Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.vidualität, das Jrritabile wenn man es recht verstehen will, die Polemik. Hauffer Es kaun hier nicht in unserer Absicht liegen, wenn auch uur oberflächlich Die "Deutsche Zeitung" war durch und durch ein staatsmännisches Blatt. vidualität, das Jrritabile wenn man es recht verstehen will, die Polemik. Hauffer Es kaun hier nicht in unserer Absicht liegen, wenn auch uur oberflächlich Die „Deutsche Zeitung" war durch und durch ein staatsmännisches Blatt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0125" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278635"/> <p xml:id="ID_383" prev="#ID_382"> vidualität, das Jrritabile wenn man es recht verstehen will, die Polemik. Hauffer<lb/> ist in vieler Beziehung das gerade Gegentheil seines älteren Freundes. Hat die¬<lb/> ser den particnlaristischcn StammtypnS bis auf das weiche hessische K. in der Aus¬<lb/> sprache gänzlich abgestreift, so ist an Hauffer jeder Zoll: „Palzer"; er „lebt nach<lb/> Außen," wie Gervinus nach Innen, „doch sein Aeußeres", um den Heinischen<lb/> Vers fortzusetzen, „ist entzückend, ist bezaubernd." Was Geist, unerschöpflicher<lb/> Witz, Lebenslust dem Umgange an Neiz nur irgend zu bieten vermag, findet sich<lb/> in ihm vereint; es ist das die leichte Decke einer i» bewnndernngswürdigeiu Ge¬<lb/> dächtniß gründenden Tiefe historischer Bildung und politischer Anschauung, aber<lb/> zugleich das Erkennungszeichen, daß ein solches Naturell zum ans sich hinaus<lb/> Gehen, zur That hingewiesen ist. Hauffer ist bei einem großen organisatorischen<lb/> Talente, einer beneidenswerthen Arbeitskraft und Schnelle zum parlamentarischen<lb/> Leben wie geschaffen; dabei besitzt er nicht die weichliche Sensibilität von Gervinus<lb/> und wird so in seinem noch reich vor ihm liegenden Leben weit mehr unmittelbare<lb/> Wirkungen hervorbringen, als jener; wenn er auch vielleicht nicht die ruhige Höhe<lb/> der Innerlichkeit erreicht. Denn sein Element rst der Kampf, Körper und Geist sind<lb/> bei ihm dazu gerüstet. Verkennen läßt sich jedoch keinesweges, daß der nahe tägliche<lb/> Verkehr mit Gervinus Hauffer's rasches leidenschaftlicheres Wesen eher, als eS<lb/> sich vielleicht sonst im selbstständigen Entwickelungsgange in die für das staatsmän-<lb/> nische Gleichgewicht nothwendigen Schranken geleitet hätte, von der Negation zur<lb/> Position übergeführt, die schöpferische Seite in ihm geweckt hat. Seine Stellung<lb/> an der „Deutschen Zeitung" ist für ihn eine Abklänmgöperiode seiner historischen<lb/> Anschauungen gewesen, dem seine jetzige Mitgliedschaft der zweiten badischen Kam-<lb/> wer als treffliche practische Schule nachfolgt. Zu seinem vielseitigen Talente und<lb/> Wissen wird sich die Erfahrung der täglichen Wirklichkeit gesellen, und Deutsch¬<lb/> land an ihm in seiner Reife einen ganzen Mann finden. Wie hoch eine solche Persön¬<lb/> lichkeit für ein Blatt zu schätzen sein mußte, das mit allen nur möglichen Hindernissen<lb/> bis zu den jämmerlichstell technischen Schwierigkeiten hinunter zu kämpfen hatte,<lb/> i'edcirf keiner weiteren Auseinandersetzung. Jene feine schneidende Malice der<lb/> "Deutschen Zeitung", ihr scharfer Blick für unangenehme persönliche Blößen ans<lb/> der Gegenwart und Vergangenheit, ihre stete Schlagfertigkeit ist Hauffer's Werk.<lb/> Vlittersdvrf und Nadowitz haben mit so vielen Andern für die richtige Würdigung<lb/> ihres moralischen Werthes sich bei ihm zu bedanken.</p><lb/> <p xml:id="ID_384"> Es kaun hier nicht in unserer Absicht liegen, wenn auch uur oberflächlich<lb/> eine Geschichte der „Deutschen Zeitung" während ihrer Heidelberger Periode zu<lb/> geben. Ihre Nedactionsgchcimiiisse sind niemals laut geworden und ihre äußere<lb/> Politik ist ja Jedermann bekannt, der sich die Mühe gegeben hat, sie zu lesen,<lb/> ^ur auf ihre unterschiedlichen Eigenschaften in der deutschen Journalistik und<lb/> "uf ihr Verhältniß zu der Kaiserfrage soll ein kurzer Blick geworfen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_385" next="#ID_386"> Die „Deutsche Zeitung" war durch und durch ein staatsmännisches Blatt.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0125]
