Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.Randor. Nein, das ist nichts, bei Kerzenlicht schieße ich nicht um Geld. -- Aber was quält ihr Euch, Nichtswürdiges auszudenken. Nehmt die Karten, Alle. Ja, gut, wir spielen. Wald. Meinetwegen -- Tisch und Karten -- (ein Spieltisch wird hereinge¬ setzt) Mir erlaubt Ihr, vom Sopha aus mitzuspielen. -- Randor, setze für mich, Randor. Udaschkin, das Glückskind, es ist sein Amt. Heut uicht. Nehmen Sie die Karten, Baron. U d. Randor. Ich kann nicht, ich bin ja Waldemar's Vormund, eS hilft Ih¬ nen nichts, nehmen Sie, Udaschkin. Ad. Ich thu' es heut' ungern. (Sie gruppiren sich am Spieltisch.) Randor. Wie stark die Bank? Bei Euch, mein Fürst, muß man das fragen. Ad. Die Brieftasche hier und was ich sonst habe. -- Randor. (Sie spielen.) Gut, das lass' ich mir gelten. (der sich aus das Sopha gesetzt). Wald, Da kleben sie fest am Geld, wie ein Haufe Fliegen am Zucker, ein zweckloses unnützes Geschlecht, ohne Mark im Randor. Welche Karte willst Du setzen, Waldemar? Wald. 50 Louis zur Sieben. -- Randor, Henry, sie Alle, was sind sie mir, und was bin ich Ihnen. Schlechte Gefährten einer wilden Trunkenheit; mir Randor. Gewonnen! Waldemar. Wald. Laß stehn. -- Und was soll aus mir werden? Unsinnige Frage. Was kann aus mir werden? Nichts mehr, ich bin fertig gekocht durch den Son¬ Randor. Gewonnen! Waldemar. Wald. Laß stehn. -- Ich fühle mich allein, allein, wohin ich blicke, eine grauenvolle Oede. Keine Thätigkeit lockt mich, es ist alles sehr unnütz und zweck¬ (legt das Haupt auf den Tisch.) Wieder gewonnen, Waldemar. Er hört nicht -- das Ganze Randor. Zur Dame -- ont et ma,Jul"o -- Bei Gott, "00 Louisdor gewonnen, Waldemar. Ad. Die Taille ist zu Ende. Sie haben Glück, Herr Graf. Wald. Wein her! Ich habe stets im Anfange Glück, um zuletzt Unglück Zu haben. (Bediente präsentiren, Alle außer Udaschkin treten zu Waldemar.) Gr"nzboteii. I. I8i9. 47
Randor. Nein, das ist nichts, bei Kerzenlicht schieße ich nicht um Geld. — Aber was quält ihr Euch, Nichtswürdiges auszudenken. Nehmt die Karten, Alle. Ja, gut, wir spielen. Wald. Meinetwegen — Tisch und Karten — (ein Spieltisch wird hereinge¬ setzt) Mir erlaubt Ihr, vom Sopha aus mitzuspielen. — Randor, setze für mich, Randor. Udaschkin, das Glückskind, es ist sein Amt. Heut uicht. Nehmen Sie die Karten, Baron. U d. Randor. Ich kann nicht, ich bin ja Waldemar's Vormund, eS hilft Ih¬ nen nichts, nehmen Sie, Udaschkin. Ad. Ich thu' es heut' ungern. (Sie gruppiren sich am Spieltisch.) Randor. Wie stark die Bank? Bei Euch, mein Fürst, muß man das fragen. Ad. Die Brieftasche hier und was ich sonst habe. — Randor. (Sie spielen.) Gut, das lass' ich mir gelten. (der sich aus das Sopha gesetzt). Wald, Da kleben sie fest am Geld, wie ein Haufe Fliegen am Zucker, ein zweckloses unnützes Geschlecht, ohne Mark im Randor. Welche Karte willst Du setzen, Waldemar? Wald. 50 Louis zur Sieben. — Randor, Henry, sie Alle, was sind sie mir, und was bin ich Ihnen. Schlechte Gefährten einer wilden Trunkenheit; mir Randor. Gewonnen! Waldemar. Wald. Laß stehn. — Und was soll aus mir werden? Unsinnige Frage. Was kann aus mir werden? Nichts mehr, ich bin fertig gekocht durch den Son¬ Randor. Gewonnen! Waldemar. Wald. Laß stehn. — Ich fühle mich allein, allein, wohin ich blicke, eine grauenvolle Oede. Keine Thätigkeit lockt mich, es ist alles sehr unnütz und zweck¬ (legt das Haupt auf den Tisch.) Wieder gewonnen, Waldemar. Er hört nicht — das Ganze Randor. Zur Dame — ont et ma,Jul»o — Bei Gott, «00 Louisdor gewonnen, Waldemar. Ad. Die Taille ist zu Ende. Sie haben Glück, Herr Graf. Wald. Wein her! Ich habe stets im Anfange Glück, um zuletzt Unglück Zu haben. (Bediente präsentiren, Alle außer Udaschkin treten zu Waldemar.) Gr«nzboteii. I. I8i9. 47
