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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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den fertigen Dauben beladen, nach der Donau hinabschwimmen, und lernten die¬
sen Wasserweg brauchen. Auch ward hier gelehrt, aus den Ueberresten der Eiche
Potasche zu bereiten, welche sehr gut im Preise stand; wie das Unternehmen
auch auf die Waldcultur günstigen Einfluß haben mußte, schon aus dem von dem
großen preußischen Forstmanne aufgestellten Grundsatze, daß die Axt das beste
Mittel für die Forstcultur sei.

Unsere Arbeiter jeder Art, jedes Standes und jeder Industrie können in kurzer
Zeit in der Moldau und Walachei ihr Glück machen.

Diese Länder sind so groß, so reich und entfalten in ihren Wäldern, Feldern,
Weinbergen, Wiesen und Gebirgen bei unzureichenden Arbeitskräften so ungeheure
Schätze, daß eine große Anzahl fleißiger, ordentlicher und geschickter Arbeiter dort
Beschäftigung finden müssen.

Die Reise dorthin kann vom Rhein her fortwährend mit Dampfkraft in eini¬
gen Tagen zurückgelegt werden; die ersten Lebensbedürfnisse sind in größtem Ueber¬
flusse und wohlfeil zu haben; das Pfund Fleisch kostet 6 Pfennig, die Flasche
Wein kostet weniger als 1 Sgr., der schönste Fisch, das größte Geflügel 3 bis
4 Sgr., Milch, Butter, Eier u. s. w. sind verhältnißmäßig eben so wohlfeil.

Die Einwohner zeichnen sich durch die Freundlichkeit ihrer Ausnahme aus,
dort ist das Land der Gastfreiheit, und alle deutschen Arbeiter, welche sich dort
gut betragen haben, sind mit ihrem Aufenthalt zufrieden gewesen. Dies haben auch
die deutsche" Handwerksburschen wohl bemerkt, sie erfahren von ihren Kamera¬
den, daß sie nur einen Tag arbeiten dürfen, um so viel zu verdienen, daß sie die
ganze übrige Woche betrunken sein können. Dies thun denn auch die meisten
redlich, und wohl nirgends hat man mehr den Ausspruch Schlötzcrs bestätigt ge¬
funden als hier, daß uns unsere Auswanderer wenig Ehre machen. Darum sind
die ans Siebenbürgen eingewanderten Deutschen diejenigen, welche hier das meiste
Glück gemacht haben, selbst aus einem Weinlande stammend sind sie mäßig und
unterliegen nicht der Macht der Verführung des Weines, welcher hier so manchen
braven Deutschen zu Grunde gerichtet hat.

Darum machen hier auch die Franzosen am meisten Glück, weil sie gewöhnlich
mäßig und sparsam sind, und schon in ihrer Sprache ein Capital besitzen, daS sie
als gut bezahlte Sprachmeister leicht anbringen können, das sie zu Erziehern der
Kinder der hiesigen reichen Leute und selbst zu unentbehrlichen Hausfreunden oft
gemacht hat.

Da, wo nach und nach die unerschöpflichen Eichenwälder gelichtet wurden, ist
bekanntlich stets der beste Wcizeubodcn; dort wohnt die Urkraft noch in der
jungfräulichen Erde, die noch kein Pflugschar aufgerissen, und wo noch kein ande¬
rer Dünger angewandt worden, als Menschenblut, in so vielen Eroberungszügen
durch diese reichen Länder vergossen. Als im Jahre 1842 und 43 das Elend der


den fertigen Dauben beladen, nach der Donau hinabschwimmen, und lernten die¬
sen Wasserweg brauchen. Auch ward hier gelehrt, aus den Ueberresten der Eiche
Potasche zu bereiten, welche sehr gut im Preise stand; wie das Unternehmen
auch auf die Waldcultur günstigen Einfluß haben mußte, schon aus dem von dem
großen preußischen Forstmanne aufgestellten Grundsatze, daß die Axt das beste
Mittel für die Forstcultur sei.

Unsere Arbeiter jeder Art, jedes Standes und jeder Industrie können in kurzer
Zeit in der Moldau und Walachei ihr Glück machen.

Diese Länder sind so groß, so reich und entfalten in ihren Wäldern, Feldern,
Weinbergen, Wiesen und Gebirgen bei unzureichenden Arbeitskräften so ungeheure
Schätze, daß eine große Anzahl fleißiger, ordentlicher und geschickter Arbeiter dort
Beschäftigung finden müssen.

Die Reise dorthin kann vom Rhein her fortwährend mit Dampfkraft in eini¬
gen Tagen zurückgelegt werden; die ersten Lebensbedürfnisse sind in größtem Ueber¬
flusse und wohlfeil zu haben; das Pfund Fleisch kostet 6 Pfennig, die Flasche
Wein kostet weniger als 1 Sgr., der schönste Fisch, das größte Geflügel 3 bis
4 Sgr., Milch, Butter, Eier u. s. w. sind verhältnißmäßig eben so wohlfeil.

Die Einwohner zeichnen sich durch die Freundlichkeit ihrer Ausnahme aus,
dort ist das Land der Gastfreiheit, und alle deutschen Arbeiter, welche sich dort
gut betragen haben, sind mit ihrem Aufenthalt zufrieden gewesen. Dies haben auch
die deutsche» Handwerksburschen wohl bemerkt, sie erfahren von ihren Kamera¬
den, daß sie nur einen Tag arbeiten dürfen, um so viel zu verdienen, daß sie die
ganze übrige Woche betrunken sein können. Dies thun denn auch die meisten
redlich, und wohl nirgends hat man mehr den Ausspruch Schlötzcrs bestätigt ge¬
funden als hier, daß uns unsere Auswanderer wenig Ehre machen. Darum sind
die ans Siebenbürgen eingewanderten Deutschen diejenigen, welche hier das meiste
Glück gemacht haben, selbst aus einem Weinlande stammend sind sie mäßig und
unterliegen nicht der Macht der Verführung des Weines, welcher hier so manchen
braven Deutschen zu Grunde gerichtet hat.

Darum machen hier auch die Franzosen am meisten Glück, weil sie gewöhnlich
mäßig und sparsam sind, und schon in ihrer Sprache ein Capital besitzen, daS sie
als gut bezahlte Sprachmeister leicht anbringen können, das sie zu Erziehern der
Kinder der hiesigen reichen Leute und selbst zu unentbehrlichen Hausfreunden oft
gemacht hat.

Da, wo nach und nach die unerschöpflichen Eichenwälder gelichtet wurden, ist
bekanntlich stets der beste Wcizeubodcn; dort wohnt die Urkraft noch in der
jungfräulichen Erde, die noch kein Pflugschar aufgerissen, und wo noch kein ande¬
rer Dünger angewandt worden, als Menschenblut, in so vielen Eroberungszügen
durch diese reichen Länder vergossen. Als im Jahre 1842 und 43 das Elend der


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[0519] den fertigen Dauben beladen, nach der Donau hinabschwimmen, und lernten die¬ sen Wasserweg brauchen. Auch ward hier gelehrt, aus den Ueberresten der Eiche Potasche zu bereiten, welche sehr gut im Preise stand; wie das Unternehmen auch auf die Waldcultur günstigen Einfluß haben mußte, schon aus dem von dem großen preußischen Forstmanne aufgestellten Grundsatze, daß die Axt das beste Mittel für die Forstcultur sei. Unsere Arbeiter jeder Art, jedes Standes und jeder Industrie können in kurzer Zeit in der Moldau und Walachei ihr Glück machen. Diese Länder sind so groß, so reich und entfalten in ihren Wäldern, Feldern, Weinbergen, Wiesen und Gebirgen bei unzureichenden Arbeitskräften so ungeheure Schätze, daß eine große Anzahl fleißiger, ordentlicher und geschickter Arbeiter dort Beschäftigung finden müssen. Die Reise dorthin kann vom Rhein her fortwährend mit Dampfkraft in eini¬ gen Tagen zurückgelegt werden; die ersten Lebensbedürfnisse sind in größtem Ueber¬ flusse und wohlfeil zu haben; das Pfund Fleisch kostet 6 Pfennig, die Flasche Wein kostet weniger als 1 Sgr., der schönste Fisch, das größte Geflügel 3 bis 4 Sgr., Milch, Butter, Eier u. s. w. sind verhältnißmäßig eben so wohlfeil. Die Einwohner zeichnen sich durch die Freundlichkeit ihrer Ausnahme aus, dort ist das Land der Gastfreiheit, und alle deutschen Arbeiter, welche sich dort gut betragen haben, sind mit ihrem Aufenthalt zufrieden gewesen. Dies haben auch die deutsche» Handwerksburschen wohl bemerkt, sie erfahren von ihren Kamera¬ den, daß sie nur einen Tag arbeiten dürfen, um so viel zu verdienen, daß sie die ganze übrige Woche betrunken sein können. Dies thun denn auch die meisten redlich, und wohl nirgends hat man mehr den Ausspruch Schlötzcrs bestätigt ge¬ funden als hier, daß uns unsere Auswanderer wenig Ehre machen. Darum sind die ans Siebenbürgen eingewanderten Deutschen diejenigen, welche hier das meiste Glück gemacht haben, selbst aus einem Weinlande stammend sind sie mäßig und unterliegen nicht der Macht der Verführung des Weines, welcher hier so manchen braven Deutschen zu Grunde gerichtet hat. Darum machen hier auch die Franzosen am meisten Glück, weil sie gewöhnlich mäßig und sparsam sind, und schon in ihrer Sprache ein Capital besitzen, daS sie als gut bezahlte Sprachmeister leicht anbringen können, das sie zu Erziehern der Kinder der hiesigen reichen Leute und selbst zu unentbehrlichen Hausfreunden oft gemacht hat. Da, wo nach und nach die unerschöpflichen Eichenwälder gelichtet wurden, ist bekanntlich stets der beste Wcizeubodcn; dort wohnt die Urkraft noch in der jungfräulichen Erde, die noch kein Pflugschar aufgerissen, und wo noch kein ande¬ rer Dünger angewandt worden, als Menschenblut, in so vielen Eroberungszügen durch diese reichen Länder vergossen. Als im Jahre 1842 und 43 das Elend der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/519>, abgerufen am 23.07.2024.