Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.obgleich in einer bedeutenden Ebene gelegen, doch durch Natur und Kunst zu einem 22*
obgleich in einer bedeutenden Ebene gelegen, doch durch Natur und Kunst zu einem 22*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0171" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278681"/> <p xml:id="ID_518" prev="#ID_517" next="#ID_519"> obgleich in einer bedeutenden Ebene gelegen, doch durch Natur und Kunst zu einem<lb/> beinahe uneinnehmbaren festen Lager geschaffen, das unsere Nachkommen einst an¬<lb/> staunen werden als bleibende Denkmale bedauernswerther blutiger Kämpfe zwischen<lb/> zwei gleich großen, gleich freiheilbegeisterten Nationen, Ungarn und Serben, —<lb/> wie wir jetzt die Karlowitzer Nömerschauzen! Das Lager besteht aus vier felsen-<lb/> festen, unersteiglichen Schanzen, die stärkste davon, auf der Becejer Seite, von<lb/> den türkisch serbischen Freiwilligen besetzt, und oft löwenkühn vertheidigt, heißt<lb/> Srbobran — die Serbenwehr. Ein außerordentlich wichtiges Vorwerk, welches<lb/> die Behauptung von S. Thomas ungemein erleichtert, ist die feste Position bei<lb/> Turia, eine halbe Stunde seitwärts am Ufer der Theiß. Die Theißnfer, der hart<lb/> am Lager vorbeifließende Begakanal und die rings ausgebreiteten Sumpfstrecken<lb/> gewähren Se. Thomas erwünschten natürlichen Schutz. — Nachdem schon im Juli<lb/> einige Angriffe auf diesen wichtigen Punkt gescheitert waren, beschlossen die Ma¬<lb/> gyaren im August, Se. Thomas durch einen überlegenen, forcirten Angriff zu<lb/> nehmen. Am 19. August erschienen 40,000 Mann ungarischer und östreichischer<lb/> Truppen mit 60 Kanonen vor Se. Thomas und Turia, und begannen um 4 Uhr<lb/> Morgens mit einer fürchterlichen Kanonade den Kampf. Se. Thomas hatte da¬<lb/> mals eine Besatzung von nur 2500 Mann und 12 Kanonen, Turia vertheidigten<lb/> blos 1000 Mann mit 4 Kanonen. Stratimirovic kommandirte in Se. Thomas,<lb/> Joanovic in Turia. Von der Peterwardeiner Seite begann der Angriff des<lb/> Feldmarschallieutencmt Baron Hrabowsky, dieser stürmte mit 10,000 Mann und<lb/> 12 Geschütze» den Se. Thomaser Brückenkopf; Obcrlieutnant Marinkovic verthei¬<lb/> digte die Schanze und brachte uach ZMmdigcm Verzweiflungskampf Hrabowsky<lb/> zum Weichen, der nun — wiewohl ohne Erfolg — zu bombardiren anfing, und<lb/> einen neuen Sturmangriff gegen Vcrbaszer Lagerseite in's Werk setzte. Hier war<lb/> der fürchterlichste Kampf und dauerte bis 2 Uhr zu Mittag. Achtmal stürmten<lb/> die Ungarn, das Infanterieregiment Alexander an der Spitze, mit an Verzweiflung<lb/> grenzender Wuth, achtmal wurden sie von den Serben geworfen, beim nennten<lb/> Anlauf gelang es ihnen, in die Scrbcnschanze zu dringen, doch wurden sie in<lb/> weniger als einer Viertelstunde wieder hinausgeworfen. Es war ein kurzer aber<lb/> fürchterlicher Kampf, die Bajonnette konnten im Gedränge nicht mehr gehandhabt<lb/> werden, desto besser wirthschafteten die Handzare und Messer der Serben. Die<lb/> 'ngarn mußten hinaus und ließen 100 Tode in der Schanze. Eben auf diesem<lb/> jährlichsten Punkte leitete Stratimirovic persönlich den Kampf, neben ihm die<lb/> ^rü Hauptleute Biga und Böhmle; Stratimirovic immer hoch zu Roß, in<lb/> glänzenden Uniform die feindlichen Kugeln gleichsam herausfordernd, deren<lb/> in seinen Säbelgriff zerschmetterte. Es war hier ein Kampf sondergleichen,<lb/> ^ selbst gleise Krieger Kara Georgs, deren sich einige unter den Freiwilligen<lb/> befände bezeugten, einen so heißen Kampf noch nicht erlebt zu haben.<lb/> Wahren^ ^ ^ Peterwardeiner und Verbaszer Seite vorging, stürzten acht</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 22*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0171]