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0377" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278365"/> <note type="speaker"> Randor.</note><lb/> <p xml:id="ID_2154" next="#ID_2155"> Nein, das ist nichts, bei Kerzenlicht schieße ich nicht um Geld.</p><lb/> <p xml:id="ID_2155" prev="#ID_2154"> — Aber was quält ihr Euch, Nichtswürdiges auszudenken. Nehmt die Karten,<lb/> das ist offenbar das Ruchloseste von Allem.</p><lb/> <note type="speaker"> Alle. </note><lb/> <p xml:id="ID_2156"> Ja, gut, wir spielen.</p><lb/> <note type="speaker"> Wald.</note><lb/> <p xml:id="ID_2157" next="#ID_2158"> Meinetwegen — Tisch und Karten — (ein Spieltisch wird hereinge¬</p><lb/> <p xml:id="ID_2158" prev="#ID_2157"> setzt) Mir erlaubt Ihr, vom Sopha aus mitzuspielen. — Randor, setze für mich,<lb/> (gibt ihm eine Tasche) Wer nimmt die Bau!?</p><lb/> <note type="speaker"> Randor. </note><lb/> <p xml:id="ID_2159"> Udaschkin, das Glückskind, es ist sein Amt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2160"> Heut uicht. Nehmen Sie die Karten, Baron.</p><lb/> <note type="speaker"> U d.</note><lb/> <note type="speaker"> Randor.</note><lb/> <p xml:id="ID_2161" next="#ID_2162"> Ich kann nicht, ich bin ja Waldemar's Vormund, eS hilft Ih¬</p><lb/> <p xml:id="ID_2162" prev="#ID_2161"> nen nichts, nehmen Sie, Udaschkin.</p><lb/> <note type="speaker"> Ad. </note><lb/> <p xml:id="ID_2163"> Ich thu' es heut' ungern. (Sie gruppiren sich am Spieltisch.)</p><lb/> <note type="speaker"> Randor.</note><lb/> <p xml:id="ID_2164" next="#ID_2165"> Wie stark die Bank? Bei Euch, mein Fürst, muß man das</p><lb/> <p xml:id="ID_2165" prev="#ID_2164"> fragen.</p><lb/> <note type="speaker"> Ad. </note><lb/> <p xml:id="ID_2166"> Die Brieftasche hier und was ich sonst habe. —</p><lb/> <note type="speaker"> Randor. </note><lb/> <p xml:id="ID_2167"><stage> (Sie spielen.)</stage> Gut, das lass' ich mir gelten. </p><lb/> <stage> (der sich aus das Sopha gesetzt).</stage><lb/> <note type="speaker"> Wald, </note><lb/> <p xml:id="ID_2168" next="#ID_2169"> Da kleben sie fest am Geld, wie</p><lb/> <p xml:id="ID_2169" prev="#ID_2168"> ein Haufe Fliegen am Zucker, ein zweckloses unnützes Geschlecht, ohne Mark im<lb/> Rücken, mit sehr geringer Wärme im Herzen.</p><lb/> <note type="speaker"> Randor. </note><lb/> <p xml:id="ID_2170"> Welche Karte willst Du setzen, Waldemar?</p><lb/> <note type="speaker"> Wald.</note><lb/> <p xml:id="ID_2171" next="#ID_2172"> 50 Louis zur Sieben. — Randor, Henry, sie Alle, was sind sie</p><lb/> <p xml:id="ID_2172" prev="#ID_2171"> mir, und was bin ich Ihnen. Schlechte Gefährten einer wilden Trunkenheit; mir<lb/> ist, als hätt' ich einen Rausch ausgeschlafen, und die bleichen Gesichter der Ge¬<lb/> nossen starren mich an, wie Larven.</p><lb/> <note type="speaker"> Randor. </note><lb/> <p xml:id="ID_2173"> Gewonnen! Waldemar.</p><lb/> <note type="speaker"> Wald.</note><lb/> <p xml:id="ID_2174" next="#ID_2175"> Laß stehn. — Und was soll aus mir werden? Unsinnige Frage.</p><lb/> <p xml:id="ID_2175" prev="#ID_2174"> Was kann aus mir werden? Nichts mehr, ich bin fertig gekocht durch den Son¬<lb/> nenschein des Lebens, ja ich fange bereits an, einen kleinen Beischmack von Fäul-<lb/> niß zu bekommen.</p><lb/> <note type="speaker"> Randor. </note><lb/> <p xml:id="ID_2176"> Gewonnen! Waldemar.</p><lb/> <note type="speaker"> Wald.