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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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Graf Waldemar. Schauspiel in fünf Akten. von
Gustav Lreytag.



Dritter Akt.
Scene: Garten, wie Akt 2, Scene 2. Waldemar sitzt in einem Lehnstuhl und
schläft, Hans still zu seinen Füßen, wehrt ihm mit einem Zweig die Fliegen ab.
Pause. Gertrud kommt aus dem Hause.
(geheimnißvoll).

Er schläft!


Hans
Gertr.

Die frische Lust hat ihn müde gemacht. Geh, kleiner Wildfang,

und tummle Dich hinten im Garten, ich werde hier bleiben. (Hans leise ab, Ger¬
trud sich über den Schlafenden beugend) Wie still und fromm er aussieht -- ein
edles Angesicht, und die Haut so rein und weiß, meine Hand ist recht roth da¬
gegen. Und welch feine Wäsche er trägt. -- Er ist hier wie aus einer andern
Welt zu uns verschlagen. -- Ah, er regt sich, (tritt hinter den Stuhl)


Wald.

Wo bist Du, mein kleiner Hans, ich fühlte Deinen Kopf an mei¬

nem Knie.

Hans ist fortgeflogen, die lustige Hummel. Aber es ist doch Je¬


Gertr.

mand hier.


Wald.

Mein holder Arzt! (will ihr die Hand reichen)


Gertr.

Still, bleiben Sie sitzen, ich vertrete Hansens Stelle, ich will Sie

unterhalten, denn Sie dürfen nicht viel sprechen. -- Sie schliefen recht fest.


Wald.

Dafür halte ich mich jetzt für genesen. Jeder Windeshauch ver¬

mehrt meine Kraft, ich fühle die Wellen der Luft, sie kommen von Euren Beeten
und schlagen an mich, als saß ich im Bade, und aus jeder ziehe ich neues Le¬
ben. -- Ich könnte laufen und springen, wie ein Gesunder.


Gertr.

Nein, nein, noch nicht, Sie müssen den Arm nicht so heben, (ihn

zum Sitzen zwingend) Gehorsam, mein Patient.

Liebe Gertrud, wie soll ich Ihnen danken!


Wald.
Gertr.

Da ist nichts zu danken. Wir hätten dasselbe Jedem thun müssen,

der so zu uns gekommen wäre. Bei Ihnen aber verstand sich das vollends von


Grenzbott". l. ISiv. 41
Graf Waldemar. Schauspiel in fünf Akten. von
Gustav Lreytag.



Dritter Akt.
Scene: Garten, wie Akt 2, Scene 2. Waldemar sitzt in einem Lehnstuhl und
schläft, Hans still zu seinen Füßen, wehrt ihm mit einem Zweig die Fliegen ab.
Pause. Gertrud kommt aus dem Hause.
(geheimnißvoll).

Er schläft!


Hans
Gertr.

Die frische Lust hat ihn müde gemacht. Geh, kleiner Wildfang,

und tummle Dich hinten im Garten, ich werde hier bleiben. (Hans leise ab, Ger¬
trud sich über den Schlafenden beugend) Wie still und fromm er aussieht — ein
edles Angesicht, und die Haut so rein und weiß, meine Hand ist recht roth da¬
gegen. Und welch feine Wäsche er trägt. — Er ist hier wie aus einer andern
Welt zu uns verschlagen. — Ah, er regt sich, (tritt hinter den Stuhl)


Wald.

Wo bist Du, mein kleiner Hans, ich fühlte Deinen Kopf an mei¬

nem Knie.

Hans ist fortgeflogen, die lustige Hummel. Aber es ist doch Je¬


Gertr.

mand hier.


Wald.

Mein holder Arzt! (will ihr die Hand reichen)


Gertr.

Still, bleiben Sie sitzen, ich vertrete Hansens Stelle, ich will Sie

unterhalten, denn Sie dürfen nicht viel sprechen. — Sie schliefen recht fest.


Wald.

Dafür halte ich mich jetzt für genesen. Jeder Windeshauch ver¬

mehrt meine Kraft, ich fühle die Wellen der Luft, sie kommen von Euren Beeten
und schlagen an mich, als saß ich im Bade, und aus jeder ziehe ich neues Le¬
ben. — Ich könnte laufen und springen, wie ein Gesunder.


Gertr.

Nein, nein, noch nicht, Sie müssen den Arm nicht so heben, (ihn

zum Sitzen zwingend) Gehorsam, mein Patient.

Liebe Gertrud, wie soll ich Ihnen danken!


Wald.
Gertr.

Da ist nichts zu danken. Wir hätten dasselbe Jedem thun müssen,

der so zu uns gekommen wäre. Bei Ihnen aber verstand sich das vollends von


Grenzbott». l. ISiv. 41
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[0329] Graf Waldemar. Schauspiel in fünf Akten. von Gustav Lreytag. Dritter Akt. Scene: Garten, wie Akt 2, Scene 2. Waldemar sitzt in einem Lehnstuhl und schläft, Hans still zu seinen Füßen, wehrt ihm mit einem Zweig die Fliegen ab. Pause. Gertrud kommt aus dem Hause. (geheimnißvoll). Er schläft! Hans Gertr. Die frische Lust hat ihn müde gemacht. Geh, kleiner Wildfang, und tummle Dich hinten im Garten, ich werde hier bleiben. (Hans leise ab, Ger¬ trud sich über den Schlafenden beugend) Wie still und fromm er aussieht — ein edles Angesicht, und die Haut so rein und weiß, meine Hand ist recht roth da¬ gegen. Und welch feine Wäsche er trägt. — Er ist hier wie aus einer andern Welt zu uns verschlagen. — Ah, er regt sich, (tritt hinter den Stuhl) Wald. Wo bist Du, mein kleiner Hans, ich fühlte Deinen Kopf an mei¬ nem Knie. Hans ist fortgeflogen, die lustige Hummel. Aber es ist doch Je¬ Gertr. mand hier. Wald. Mein holder Arzt! (will ihr die Hand reichen) Gertr. Still, bleiben Sie sitzen, ich vertrete Hansens Stelle, ich will Sie unterhalten, denn Sie dürfen nicht viel sprechen. — Sie schliefen recht fest. Wald. Dafür halte ich mich jetzt für genesen. Jeder Windeshauch ver¬ mehrt meine Kraft, ich fühle die Wellen der Luft, sie kommen von Euren Beeten und schlagen an mich, als saß ich im Bade, und aus jeder ziehe ich neues Le¬ ben. — Ich könnte laufen und springen, wie ein Gesunder. Gertr. Nein, nein, noch nicht, Sie müssen den Arm nicht so heben, (ihn zum Sitzen zwingend) Gehorsam, mein Patient. Liebe Gertrud, wie soll ich Ihnen danken! Wald. Gertr. Da ist nichts zu danken. Wir hätten dasselbe Jedem thun müssen, der so zu uns gekommen wäre. Bei Ihnen aber verstand sich das vollends von Grenzbott». l. ISiv. 41

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/329>, abgerufen am 22.12.2024.