obgleich in einer bedeutenden Ebene gelegen, doch durch Natur und Kunst zu einem
beinahe uneinnehmbaren festen Lager geschaffen, das unsere Nachkommen einst an¬
staunen werden als bleibende Denkmale bedauernswerther blutiger Kämpfe zwischen
zwei gleich großen, gleich freiheilbegeisterten Nationen, Ungarn und Serben, —
wie wir jetzt die Karlowitzer Nömerschauzen! Das Lager besteht aus vier felsen-
festen, unersteiglichen Schanzen, die stärkste davon, auf der Becejer Seite, von
den türkisch serbischen Freiwilligen besetzt, und oft löwenkühn vertheidigt, heißt
Srbobran — die Serbenwehr. Ein außerordentlich wichtiges Vorwerk, welches
die Behauptung von S. Thomas ungemein erleichtert, ist die feste Position bei
Turia, eine halbe Stunde seitwärts am Ufer der Theiß. Die Theißnfer, der hart
am Lager vorbeifließende Begakanal und die rings ausgebreiteten Sumpfstrecken
gewähren Se. Thomas erwünschten natürlichen Schutz. — Nachdem schon im Juli
einige Angriffe auf diesen wichtigen Punkt gescheitert waren, beschlossen die Ma¬
gyaren im August, Se. Thomas durch einen überlegenen, forcirten Angriff zu
nehmen. Am 19. August erschienen 40,000 Mann ungarischer und östreichischer
Truppen mit 60 Kanonen vor Se. Thomas und Turia, und begannen um 4 Uhr
Morgens mit einer fürchterlichen Kanonade den Kampf. Se. Thomas hatte da¬
mals eine Besatzung von nur 2500 Mann und 12 Kanonen, Turia vertheidigten
blos 1000 Mann mit 4 Kanonen. Stratimirovic kommandirte in Se. Thomas,
Joanovic in Turia. Von der Peterwardeiner Seite begann der Angriff des
Feldmarschallieutencmt Baron Hrabowsky, dieser stürmte mit 10,000 Mann und
12 Geschütze» den Se. Thomaser Brückenkopf; Obcrlieutnant Marinkovic verthei¬
digte die Schanze und brachte uach ZMmdigcm Verzweiflungskampf Hrabowsky
zum Weichen, der nun — wiewohl ohne Erfolg — zu bombardiren anfing, und
einen neuen Sturmangriff gegen Vcrbaszer Lagerseite in's Werk setzte. Hier war
der fürchterlichste Kampf und dauerte bis 2 Uhr zu Mittag. Achtmal stürmten
die Ungarn, das Infanterieregiment Alexander an der Spitze, mit an Verzweiflung
grenzender Wuth, achtmal wurden sie von den Serben geworfen, beim nennten
Anlauf gelang es ihnen, in die Scrbcnschanze zu dringen, doch wurden sie in
weniger als einer Viertelstunde wieder hinausgeworfen. Es war ein kurzer aber
fürchterlicher Kampf, die Bajonnette konnten im Gedränge nicht mehr gehandhabt
werden, desto besser wirthschafteten die Handzare und Messer der Serben. Die
'ngarn mußten hinaus und ließen 100 Tode in der Schanze. Eben auf diesem
jährlichsten Punkte leitete Stratimirovic persönlich den Kampf, neben ihm die
^rü Hauptleute Biga und Böhmle; Stratimirovic immer hoch zu Roß, in
glänzenden Uniform die feindlichen Kugeln gleichsam herausfordernd, deren
in seinen Säbelgriff zerschmetterte. Es war hier ein Kampf sondergleichen,
^ selbst gleise Krieger Kara Georgs, deren sich einige unter den Freiwilligen
befände bezeugten, einen so heißen Kampf noch nicht erlebt zu haben.
Wahren^ ^ ^ Peterwardeiner und Verbaszer Seite vorging, stürzten acht
22*
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |