihm selber octroyirte Verfassung will¬
kürlich wieder aufzuheben; es proclamirt den Zustand der Willkür und Rechtlosigkeit.
Diesmal wird die Rechte — welche die Verfassung anerkannt hat — mit derLinken einig
sein, daß von einer Wahl nach dem neuen Modus nicht die Rede sein könne.
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