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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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Du hast volles Haar, mögen Deine Locken sich länger kräuseln als die Deines
--- Gastes. -- Auch reinlich sieht er aus, er macht seinen Pflegeältern keine
Schande. (Hans drängt sich an ihn.) Hör', Hans, grüße den Hahn in Deinem
Bilderbuch, und leg' ihm den Pfennig in den Schnabel, (gibt ihm einen Dukaten.)

Gertrud (ist während der letzten Rede ans dem Hanse gekommen).

Was seh' ich!

(erschüttert).

Gertr.
Hans

Ein gelber Pfennig. -- Tante Gertrud, sieh,

(das Geld betrachtend).

was ich hier habe.

Einen Ducaten. Gib dem Herrn das Geld

(sich zu ihm beugend).

Gertr.

zurück, sage ihm, Du hast, was Du brauchst.


Hans.

Da, Maun, nimm zurück, ich habe was ich brauche, ich schenke

Dir's wieder.


Gertr.

Geh' in die Stube, Hans, zum Großvater.

Ich gehe. Gute Nacht, Mann, (ihm die Hand reichend) ich habe


Hans.

(Hans ab.)
was ich brauche, gute Nacht.

Warum bestreikn Sie mir das Recht, den


Wald,
(ohne Empfindlichkeit).

Kleinen zu beschenken, da Sie mir doch heut früh größre Rechte über ihn ein¬
räumen wollten?


Gertr.

Noch weiß ich nicht, ob der Herr Graf den Willen hat, diese

Rechte anzuerkennen. -- Und doch, Sie sind hier, welcher andere Grund kann
Sie zu uns geführt haben!


Wald.

Wohl, ich bin geneigt, den Theil dieses jungen Lebens, welcher

etwa mir angehört, in Anspruch zu nehmen.


Gertr.

O dann Gottes Segen über Sie und diese Stunde.


Wald.

Und so habe ich in meiner Weise bereits über das Kind verfügt.


Gertr.
(schmerzlich).

Verfügt! -- Herr Graf, als ich nach langem Zögern

den Entschluß saßte, Ihnen auszusprechen, daß Sie Pflichten gegen unsern Jo¬
hannes hätten, sagte ich mir auch, daß Sie dadurch das Recht erhielten, über
das Schicksal des Kindes zu entscheiden. Es wurde mir sehr schwer, auch darein
mich zu fügen, aber es ist Ihr Recht, sprechen Sie, ich bin bereit zu gehorchen.


Wald.

Es freut mich, schöne Gertrud, daß Sie so empfinden, das Ver¬

ständniß wird uns jetzt leicht werden. -- Eine Freundin von mir, die Fürstin
Udaschkin sucht einen Knaben; sie hat das Kind schon gesehen und wünscht es zu
besitzen. Ich habe die Absicht, ihr den Kleinen zu übergeben, und bitte um Ihre
Zustimmung.

Eine Fürstin? eine Fremde? -- O mein Gott, was wird sie aus


Gertr.

dem Hans machen? Alle Stauden, die wir blühend und gesund in die großen
Säle leihen, nach wenig Stunden sind sie in der heißen Stubenluft verwelkt und
siechen dahin. O mein Knabe, mein armer Knabe!


Du hast volles Haar, mögen Deine Locken sich länger kräuseln als die Deines
-— Gastes. — Auch reinlich sieht er aus, er macht seinen Pflegeältern keine
Schande. (Hans drängt sich an ihn.) Hör', Hans, grüße den Hahn in Deinem
Bilderbuch, und leg' ihm den Pfennig in den Schnabel, (gibt ihm einen Dukaten.)

Gertrud (ist während der letzten Rede ans dem Hanse gekommen).

Was seh' ich!

(erschüttert).

Gertr.
Hans

Ein gelber Pfennig. — Tante Gertrud, sieh,

(das Geld betrachtend).

was ich hier habe.

Einen Ducaten. Gib dem Herrn das Geld

(sich zu ihm beugend).

Gertr.

zurück, sage ihm, Du hast, was Du brauchst.


Hans.

Da, Maun, nimm zurück, ich habe was ich brauche, ich schenke

Dir's wieder.


Gertr.

Geh' in die Stube, Hans, zum Großvater.

Ich gehe. Gute Nacht, Mann, (ihm die Hand reichend) ich habe


Hans.

(Hans ab.)
was ich brauche, gute Nacht.

Warum bestreikn Sie mir das Recht, den


Wald,
(ohne Empfindlichkeit).

Kleinen zu beschenken, da Sie mir doch heut früh größre Rechte über ihn ein¬
räumen wollten?


Gertr.

Noch weiß ich nicht, ob der Herr Graf den Willen hat, diese

Rechte anzuerkennen. — Und doch, Sie sind hier, welcher andere Grund kann
Sie zu uns geführt haben!


Wald.

Wohl, ich bin geneigt, den Theil dieses jungen Lebens, welcher

etwa mir angehört, in Anspruch zu nehmen.


Gertr.

O dann Gottes Segen über Sie und diese Stunde.


Wald.

Und so habe ich in meiner Weise bereits über das Kind verfügt.


Gertr.
(schmerzlich).

Verfügt! — Herr Graf, als ich nach langem Zögern

den Entschluß saßte, Ihnen auszusprechen, daß Sie Pflichten gegen unsern Jo¬
hannes hätten, sagte ich mir auch, daß Sie dadurch das Recht erhielten, über
das Schicksal des Kindes zu entscheiden. Es wurde mir sehr schwer, auch darein
mich zu fügen, aber es ist Ihr Recht, sprechen Sie, ich bin bereit zu gehorchen.


Wald.

Es freut mich, schöne Gertrud, daß Sie so empfinden, das Ver¬

ständniß wird uns jetzt leicht werden. — Eine Freundin von mir, die Fürstin
Udaschkin sucht einen Knaben; sie hat das Kind schon gesehen und wünscht es zu
besitzen. Ich habe die Absicht, ihr den Kleinen zu übergeben, und bitte um Ihre
Zustimmung.

Eine Fürstin? eine Fremde? — O mein Gott, was wird sie aus


Gertr.

dem Hans machen? Alle Stauden, die wir blühend und gesund in die großen
Säle leihen, nach wenig Stunden sind sie in der heißen Stubenluft verwelkt und
siechen dahin. O mein Knabe, mein armer Knabe!


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[0298] Du hast volles Haar, mögen Deine Locken sich länger kräuseln als die Deines -— Gastes. — Auch reinlich sieht er aus, er macht seinen Pflegeältern keine Schande. (Hans drängt sich an ihn.) Hör', Hans, grüße den Hahn in Deinem Bilderbuch, und leg' ihm den Pfennig in den Schnabel, (gibt ihm einen Dukaten.) Gertrud (ist während der letzten Rede ans dem Hanse gekommen). Was seh' ich! (erschüttert). Gertr. Hans Ein gelber Pfennig. — Tante Gertrud, sieh, (das Geld betrachtend). was ich hier habe. Einen Ducaten. Gib dem Herrn das Geld (sich zu ihm beugend). Gertr. zurück, sage ihm, Du hast, was Du brauchst. Hans. Da, Maun, nimm zurück, ich habe was ich brauche, ich schenke Dir's wieder. Gertr. Geh' in die Stube, Hans, zum Großvater. Ich gehe. Gute Nacht, Mann, (ihm die Hand reichend) ich habe Hans. (Hans ab.) was ich brauche, gute Nacht. Warum bestreikn Sie mir das Recht, den Wald, (ohne Empfindlichkeit). Kleinen zu beschenken, da Sie mir doch heut früh größre Rechte über ihn ein¬ räumen wollten? Gertr. Noch weiß ich nicht, ob der Herr Graf den Willen hat, diese Rechte anzuerkennen. — Und doch, Sie sind hier, welcher andere Grund kann Sie zu uns geführt haben! Wald. Wohl, ich bin geneigt, den Theil dieses jungen Lebens, welcher etwa mir angehört, in Anspruch zu nehmen. Gertr. O dann Gottes Segen über Sie und diese Stunde. Wald. Und so habe ich in meiner Weise bereits über das Kind verfügt. Gertr. (schmerzlich). Verfügt! — Herr Graf, als ich nach langem Zögern den Entschluß saßte, Ihnen auszusprechen, daß Sie Pflichten gegen unsern Jo¬ hannes hätten, sagte ich mir auch, daß Sie dadurch das Recht erhielten, über das Schicksal des Kindes zu entscheiden. Es wurde mir sehr schwer, auch darein mich zu fügen, aber es ist Ihr Recht, sprechen Sie, ich bin bereit zu gehorchen. Wald. Es freut mich, schöne Gertrud, daß Sie so empfinden, das Ver¬ ständniß wird uns jetzt leicht werden. — Eine Freundin von mir, die Fürstin Udaschkin sucht einen Knaben; sie hat das Kind schon gesehen und wünscht es zu besitzen. Ich habe die Absicht, ihr den Kleinen zu übergeben, und bitte um Ihre Zustimmung. Eine Fürstin? eine Fremde? — O mein Gott, was wird sie aus Gertr. dem Hans machen? Alle Stauden, die wir blühend und gesund in die großen Säle leihen, nach wenig Stunden sind sie in der heißen Stubenluft verwelkt und siechen dahin. O mein Knabe, mein armer Knabe!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/298>, abgerufen am 23.12.2024.