vidualität, das Jrritabile wenn man es recht verstehen will, die Polemik. Hauffer
ist in vieler Beziehung das gerade Gegentheil seines älteren Freundes. Hat die¬
ser den particnlaristischcn StammtypnS bis auf das weiche hessische K. in der Aus¬
sprache gänzlich abgestreift, so ist an Hauffer jeder Zoll: „Palzer"; er „lebt nach
Außen," wie Gervinus nach Innen, „doch sein Aeußeres", um den Heinischen
Vers fortzusetzen, „ist entzückend, ist bezaubernd." Was Geist, unerschöpflicher
Witz, Lebenslust dem Umgange an Neiz nur irgend zu bieten vermag, findet sich
in ihm vereint; es ist das die leichte Decke einer i» bewnndernngswürdigeiu Ge¬
dächtniß gründenden Tiefe historischer Bildung und politischer Anschauung, aber
zugleich das Erkennungszeichen, daß ein solches Naturell zum ans sich hinaus
Gehen, zur That hingewiesen ist. Hauffer ist bei einem großen organisatorischen
Talente, einer beneidenswerthen Arbeitskraft und Schnelle zum parlamentarischen
Leben wie geschaffen; dabei besitzt er nicht die weichliche Sensibilität von Gervinus
und wird so in seinem noch reich vor ihm liegenden Leben weit mehr unmittelbare
Wirkungen hervorbringen, als jener; wenn er auch vielleicht nicht die ruhige Höhe
der Innerlichkeit erreicht. Denn sein Element rst der Kampf, Körper und Geist sind
bei ihm dazu gerüstet. Verkennen läßt sich jedoch keinesweges, daß der nahe tägliche
Verkehr mit Gervinus Hauffer's rasches leidenschaftlicheres Wesen eher, als eS
sich vielleicht sonst im selbstständigen Entwickelungsgange in die für das staatsmän-
nische Gleichgewicht nothwendigen Schranken geleitet hätte, von der Negation zur
Position übergeführt, die schöpferische Seite in ihm geweckt hat. Seine Stellung
an der „Deutschen Zeitung" ist für ihn eine Abklänmgöperiode seiner historischen
Anschauungen gewesen, dem seine jetzige Mitgliedschaft der zweiten badischen Kam-
wer als treffliche practische Schule nachfolgt. Zu seinem vielseitigen Talente und
Wissen wird sich die Erfahrung der täglichen Wirklichkeit gesellen, und Deutsch¬
land an ihm in seiner Reife einen ganzen Mann finden. Wie hoch eine solche Persön¬
lichkeit für ein Blatt zu schätzen sein mußte, das mit allen nur möglichen Hindernissen
bis zu den jämmerlichstell technischen Schwierigkeiten hinunter zu kämpfen hatte,
i'edcirf keiner weiteren Auseinandersetzung. Jene feine schneidende Malice der
"Deutschen Zeitung", ihr scharfer Blick für unangenehme persönliche Blößen ans
der Gegenwart und Vergangenheit, ihre stete Schlagfertigkeit ist Hauffer's Werk.
Vlittersdvrf und Nadowitz haben mit so vielen Andern für die richtige Würdigung
ihres moralischen Werthes sich bei ihm zu bedanken.
Es kaun hier nicht in unserer Absicht liegen, wenn auch uur oberflächlich
eine Geschichte der „Deutschen Zeitung" während ihrer Heidelberger Periode zu
geben. Ihre Nedactionsgchcimiiisse sind niemals laut geworden und ihre äußere
Politik ist ja Jedermann bekannt, der sich die Mühe gegeben hat, sie zu lesen,
^ur auf ihre unterschiedlichen Eigenschaften in der deutschen Journalistik und
"uf ihr Verhältniß zu der Kaiserfrage soll ein kurzer Blick geworfen werden.
Die „Deutsche Zeitung" war durch und durch ein staatsmännisches Blatt.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |