Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.B o x. Am Geist mehr, als am Körper. Aber wie es mit ihm stehen muß, können der Herr Graf daraus schließen, daß sogar ich nicht mehr sein Vertrauen, Wenn hier ein Geheimniß ist, so werden Sie begreifen, daß ich Hugo. dergleichen nicht von Ihnen znerst zu hören wünsche. Melden Sie mich Ihrem Herrn. Box. Da ist er selbst, (zieht sich zurück.) Wa ldemar. Wald. Du kommst pünktlich, ich danke Dir. Ich habe Einige von den Freunden eingeladen, mich zu zerstreuen. Dn siehst leidend aus. Hugo. Wald. Ich bin müde, Hugo; ich nehme mir die Freiheit mein Leben al¬ bern zu finden, und mich selbst für einen Schwächling oder noch Schlimmeres Hugo. Niemand als Du selbst dürfte mir das sagen. Diese Stimmung ist Folge Deiner Krankheit. Wald. Die Krankheit war nichts, ein Mückenstich, der mir Fieber gemacht hat; aber was sie begleitete, das hat mir den Kopf zerrüttet. -- O, es ist Hugo. Was ist erbärmlich, mein Freund? Von seiner Schwester verflucht zu werden. Wald. Du hast ja keine Schwester. Hugo. Doch, ich hatte eine gefunden. Wald. Du? Und wo lebt sie? Hugo. Wald. Sie verkauft Blumen. Doch Dein aristokratischer Sinn könnte sich darüber ärgern, hinweg damit! -- Wein her! Wir wollen suchen die Sache zu Hugo. Und doch sehe ich, daß Dn sehr krank bist. Wald. Nicht doch, Freund, es ist nichts, als das mißtönende Geklirr eini¬ ger Saiten, die in diesem Instrument schlaff geworden sind. Wein und Zerstreuung N a n d o r. Guten Abend, Nandor; kommt Udaschkin? Rand. Ich weiß nicht. Was hast Dn mit dem Vielfraß? Er ist seit Deiner Krankheit ganz verändert, zerstreut und trübsinnig. Wenn es möglich Hugo. In der That hat er sich täglich unter den Besuchenden selbst ein¬ geschrieben. Rand. Entweder hast Du ihm einen Liebestrank eingegeben, oder Du hast B o x. Am Geist mehr, als am Körper. Aber wie es mit ihm stehen muß, können der Herr Graf daraus schließen, daß sogar ich nicht mehr sein Vertrauen, Wenn hier ein Geheimniß ist, so werden Sie begreifen, daß ich Hugo. dergleichen nicht von Ihnen znerst zu hören wünsche. Melden Sie mich Ihrem Herrn. Box. Da ist er selbst, (zieht sich zurück.) Wa ldemar. Wald. Du kommst pünktlich, ich danke Dir. Ich habe Einige von den Freunden eingeladen, mich zu zerstreuen. Dn siehst leidend aus. Hugo. Wald. Ich bin müde, Hugo; ich nehme mir die Freiheit mein Leben al¬ bern zu finden, und mich selbst für einen Schwächling oder noch Schlimmeres Hugo. Niemand als Du selbst dürfte mir das sagen. Diese Stimmung ist Folge Deiner Krankheit. Wald. Die Krankheit war nichts, ein Mückenstich, der mir Fieber gemacht hat; aber was sie begleitete, das hat mir den Kopf zerrüttet. — O, es ist Hugo. Was ist erbärmlich, mein Freund? Von seiner Schwester verflucht zu werden. Wald. Du hast ja keine Schwester. Hugo. Doch, ich hatte eine gefunden. Wald. Du? Und wo lebt sie? Hugo. Wald. Sie verkauft Blumen. Doch Dein aristokratischer Sinn könnte sich darüber ärgern, hinweg damit! — Wein her! Wir wollen suchen die Sache zu Hugo. Und doch sehe ich, daß Dn sehr krank bist. Wald. Nicht doch, Freund, es ist nichts, als das mißtönende Geklirr eini¬ ger Saiten, die in diesem Instrument schlaff geworden sind. Wein und Zerstreuung N a n d o r. Guten Abend, Nandor; kommt Udaschkin? Rand. Ich weiß nicht. Was hast Dn mit dem Vielfraß? Er ist seit Deiner Krankheit ganz verändert, zerstreut und trübsinnig. Wenn es möglich Hugo. In der That hat er sich täglich unter den Besuchenden selbst ein¬ geschrieben. Rand. Entweder hast Du ihm einen Liebestrank eingegeben, oder Du hast <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0375" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278363"/> <note type="speaker"> B o x.</note><lb/> <p xml:id="ID_2101" next="#ID_2102"> Am Geist mehr, als am Körper. 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B o x.
Am Geist mehr, als am Körper. Aber wie es mit ihm stehen muß,
können der Herr Graf daraus schließen, daß sogar ich nicht mehr sein Vertrauen,
genieße. Es ist ein Geheimniß dabei, wer nur reden dürste.
Wenn hier ein Geheimniß ist, so werden Sie begreifen, daß ich
Hugo.
dergleichen nicht von Ihnen znerst zu hören wünsche. Melden Sie mich Ihrem Herrn.
Box.
Da ist er selbst, (zieht sich zurück.)
Wa ldemar.
Wald.
Du kommst pünktlich, ich danke Dir. Ich habe Einige von den
Freunden eingeladen, mich zu zerstreuen.
Dn siehst leidend aus.
Hugo.
Wald.
Ich bin müde, Hugo; ich nehme mir die Freiheit mein Leben al¬
bern zu finden, und mich selbst für einen Schwächling oder noch Schlimmeres
zu halten.
Hugo.
Niemand als Du selbst dürfte mir das sagen. Diese Stimmung
ist Folge Deiner Krankheit.
Wald.
Die Krankheit war nichts, ein Mückenstich, der mir Fieber gemacht
hat; aber was sie begleitete, das hat mir den Kopf zerrüttet. — O, es ist
erbärmlich!
Hugo.
Was ist erbärmlich, mein Freund?
Von seiner Schwester verflucht zu werden.
Wald.
Du hast ja keine Schwester.
Hugo.
Doch, ich hatte eine gefunden.
Wald.
Du? Und wo lebt sie?
Hugo.
Wald.
Sie verkauft Blumen. Doch Dein aristokratischer Sinn könnte sich
darüber ärgern, hinweg damit! — Wein her! Wir wollen suchen die Sache zu
vergessen. — Hugo, wir feiern heut meine Genesung.
Hugo.
Und doch sehe ich, daß Dn sehr krank bist.
Wald.
Nicht doch, Freund, es ist nichts, als das mißtönende Geklirr eini¬
ger Saiten, die in diesem Instrument schlaff geworden sind. Wein und Zerstreuung
werden den Schaden repariren. - - Ich hoffe Dir eine Komödie vorzuspielen.
N a n d o r.
Guten Abend, Nandor; kommt Udaschkin?
Rand.
Ich weiß nicht. Was hast Dn mit dem Vielfraß? Er ist seit
Deiner Krankheit ganz verändert, zerstreut und trübsinnig. Wenn es möglich
wäre, daß er noch etwas Anderes lieben könnte, als ein Austernfrühstück, so müßte
man glauben, daß Du die Ursache seines Grames bist.
Hugo.
In der That hat er sich täglich unter den Besuchenden selbst ein¬
geschrieben.
Rand.
Entweder hast Du ihm einen Liebestrank eingegeben, oder Du hast
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