Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.ehrlich genug, sich ihm, wenn es dazu kommt, zu entziehn. Aber ist es erst so Es fragt sich nun, wie können wir diesem Aeußersten entgehen? Wir, die Wir haben uns zunächst klar zu mache", daß dieser Bund lediglich der Noth Auf der andern Seite müssen wir uns klar machen, daß unter unsern bis¬ ehrlich genug, sich ihm, wenn es dazu kommt, zu entziehn. Aber ist es erst so Es fragt sich nun, wie können wir diesem Aeußersten entgehen? Wir, die Wir haben uns zunächst klar zu mache», daß dieser Bund lediglich der Noth Auf der andern Seite müssen wir uns klar machen, daß unter unsern bis¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0239" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278749"/> <p xml:id="ID_745" prev="#ID_744"> ehrlich genug, sich ihm, wenn es dazu kommt, zu entziehn. Aber ist es erst so<lb/> weit, so wird der Hof schon andere Werkzeuge finden. Die absolute Rechtlosigkeit<lb/> wäre dadurch proklamirt und damit die Revolution.</p><lb/> <p xml:id="ID_746"> Es fragt sich nun, wie können wir diesem Aeußersten entgehen? Wir, die<lb/> constitutionelle Partei, die bis zum März vorigen Jahres in den einzelnen Staaten<lb/> die Opposition bildeten, die wir vom März bis zum September an der Spitze<lb/> der liberalen Partei das neue Reich zu gründen suchten, und seit dem September<lb/> durch die Gefahren des Radikalismus zu einem Bund mit den Regierungen und<lb/> der alten dynastische» Partei gedrängt wurden?</p><lb/> <p xml:id="ID_747"> Wir haben uns zunächst klar zu mache», daß dieser Bund lediglich der Noth<lb/> des Augenblicks entsprang und daher ein vorübergehender sein mußte; daß unsere<lb/> Ansicht von der Monarchie in allen Punkten der Doctrin des historischen Rechts<lb/> diametral entgegengesetzt ist. Hätte die preußische Negierung den Muth gehabt,<lb/> deu Traditionen des großen Friedrich zu folgen, und mit einem großen Entschluß<lb/> durch einen Bund mit der Nation dem Militär- und Diplomatenregiment Alt-<lb/> Oestreichs einerseits, der verrottete» Kleinstaaterei andrerseits gegenüberzutreten,<lb/> so hätte es keine eifrigem Royalisten gegeben als uus. Wir gaben Preußen das<lb/> Schwert des Reichs in die Hände; es war zu furchtsam und zu befangen in seiner<lb/> alten Convenienz, um es zu ergreifen. So müssen wir denn unsern Weg gehen<lb/> ohne Preußen. Wir waren monarchisch, absolutistisch, wenn man will, in dem Sinn,<lb/> daß wir für Deutschland eine mächtige Centralisation, daß wir eine kräftige Unter¬<lb/> drückung der Souderbüudlerei, der sogenannten Stammesunterschiede der Hechinger<lb/> und Lippe-Detmolder Nationen für nothwendig erachteten; aber nicht in dem Sinn<lb/> Monarchisch, wie die Hofjunker, Hofscifensieder, Kammerdiener und Maitressen unserer<lb/> Duodczresidcnzcn, die als ein Recht von Gottes Gnaden die Fortdauer ihrer fau¬<lb/> len Zustände vertheidigen, Zustände, welche die deutsche Nation vor Europa mit<lb/> Schande und Schmach bedeckt haben. Wir wollen das Königthum, das Kaiserthum,<lb/> Um an diesen Angelpunkt die constitutionelle Krystallisation des Volks zu knüpfen;<lb/> wir wollen das Königthum nicht, wenn es sich dieser nothwendigen Ent-vicklung<lb/> widersetzt. Wir waren für Preußen, weil wir in ihm den mächtigen Kriegerstaat<lb/> sahen, der das Banner der neuen Zeit siegreich den Barbaren des Ostens entgegen<lb/> tragen würde; wir sind gegen den Staat, der sich zum Trabanten der Baschkiren<lb/> und Kroaten hergibt.</p><lb/> <p xml:id="ID_748" next="#ID_749"> Auf der andern Seite müssen wir uns klar machen, daß unter unsern bis¬<lb/> herigen Gegnern, den Radikalen, ein großer Theil durch die Schule der Erfah¬<lb/> rung geläutert ist und von uus eigentlich nur uoch durch die Traditionen des<lb/> vorigen Jahres getrennt wird. Mit diesen uns verbinden, kann gegen unser<lb/> Princip nicht streiten, es liegt aber auch in ihrem Interesse, denn lassen wir die<lb/> Dinge weiter gehen, wie sie gehen, so ist in kurzer Zeit nur noch von dem reinen<lb/> Gegensatz die Rede zwscheu rother Monarchie und rother Republik, zwischen Win«</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0239]
ehrlich genug, sich ihm, wenn es dazu kommt, zu entziehn. Aber ist es erst so
weit, so wird der Hof schon andere Werkzeuge finden. Die absolute Rechtlosigkeit
wäre dadurch proklamirt und damit die Revolution.
Es fragt sich nun, wie können wir diesem Aeußersten entgehen? Wir, die
constitutionelle Partei, die bis zum März vorigen Jahres in den einzelnen Staaten
die Opposition bildeten, die wir vom März bis zum September an der Spitze
der liberalen Partei das neue Reich zu gründen suchten, und seit dem September
durch die Gefahren des Radikalismus zu einem Bund mit den Regierungen und
der alten dynastische» Partei gedrängt wurden?
Wir haben uns zunächst klar zu mache», daß dieser Bund lediglich der Noth
des Augenblicks entsprang und daher ein vorübergehender sein mußte; daß unsere
Ansicht von der Monarchie in allen Punkten der Doctrin des historischen Rechts
diametral entgegengesetzt ist. Hätte die preußische Negierung den Muth gehabt,
deu Traditionen des großen Friedrich zu folgen, und mit einem großen Entschluß
durch einen Bund mit der Nation dem Militär- und Diplomatenregiment Alt-
Oestreichs einerseits, der verrottete» Kleinstaaterei andrerseits gegenüberzutreten,
so hätte es keine eifrigem Royalisten gegeben als uus. Wir gaben Preußen das
Schwert des Reichs in die Hände; es war zu furchtsam und zu befangen in seiner
alten Convenienz, um es zu ergreifen. So müssen wir denn unsern Weg gehen
ohne Preußen. Wir waren monarchisch, absolutistisch, wenn man will, in dem Sinn,
daß wir für Deutschland eine mächtige Centralisation, daß wir eine kräftige Unter¬
drückung der Souderbüudlerei, der sogenannten Stammesunterschiede der Hechinger
und Lippe-Detmolder Nationen für nothwendig erachteten; aber nicht in dem Sinn
Monarchisch, wie die Hofjunker, Hofscifensieder, Kammerdiener und Maitressen unserer
Duodczresidcnzcn, die als ein Recht von Gottes Gnaden die Fortdauer ihrer fau¬
len Zustände vertheidigen, Zustände, welche die deutsche Nation vor Europa mit
Schande und Schmach bedeckt haben. Wir wollen das Königthum, das Kaiserthum,
Um an diesen Angelpunkt die constitutionelle Krystallisation des Volks zu knüpfen;
wir wollen das Königthum nicht, wenn es sich dieser nothwendigen Ent-vicklung
widersetzt. Wir waren für Preußen, weil wir in ihm den mächtigen Kriegerstaat
sahen, der das Banner der neuen Zeit siegreich den Barbaren des Ostens entgegen
tragen würde; wir sind gegen den Staat, der sich zum Trabanten der Baschkiren
und Kroaten hergibt.
Auf der andern Seite müssen wir uns klar machen, daß unter unsern bis¬
herigen Gegnern, den Radikalen, ein großer Theil durch die Schule der Erfah¬
rung geläutert ist und von uus eigentlich nur uoch durch die Traditionen des
vorigen Jahres getrennt wird. Mit diesen uns verbinden, kann gegen unser
Princip nicht streiten, es liegt aber auch in ihrem Interesse, denn lassen wir die
Dinge weiter gehen, wie sie gehen, so ist in kurzer Zeit nur noch von dem reinen
Gegensatz die Rede zwscheu rother Monarchie und rother Republik, zwischen Win«
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