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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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Box.

Was hat der Herr denn eigentlich mit dem Rappen gemacht?


Gord.

In einen Abgrund hinnntergcrast ist er, über Geröll und Baum¬

stämme, bis das Pferd stöhnend an einem spitzen Felsen aufräumte. Der Reiter
sprang auf die Beine, wie eine Katze, das Pferd blieb liegen. -- O es ist schänd¬
lich; wenn Zwei zusammen einen dummen Streich machen, der Beßre von Beiden
muß immer die Zeche bezahlen.


Box.

Schrei' doch nicht so, der Herr wird sogleich hier sein.


Gord.

Was kümmert's mich. -- Doch nein, ich will ihn jetzt nicht sehen,

ich habe Weib und Kind und bin nicht in der Verfassung unterthänig zu reden,

(an der Thür)
Sag' ihm, er soll barmherzig sei" und dem Pferd eine Kugel vor
(ab.)
den Kopf schießen, ich will die Qual nicht länger ansehn.


Box
(allein).

Eine ehrliche Seele, ein ächter Biedermann, so oft er zornig

ist. In ruhigem Zustande betrügt er den Grafen beim Futtern, aber wenn er
in die Hitze kommt, bläht seine Tugend sich auf wie eine Fischblase am Feuer.
Du lieber Himmel, es geht uns anderen Menschen gerade so! -- Ah, der Herr
Graf! das wird ein finsterer Tag werden.

Waldemar.

Wald.

Was macht Lovelace?

(traurig).

Box

Jede Hoffnung ist dahin, er liegt im Sterben. Die Stall¬

knechte bitten um Erlaubniß, acht Tage schwarzen Flor tragen zu dürfen; Gordon
will dem Leiden des Sterbenden durch eine Kugel abhelfen.


Wald,

Niemand soll ihn berühren, ich habe ihn geliebt, ich selbst

(finster).

will ihn tödten. -- Hole die Pistolen. -- (Box ab.) Armer Lovelace, dn warst
mir sehr lieb, du warst die Poesie meines Lebens! -- Bah, hinweg anch
mit dir!


Box
(bringt ein Pistolenkastchm, setzt es auf den Tisch, präsentirt eine Tasse).

Der Herr Graf haben noch nicht Ihre Chocolade genommen.

Dorthin! -- Was Neues?


Wald.

Vor einer Stunde kam dies Billet.


Box.

Eine fremde Damenhand! -- Was erregt Deine heitere Laune,


Wald.

Herr Box?

Verzeihung, ich wage den Inhalt zu errathen. Goldne Arabesken


Box.

auf dem Couvert, ein kleiner Gott auf dem Siegel und das Billet wurde von
einer fremden Frau beim Portier abgegeben, (achselzuckend) Man kennt das. Es
ist der schüchterne Wunsch einer Dame, ihre Schüchternheit los zu werden.

Hast Du's bereits gelesen?


Wald.

Oh, gnädiger Herr, das wäre gegen meine Grundsätze, versiegelte


Box.

Briefe lese ich nur im äußersten Nothfalle.


Wald.
(Das unerbrocheue Billet vom Tische nehmend).

Es riecht nach Moschus,

(wirft es wieder hin).
es ist von einer Wittwe Sie lieben den Geruch, weil er


Box.

Was hat der Herr denn eigentlich mit dem Rappen gemacht?


Gord.

In einen Abgrund hinnntergcrast ist er, über Geröll und Baum¬

stämme, bis das Pferd stöhnend an einem spitzen Felsen aufräumte. Der Reiter
sprang auf die Beine, wie eine Katze, das Pferd blieb liegen. — O es ist schänd¬
lich; wenn Zwei zusammen einen dummen Streich machen, der Beßre von Beiden
muß immer die Zeche bezahlen.


Box.

Schrei' doch nicht so, der Herr wird sogleich hier sein.


Gord.

Was kümmert's mich. — Doch nein, ich will ihn jetzt nicht sehen,

ich habe Weib und Kind und bin nicht in der Verfassung unterthänig zu reden,

(an der Thür)
Sag' ihm, er soll barmherzig sei» und dem Pferd eine Kugel vor
(ab.)
den Kopf schießen, ich will die Qual nicht länger ansehn.


Box
(allein).

Eine ehrliche Seele, ein ächter Biedermann, so oft er zornig

ist. In ruhigem Zustande betrügt er den Grafen beim Futtern, aber wenn er
in die Hitze kommt, bläht seine Tugend sich auf wie eine Fischblase am Feuer.
Du lieber Himmel, es geht uns anderen Menschen gerade so! — Ah, der Herr
Graf! das wird ein finsterer Tag werden.

Waldemar.

Wald.

Was macht Lovelace?

(traurig).

Box

Jede Hoffnung ist dahin, er liegt im Sterben. Die Stall¬

knechte bitten um Erlaubniß, acht Tage schwarzen Flor tragen zu dürfen; Gordon
will dem Leiden des Sterbenden durch eine Kugel abhelfen.


Wald,

Niemand soll ihn berühren, ich habe ihn geliebt, ich selbst

(finster).

will ihn tödten. — Hole die Pistolen. — (Box ab.) Armer Lovelace, dn warst
mir sehr lieb, du warst die Poesie meines Lebens! — Bah, hinweg anch
mit dir!


Box
(bringt ein Pistolenkastchm, setzt es auf den Tisch, präsentirt eine Tasse).

Der Herr Graf haben noch nicht Ihre Chocolade genommen.

Dorthin! — Was Neues?


Wald.

Vor einer Stunde kam dies Billet.


Box.

Eine fremde Damenhand! — Was erregt Deine heitere Laune,


Wald.

Herr Box?

Verzeihung, ich wage den Inhalt zu errathen. Goldne Arabesken


Box.

auf dem Couvert, ein kleiner Gott auf dem Siegel und das Billet wurde von
einer fremden Frau beim Portier abgegeben, (achselzuckend) Man kennt das. Es
ist der schüchterne Wunsch einer Dame, ihre Schüchternheit los zu werden.

Hast Du's bereits gelesen?


Wald.

Oh, gnädiger Herr, das wäre gegen meine Grundsätze, versiegelte


Box.

Briefe lese ich nur im äußersten Nothfalle.


Wald.
(Das unerbrocheue Billet vom Tische nehmend).

Es riecht nach Moschus,

(wirft es wieder hin).
es ist von einer Wittwe Sie lieben den Geruch, weil er


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[0250] Box. Was hat der Herr denn eigentlich mit dem Rappen gemacht? Gord. In einen Abgrund hinnntergcrast ist er, über Geröll und Baum¬ stämme, bis das Pferd stöhnend an einem spitzen Felsen aufräumte. Der Reiter sprang auf die Beine, wie eine Katze, das Pferd blieb liegen. — O es ist schänd¬ lich; wenn Zwei zusammen einen dummen Streich machen, der Beßre von Beiden muß immer die Zeche bezahlen. Box. Schrei' doch nicht so, der Herr wird sogleich hier sein. Gord. Was kümmert's mich. — Doch nein, ich will ihn jetzt nicht sehen, ich habe Weib und Kind und bin nicht in der Verfassung unterthänig zu reden, (an der Thür) Sag' ihm, er soll barmherzig sei» und dem Pferd eine Kugel vor (ab.) den Kopf schießen, ich will die Qual nicht länger ansehn. Box (allein). Eine ehrliche Seele, ein ächter Biedermann, so oft er zornig ist. In ruhigem Zustande betrügt er den Grafen beim Futtern, aber wenn er in die Hitze kommt, bläht seine Tugend sich auf wie eine Fischblase am Feuer. Du lieber Himmel, es geht uns anderen Menschen gerade so! — Ah, der Herr Graf! das wird ein finsterer Tag werden. Waldemar. Wald. Was macht Lovelace? (traurig). Box Jede Hoffnung ist dahin, er liegt im Sterben. Die Stall¬ knechte bitten um Erlaubniß, acht Tage schwarzen Flor tragen zu dürfen; Gordon will dem Leiden des Sterbenden durch eine Kugel abhelfen. Wald, Niemand soll ihn berühren, ich habe ihn geliebt, ich selbst (finster). will ihn tödten. — Hole die Pistolen. — (Box ab.) Armer Lovelace, dn warst mir sehr lieb, du warst die Poesie meines Lebens! — Bah, hinweg anch mit dir! Box (bringt ein Pistolenkastchm, setzt es auf den Tisch, präsentirt eine Tasse). Der Herr Graf haben noch nicht Ihre Chocolade genommen. Dorthin! — Was Neues? Wald. Vor einer Stunde kam dies Billet. Box. Eine fremde Damenhand! — Was erregt Deine heitere Laune, Wald. Herr Box? Verzeihung, ich wage den Inhalt zu errathen. Goldne Arabesken Box. auf dem Couvert, ein kleiner Gott auf dem Siegel und das Billet wurde von einer fremden Frau beim Portier abgegeben, (achselzuckend) Man kennt das. Es ist der schüchterne Wunsch einer Dame, ihre Schüchternheit los zu werden. Hast Du's bereits gelesen? Wald. Oh, gnädiger Herr, das wäre gegen meine Grundsätze, versiegelte Box. Briefe lese ich nur im äußersten Nothfalle. Wald. (Das unerbrocheue Billet vom Tische nehmend). Es riecht nach Moschus, (wirft es wieder hin). es ist von einer Wittwe Sie lieben den Geruch, weil er

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/250>, abgerufen am 23.12.2024.