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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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Besäße Schwarzenberg statt der unseligen Höflichkeitsklugheit die gefunden
Augen eines ehrliche" Mannes, so würde er das Elend sehen, was dem Kaiser-
staat in nächster Zukunft droht, wenn ihm nicht ein starker, eng verbundener
Nachbar zur Seite steht; er würde mit beiden Händen arbeiten, das zu schaffen,
was er jetzt verhindern will, "deutsche Einheit." Freilich hat er die Nothwen¬
digkeit, gute Nachbarschaft zu halten, nicht verkannt, aber er ist nach der unrechten
Seite gegangen. Eine Allianz mit Rußland ist für einen Staat, der Walachen
und Serben zu freien Männern machen soll, doch ein zu gefährliches Spiel. Ob
er wagen wird, gegen Nußland wegen Serbien und Bosnien eben so zu Politi¬
siren, wie jetzt in Frankfurt?

Wir kehren zur Nöte zurück. Die bairische Kammer hat sich patriotisch und
begeistert im Sinn der Note gegen den "Ausschluß" Oestreichs und ein Kaiser-
thum des Prenßenköuigs ausgesprochen. Wir gratuliren dem bairischen Volk zu
der Weisheit seiner Volksvertreter; -- für Sachsen ist eine ähnliche Gratulation
unnöthig; die höflichen Sachsen fangen bereits an, den Respect vor ihren Kam¬
mern jeder Erwähnung derselben beizufügen.

Wenn übrigens das östreichische Cabinet lernen will, wie das Wort einer
ehrlichen, tüchtigen Regierung klingen muß, so möge es die Gnade haben, die
hannoversche Note anzusehen. Auch der Mann, welcher die Seele des Ministe¬
riums Hannover ist, hat zu protestiren und wichtige Bedenken gegen Frankfurt
auszusprechen; aber wie anders ist der Ton, keine unnütze Phrase, kein diploma¬
tischer Mantel über Zweideutigkeit und Schwäche, sondern höchst verständige Be¬
denken mit der Gewissenhaftigkeit eines redlichen Geschäftsmannes ausgesprochen.
Nach den unangenehmen Empfindungen, mit welchen man die Arbeit des kaiser¬
lichen Cabinets weglegt, thut es einem recht in der Seele wohl, einen andern
Minister sprechen zu hören, dem man aus einem Aktenstück gut werden kann,
selbst wenn man seine politischen Ueberzeugungen nicht theilt.




An die Abonnenten der Grciydoten!
Es find "us Klagen darüber zugekommen, daß die Grenzbotrn hier und
da unregelmäßig oder zu spät unsern Abonnenten zukommen. Da uns in
dieser Zeit schneller Thaten und wechselnder Ereignisse vor Allem daran
liegen muß, "nsere Zeitschrift möglichst schnell und.regelmäßig in den Hän¬
den unserer Abonnenten zu wisse", so ersuche" wir unsere Abonnenten er-
gebenst und dringend, uns betreffenden Falls von Anordnungen und ihren
Beschwerden brieflich unter der Adresse: "Redaction der W"-e"zi,oder" j"
Kenntnis? setzen zu wollen. Wir werden uns bemühe" diese Uebelstände, so
weit es in unsern Kräften steht, sofort z" beseitigen.
Die Verlagshandlung.




Verlag von F. L. Hcrbig. -- Redacteure: Gustav Frrytag und Julian Schmidt.
Druck von Friedrich Andrä.

Besäße Schwarzenberg statt der unseligen Höflichkeitsklugheit die gefunden
Augen eines ehrliche» Mannes, so würde er das Elend sehen, was dem Kaiser-
staat in nächster Zukunft droht, wenn ihm nicht ein starker, eng verbundener
Nachbar zur Seite steht; er würde mit beiden Händen arbeiten, das zu schaffen,
was er jetzt verhindern will, „deutsche Einheit." Freilich hat er die Nothwen¬
digkeit, gute Nachbarschaft zu halten, nicht verkannt, aber er ist nach der unrechten
Seite gegangen. Eine Allianz mit Rußland ist für einen Staat, der Walachen
und Serben zu freien Männern machen soll, doch ein zu gefährliches Spiel. Ob
er wagen wird, gegen Nußland wegen Serbien und Bosnien eben so zu Politi¬
siren, wie jetzt in Frankfurt?

Wir kehren zur Nöte zurück. Die bairische Kammer hat sich patriotisch und
begeistert im Sinn der Note gegen den „Ausschluß" Oestreichs und ein Kaiser-
thum des Prenßenköuigs ausgesprochen. Wir gratuliren dem bairischen Volk zu
der Weisheit seiner Volksvertreter; — für Sachsen ist eine ähnliche Gratulation
unnöthig; die höflichen Sachsen fangen bereits an, den Respect vor ihren Kam¬
mern jeder Erwähnung derselben beizufügen.

Wenn übrigens das östreichische Cabinet lernen will, wie das Wort einer
ehrlichen, tüchtigen Regierung klingen muß, so möge es die Gnade haben, die
hannoversche Note anzusehen. Auch der Mann, welcher die Seele des Ministe¬
riums Hannover ist, hat zu protestiren und wichtige Bedenken gegen Frankfurt
auszusprechen; aber wie anders ist der Ton, keine unnütze Phrase, kein diploma¬
tischer Mantel über Zweideutigkeit und Schwäche, sondern höchst verständige Be¬
denken mit der Gewissenhaftigkeit eines redlichen Geschäftsmannes ausgesprochen.
Nach den unangenehmen Empfindungen, mit welchen man die Arbeit des kaiser¬
lichen Cabinets weglegt, thut es einem recht in der Seele wohl, einen andern
Minister sprechen zu hören, dem man aus einem Aktenstück gut werden kann,
selbst wenn man seine politischen Ueberzeugungen nicht theilt.




An die Abonnenten der Grciydoten!
Es find «us Klagen darüber zugekommen, daß die Grenzbotrn hier und
da unregelmäßig oder zu spät unsern Abonnenten zukommen. Da uns in
dieser Zeit schneller Thaten und wechselnder Ereignisse vor Allem daran
liegen muß, »nsere Zeitschrift möglichst schnell und.regelmäßig in den Hän¬
den unserer Abonnenten zu wisse», so ersuche» wir unsere Abonnenten er-
gebenst und dringend, uns betreffenden Falls von Anordnungen und ihren
Beschwerden brieflich unter der Adresse: „Redaction der W»-e„zi,oder" j»
Kenntnis? setzen zu wollen. Wir werden uns bemühe» diese Uebelstände, so
weit es in unsern Kräften steht, sofort z» beseitigen.
Die Verlagshandlung.




Verlag von F. L. Hcrbig. — Redacteure: Gustav Frrytag und Julian Schmidt.
Druck von Friedrich Andrä.
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[0328] Besäße Schwarzenberg statt der unseligen Höflichkeitsklugheit die gefunden Augen eines ehrliche» Mannes, so würde er das Elend sehen, was dem Kaiser- staat in nächster Zukunft droht, wenn ihm nicht ein starker, eng verbundener Nachbar zur Seite steht; er würde mit beiden Händen arbeiten, das zu schaffen, was er jetzt verhindern will, „deutsche Einheit." Freilich hat er die Nothwen¬ digkeit, gute Nachbarschaft zu halten, nicht verkannt, aber er ist nach der unrechten Seite gegangen. Eine Allianz mit Rußland ist für einen Staat, der Walachen und Serben zu freien Männern machen soll, doch ein zu gefährliches Spiel. Ob er wagen wird, gegen Nußland wegen Serbien und Bosnien eben so zu Politi¬ siren, wie jetzt in Frankfurt? Wir kehren zur Nöte zurück. Die bairische Kammer hat sich patriotisch und begeistert im Sinn der Note gegen den „Ausschluß" Oestreichs und ein Kaiser- thum des Prenßenköuigs ausgesprochen. Wir gratuliren dem bairischen Volk zu der Weisheit seiner Volksvertreter; — für Sachsen ist eine ähnliche Gratulation unnöthig; die höflichen Sachsen fangen bereits an, den Respect vor ihren Kam¬ mern jeder Erwähnung derselben beizufügen. Wenn übrigens das östreichische Cabinet lernen will, wie das Wort einer ehrlichen, tüchtigen Regierung klingen muß, so möge es die Gnade haben, die hannoversche Note anzusehen. Auch der Mann, welcher die Seele des Ministe¬ riums Hannover ist, hat zu protestiren und wichtige Bedenken gegen Frankfurt auszusprechen; aber wie anders ist der Ton, keine unnütze Phrase, kein diploma¬ tischer Mantel über Zweideutigkeit und Schwäche, sondern höchst verständige Be¬ denken mit der Gewissenhaftigkeit eines redlichen Geschäftsmannes ausgesprochen. Nach den unangenehmen Empfindungen, mit welchen man die Arbeit des kaiser¬ lichen Cabinets weglegt, thut es einem recht in der Seele wohl, einen andern Minister sprechen zu hören, dem man aus einem Aktenstück gut werden kann, selbst wenn man seine politischen Ueberzeugungen nicht theilt. An die Abonnenten der Grciydoten! Es find «us Klagen darüber zugekommen, daß die Grenzbotrn hier und da unregelmäßig oder zu spät unsern Abonnenten zukommen. Da uns in dieser Zeit schneller Thaten und wechselnder Ereignisse vor Allem daran liegen muß, »nsere Zeitschrift möglichst schnell und.regelmäßig in den Hän¬ den unserer Abonnenten zu wisse», so ersuche» wir unsere Abonnenten er- gebenst und dringend, uns betreffenden Falls von Anordnungen und ihren Beschwerden brieflich unter der Adresse: „Redaction der W»-e„zi,oder" j» Kenntnis? setzen zu wollen. Wir werden uns bemühe» diese Uebelstände, so weit es in unsern Kräften steht, sofort z» beseitigen. Die Verlagshandlung. Verlag von F. L. Hcrbig. — Redacteure: Gustav Frrytag und Julian Schmidt. Druck von Friedrich Andrä.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/328>, abgerufen am 23.07.2024.