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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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sen Volks brüllten dabei nach Freiheit. Als der Baums von diesen Vorfällen Kunde
erhielt, eilte er i" die Volksmenge, doch kam er zu spät, um die Verbrennung
der Papiere gänzlich zu hindern. Soldaten versuchten, einem jungen Mann diese
königlichen Erlasse, die letzten, die noch verbrannt werden sollten, zu entreißen,
doch derselbe vertheidigte sich mit einem Säbel, die andere Hand mit dem Pa¬
pier in die Höhe haltend. "Und wenn Tausende kommen," schrie er, "ich werde
mir diese Schrift nicht rauben lassen." Da warf der Baums seinen Säbel fort,
trat im dichtesten Gedränge an deu Studenten heran, und rief ihn streng anse¬
hend zu: "Ader mir werden sie doch diese Schrift geben!" Und der
noch so eben in blinder Wuth aufgeregte Mann senkte seinen Säbel und reichte
die verhaßten königlichen Erlasse dem Baums in die Hand; -- die umgebende
Volksmenge schwieg, -- um bald in stürmenden Zivios auszubrechen und dem
Baums uach seinem Schlosse im Triumph zurück zu geleiten. Diese Scene zeigt,
welche Macht und Einfluß Jellachich auf seine Kroaten bis hinab zum wilden
Volkshaufen besitzt.

Jellachich wurde nach Jnspruck, wo der Hof sich befand, zu seiner Rechtferti¬
gung berufen, und trotzdem, daß seine Anhänger ihn schwer ziehen ließen, ging er
mit kroatischen Abgeordneten. Erst nach einigen Tagen erhielt der Bauus die Erlaubniß,
sich in Anwesenheit des ganzen Hofes zu rechtfertigen, welches er in einer Rede that,
die seine geistige Kraft und Logik, die Klarheit seiner Handlungen und das na¬
tionale Recht Kroatiens bewies; -- sein Redetalent nahm alle Zuhörer für ihn
ein, und selbst der Kaiser murmelte mehrfach uach seiner Weise: ein braver Mann.
Bei einer spätern Zusanunenknnst mit dem ungarischen Minister Esterhazh, um¬
armte derselbe heftig weinend den Baums und versicherte ihm, hätte er ihn frü¬
her so gekannt, wie jetzt, als edel denkenden Mann, den Nationalliebe so rein
und uneigennützig durchglüht, es wäre Anders geworden, es stünde besser um Ungarn.
Der Minister versprach, nach Budapest!) zu berichten, daß von dort aus keine Ein¬
mischung in die innern Angelegenheiten Kroatiens stattfände, und selbst ein eig¬
nes Portefeuille für Kroatien beim ungarischen Ministerin", errichten zu wollen.
Erzherzog Johann übernahm deu Weg einer Vermittelung und bestimmte einen
Tag als Zusammenkunft in Wien.

So standen die Angelegenheiten, als der Baums von Jnspruck, welches ihn hoch
gefeiert hatte, seiue Rückreise antrat. Als er in dem, im Pusterthale gelegenen
Städtchen Lienz, mit seinen Begleitern ankam, wurde ihm zufällig eine noch ver¬
siegelte Wiener Zeitung vom Postmeister gereicht, -- wer beschrieb das Erstau¬
nen und den Unwillen seiner Begleiter, als der Baums ihnen aus der Zeitung
seiue Absetzung als Baums von Kroatien, vom Kaiser gezeichnet, vorlas. Jellachich
reiste sofort dem Erzherzog Johann nach, den er in Brück traf im Begriff nach
Wien zu fahren, um von diesem eine nähere Erklärung dieses so ohne allen Zu-
sammenhang mit den jüngsten Ereignissen stehenden, königlichen Befehls zu erbitten.


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sen Volks brüllten dabei nach Freiheit. Als der Baums von diesen Vorfällen Kunde
erhielt, eilte er i» die Volksmenge, doch kam er zu spät, um die Verbrennung
der Papiere gänzlich zu hindern. Soldaten versuchten, einem jungen Mann diese
königlichen Erlasse, die letzten, die noch verbrannt werden sollten, zu entreißen,
doch derselbe vertheidigte sich mit einem Säbel, die andere Hand mit dem Pa¬
pier in die Höhe haltend. „Und wenn Tausende kommen," schrie er, „ich werde
mir diese Schrift nicht rauben lassen." Da warf der Baums seinen Säbel fort,
trat im dichtesten Gedränge an deu Studenten heran, und rief ihn streng anse¬
hend zu: „Ader mir werden sie doch diese Schrift geben!" Und der
noch so eben in blinder Wuth aufgeregte Mann senkte seinen Säbel und reichte
die verhaßten königlichen Erlasse dem Baums in die Hand; — die umgebende
Volksmenge schwieg, — um bald in stürmenden Zivios auszubrechen und dem
Baums uach seinem Schlosse im Triumph zurück zu geleiten. Diese Scene zeigt,
welche Macht und Einfluß Jellachich auf seine Kroaten bis hinab zum wilden
Volkshaufen besitzt.

Jellachich wurde nach Jnspruck, wo der Hof sich befand, zu seiner Rechtferti¬
gung berufen, und trotzdem, daß seine Anhänger ihn schwer ziehen ließen, ging er
mit kroatischen Abgeordneten. Erst nach einigen Tagen erhielt der Bauus die Erlaubniß,
sich in Anwesenheit des ganzen Hofes zu rechtfertigen, welches er in einer Rede that,
die seine geistige Kraft und Logik, die Klarheit seiner Handlungen und das na¬
tionale Recht Kroatiens bewies; — sein Redetalent nahm alle Zuhörer für ihn
ein, und selbst der Kaiser murmelte mehrfach uach seiner Weise: ein braver Mann.
Bei einer spätern Zusanunenknnst mit dem ungarischen Minister Esterhazh, um¬
armte derselbe heftig weinend den Baums und versicherte ihm, hätte er ihn frü¬
her so gekannt, wie jetzt, als edel denkenden Mann, den Nationalliebe so rein
und uneigennützig durchglüht, es wäre Anders geworden, es stünde besser um Ungarn.
Der Minister versprach, nach Budapest!) zu berichten, daß von dort aus keine Ein¬
mischung in die innern Angelegenheiten Kroatiens stattfände, und selbst ein eig¬
nes Portefeuille für Kroatien beim ungarischen Ministerin», errichten zu wollen.
Erzherzog Johann übernahm deu Weg einer Vermittelung und bestimmte einen
Tag als Zusammenkunft in Wien.

So standen die Angelegenheiten, als der Baums von Jnspruck, welches ihn hoch
gefeiert hatte, seiue Rückreise antrat. Als er in dem, im Pusterthale gelegenen
Städtchen Lienz, mit seinen Begleitern ankam, wurde ihm zufällig eine noch ver¬
siegelte Wiener Zeitung vom Postmeister gereicht, — wer beschrieb das Erstau¬
nen und den Unwillen seiner Begleiter, als der Baums ihnen aus der Zeitung
seiue Absetzung als Baums von Kroatien, vom Kaiser gezeichnet, vorlas. Jellachich
reiste sofort dem Erzherzog Johann nach, den er in Brück traf im Begriff nach
Wien zu fahren, um von diesem eine nähere Erklärung dieses so ohne allen Zu-
sammenhang mit den jüngsten Ereignissen stehenden, königlichen Befehls zu erbitten.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/483>, abgerufen am 26.11.2024.