</note><lb/> <p xml:id="ID_2177" next="#ID_2178"> Laß stehn. — Ich fühle mich allein, allein, wohin ich blicke, eine</p><lb/> <p xml:id="ID_2178" prev="#ID_2177"> grauenvolle Oede. Keine Thätigkeit lockt mich, es ist alles sehr unnütz und zweck¬<lb/> los. Ich fühle mich ohne Willen, wie gebannt glotze ich dumpf und schläfrig in<lb/> eine ewige Finsterniß, ohne Interesse, ohne Leben, o es ist kläglich, kläglich,<lb/><stage> (legt das Haupt auf den Tisch.)</stage></p><lb/> <p xml:id="ID_2179" next="#ID_2180"> Wieder gewonnen, Waldemar. Er hört nicht — das Ganze</p><lb/> <note type="speaker"> Randor.</note><lb/> <p xml:id="ID_2180" prev="#ID_2179"> Zur Dame — ont et ma,Jul»o — Bei Gott, «00 Louisdor gewonnen, Waldemar.</p><lb/> <note type="speaker"> Ad. </note><lb/> <p xml:id="ID_2181"> Die Taille ist zu Ende. Sie haben Glück, Herr Graf.</p><lb/> <note type="speaker"> Wald.</note><lb/> <p xml:id="ID_2182" next="#ID_2183"> Wein her! Ich habe stets im Anfange Glück, um zuletzt Unglück</p><lb/> <p xml:id="ID_2183" prev="#ID_2182"> Zu haben. (Bediente präsentiren, Alle außer Udaschkin treten zu Waldemar.)</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Gr«nzboteii. I. I8i9. 47</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0377]
Randor.
Nein, das ist nichts, bei Kerzenlicht schieße ich nicht um Geld.
— Aber was quält ihr Euch, Nichtswürdiges auszudenken. Nehmt die Karten,
das ist offenbar das Ruchloseste von Allem.
Alle.
Ja, gut, wir spielen.
Wald.
Meinetwegen — Tisch und Karten — (ein Spieltisch wird hereinge¬
setzt) Mir erlaubt Ihr, vom Sopha aus mitzuspielen. — Randor, setze für mich,
(gibt ihm eine Tasche) Wer nimmt die Bau!?
Randor.
Udaschkin, das Glückskind, es ist sein Amt.
Heut uicht. Nehmen Sie die Karten, Baron.
U d.
Randor.
Ich kann nicht, ich bin ja Waldemar's Vormund, eS hilft Ih¬
nen nichts, nehmen Sie, Udaschkin.
Ad.
Ich thu' es heut' ungern. (Sie gruppiren sich am Spieltisch.)
Randor.
Wie stark die Bank? Bei Euch, mein Fürst, muß man das
fragen.
Ad.
Die Brieftasche hier und was ich sonst habe. —
Randor.
(Sie spielen.) Gut, das lass' ich mir gelten.
(der sich aus das Sopha gesetzt).
Wald,
Da kleben sie fest am Geld, wie
ein Haufe Fliegen am Zucker, ein zweckloses unnützes Geschlecht, ohne Mark im
Rücken, mit sehr geringer Wärme im Herzen.
Randor.
Welche Karte willst Du setzen, Waldemar?
Wald.
50 Louis zur Sieben. — Randor, Henry, sie Alle, was sind sie
mir, und was bin ich Ihnen. Schlechte Gefährten einer wilden Trunkenheit; mir
ist, als hätt' ich einen Rausch ausgeschlafen, und die bleichen Gesichter der Ge¬
nossen starren mich an, wie Larven.
Randor.
Gewonnen! Waldemar.
Wald.
Laß stehn. — Und was soll aus mir werden? Unsinnige Frage.
Was kann aus mir werden? Nichts mehr, ich bin fertig gekocht durch den Son¬
nenschein des Lebens, ja ich fange bereits an, einen kleinen Beischmack von Fäul-
niß zu bekommen.
Randor.
Gewonnen! Waldemar.
Wald.
Laß stehn. — Ich fühle mich allein, allein, wohin ich blicke, eine
grauenvolle Oede. Keine Thätigkeit lockt mich, es ist alles sehr unnütz und zweck¬
los. Ich fühle mich ohne Willen, wie gebannt glotze ich dumpf und schläfrig in
eine ewige Finsterniß, ohne Interesse, ohne Leben, o es ist kläglich, kläglich,
(legt das Haupt auf den Tisch.)
Wieder gewonnen, Waldemar. Er hört nicht — das Ganze
Randor.
Zur Dame — ont et ma,Jul»o — Bei Gott, «00 Louisdor gewonnen, Waldemar.
Ad.
Die Taille ist zu Ende. Sie haben Glück, Herr Graf.
Wald.
Wein her! Ich habe stets im Anfange Glück, um zuletzt Unglück
Zu haben. (Bediente präsentiren, Alle außer Udaschkin treten zu Waldemar.)
Gr«nzboteii. I. I8i9. 47
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |