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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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Wald.

Befehlen Sie, Frau Fürstin, ich bin bereit mit Helm und Lanze

auszuziehn.

Graf Waldemar soll in diesem Stadttheil einen Beutezug machen


Georg.

und mir einen Pagen einfangen. .

Einen Pagen?


Wald.
Georg.

Ja, Page, Groom, Puppe, Spielzeug, was Sie wollen. -- Ich

fühle mich einsam, Graf Waldemar, und will mich unterhalten, ich will Jemand
haben, dem ich Zuckerbrod geben kann, der mich küßt, wenn ich es befehle, und
den ich schlagen darf, wenn ich übler Lanne bin. Dazu brauche ich einen kleinen
Jokei, er muß aber noch niedlich sein, so ein sieben, acht Jahr.

Einen Knaben wollen Sie?


Wald.
Georg.

Ja, mein Graf, und Sie sollen mir den schaffen.


Wald.

Allah akbar, Gott ist groß, und Niemand kann seinem Schicksal

entgehen, mein Schicksal aber ist offenbar, Kinderfrau zu werden.


Georg.

Sie zögern, Herr Graf, das ist abscheulich.


Wald.

Nein, ich überlegte nur, welch unendliches Glück dem Kinde Ihrer

Wahl blüht. Entweder füttern Sie ihn in den ersten vier Wochen mit Bisquit
zu Tode, und dann ist er glücklich, denn er scheidet in aller Unschuld von dieser
sündigen Erde, oder Sie verziehn ihn zu dem nichtswürdigsten kleinen Taugenichts,
der jemals einen armen Hausfreund gebissen und gekratzt hat.

(lachend).

Vortrefflich, ich sehe schou, wie er an Ihnen selbst hin¬


Georg,

aufklettert und Ihre Haare rauft, (fröhlich) Allerliebst.


Wald.

Läßt sich diese wünschenswerthe Scene aber nicht durch andere Mittel

herbeiführen? Wäre nicht ein Papagei eben so gut?


Georg.

Nein.


Wald.

Oder zwei Sympathievögel?


Georg.

Nein.

Oder ein kleiner Affe?


Wald.
Georg.

Nein, nein, nein. Es muß ein Kind sein, ein hübscher, kräftiger

Junge mit Pauspacken und lockigem Haar. -- Und im Vertraun, ich habe schon
einen im Anschlage.


Wald.

Das hätte ich vermuthen können.

Ich fuhr neulich durch die Gartenstraße, da sah ich ein Kind, einen


Georg.

kleinen Engel, ganz meine Sehnsucht. Ich frug nach seinen Angehörigen -- er
ist eine Waise -- und wird bei dem Gärtner Hiller erzogen.


Wald,

Ha! Was ist da? Wenn das Zufall ist, so

(betroffen bei Seite).

find wir die Knechte seiner Launen! -- Das ist seltsam.

(bei Seite).

Er ist betroffen, er weiß von dem Knaben. -- Was


Georg,

ist seltsam, mein Freund?


Wald.

Befehlen Sie, Frau Fürstin, ich bin bereit mit Helm und Lanze

auszuziehn.

Graf Waldemar soll in diesem Stadttheil einen Beutezug machen


Georg.

und mir einen Pagen einfangen. .

Einen Pagen?


Wald.
Georg.

Ja, Page, Groom, Puppe, Spielzeug, was Sie wollen. — Ich

fühle mich einsam, Graf Waldemar, und will mich unterhalten, ich will Jemand
haben, dem ich Zuckerbrod geben kann, der mich küßt, wenn ich es befehle, und
den ich schlagen darf, wenn ich übler Lanne bin. Dazu brauche ich einen kleinen
Jokei, er muß aber noch niedlich sein, so ein sieben, acht Jahr.

Einen Knaben wollen Sie?


Wald.
Georg.

Ja, mein Graf, und Sie sollen mir den schaffen.


Wald.

Allah akbar, Gott ist groß, und Niemand kann seinem Schicksal

entgehen, mein Schicksal aber ist offenbar, Kinderfrau zu werden.


Georg.

Sie zögern, Herr Graf, das ist abscheulich.


Wald.

Nein, ich überlegte nur, welch unendliches Glück dem Kinde Ihrer

Wahl blüht. Entweder füttern Sie ihn in den ersten vier Wochen mit Bisquit
zu Tode, und dann ist er glücklich, denn er scheidet in aller Unschuld von dieser
sündigen Erde, oder Sie verziehn ihn zu dem nichtswürdigsten kleinen Taugenichts,
der jemals einen armen Hausfreund gebissen und gekratzt hat.

(lachend).

Vortrefflich, ich sehe schou, wie er an Ihnen selbst hin¬


Georg,

aufklettert und Ihre Haare rauft, (fröhlich) Allerliebst.


Wald.

Läßt sich diese wünschenswerthe Scene aber nicht durch andere Mittel

herbeiführen? Wäre nicht ein Papagei eben so gut?


Georg.

Nein.


Wald.

Oder zwei Sympathievögel?


Georg.

Nein.

Oder ein kleiner Affe?


Wald.
Georg.

Nein, nein, nein. Es muß ein Kind sein, ein hübscher, kräftiger

Junge mit Pauspacken und lockigem Haar. — Und im Vertraun, ich habe schon
einen im Anschlage.


Wald.

Das hätte ich vermuthen können.

Ich fuhr neulich durch die Gartenstraße, da sah ich ein Kind, einen


Georg.

kleinen Engel, ganz meine Sehnsucht. Ich frug nach seinen Angehörigen — er
ist eine Waise — und wird bei dem Gärtner Hiller erzogen.


Wald,

Ha! Was ist da? Wenn das Zufall ist, so

(betroffen bei Seite).

find wir die Knechte seiner Launen! — Das ist seltsam.

(bei Seite).

Er ist betroffen, er weiß von dem Knaben. — Was


Georg,

ist seltsam, mein Freund?


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[0292] Wald. Befehlen Sie, Frau Fürstin, ich bin bereit mit Helm und Lanze auszuziehn. Graf Waldemar soll in diesem Stadttheil einen Beutezug machen Georg. und mir einen Pagen einfangen. . Einen Pagen? Wald. Georg. Ja, Page, Groom, Puppe, Spielzeug, was Sie wollen. — Ich fühle mich einsam, Graf Waldemar, und will mich unterhalten, ich will Jemand haben, dem ich Zuckerbrod geben kann, der mich küßt, wenn ich es befehle, und den ich schlagen darf, wenn ich übler Lanne bin. Dazu brauche ich einen kleinen Jokei, er muß aber noch niedlich sein, so ein sieben, acht Jahr. Einen Knaben wollen Sie? Wald. Georg. Ja, mein Graf, und Sie sollen mir den schaffen. Wald. Allah akbar, Gott ist groß, und Niemand kann seinem Schicksal entgehen, mein Schicksal aber ist offenbar, Kinderfrau zu werden. Georg. Sie zögern, Herr Graf, das ist abscheulich. Wald. Nein, ich überlegte nur, welch unendliches Glück dem Kinde Ihrer Wahl blüht. Entweder füttern Sie ihn in den ersten vier Wochen mit Bisquit zu Tode, und dann ist er glücklich, denn er scheidet in aller Unschuld von dieser sündigen Erde, oder Sie verziehn ihn zu dem nichtswürdigsten kleinen Taugenichts, der jemals einen armen Hausfreund gebissen und gekratzt hat. (lachend). Vortrefflich, ich sehe schou, wie er an Ihnen selbst hin¬ Georg, aufklettert und Ihre Haare rauft, (fröhlich) Allerliebst. Wald. Läßt sich diese wünschenswerthe Scene aber nicht durch andere Mittel herbeiführen? Wäre nicht ein Papagei eben so gut? Georg. Nein. Wald. Oder zwei Sympathievögel? Georg. Nein. Oder ein kleiner Affe? Wald. Georg. Nein, nein, nein. Es muß ein Kind sein, ein hübscher, kräftiger Junge mit Pauspacken und lockigem Haar. — Und im Vertraun, ich habe schon einen im Anschlage. Wald. Das hätte ich vermuthen können. Ich fuhr neulich durch die Gartenstraße, da sah ich ein Kind, einen Georg. kleinen Engel, ganz meine Sehnsucht. Ich frug nach seinen Angehörigen — er ist eine Waise — und wird bei dem Gärtner Hiller erzogen. Wald, Ha! Was ist da? Wenn das Zufall ist, so (betroffen bei Seite). find wir die Knechte seiner Launen! — Das ist seltsam. (bei Seite). Er ist betroffen, er weiß von dem Knaben. — Was Georg, ist seltsam, mein Freund?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/292>, abgerufen am 23.12.2024.