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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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hält. So stände es wieder mit uns, lieber Freund, und ich mußte mit meinen
östreichischen Freunden ein ein 10--LOjährigcs Provisorium glauben, wenn nicht
die Lage der Dinge außerhalb Oestreich eine andere wäre, als sie im östreichischen
Cabinette selbst angesehen und angestrebt wird. Der einheitliche deutsche Bun-
desstaat mit einer starken, innerlich gekräftigten Reichsgewalt muß geschaffen wer¬
den. Die preußische Hegemonie muß uns, ich meine Oestreich und Deutschland,
von der kaiserlich-östreichischen Bestimmung traurigen Andenkens und von der
Svnderbüudelci der Kleinstaaten retten. Ein freies und starkes "Centralcuropa"
wünschen jetzt selbst die Slaven, dies kann ich Ihnen versichern, um einen soliden
Stützpunkt für ihre FreHeitSbcstrebnngen im Osten und Süden gegen den russi¬
schen Barbaren und gegen das östreichische ^ivido et iinuor-r zu haben.

Die Freunde Habsburgs müssen daher in die schwarzgelben Schranken zurück¬
gewiesen werden u"d das freie Deutschland muß den unmündigen schwachen
Staatsmännern Oestreichs den neuen Wirkungskreis ihrer Politik an der Donau,
am schwarzen und adriatischen Meere vorschreiben. Der Besitz der Lom¬
bardei ist noch immer ein ni,"n8 Iwlli für Oestreich und die europäischen
Mächte. Also immer mehr gegen den Osten muß sich nnn Altöstreich con-
centriren. Dort muß es nun frische Kräfte an sich ziehen und seinen Thron
von Neuem nnter den freigewordenen Nationen befestigen. Die Drohung, daß
man die Anwartschaft Oestreichs auf das Principal in Deutschland äußersten Falls
mit Waffengewalt geltend machen wolle, scheint mir viel unrichtiger und kindischer
als ein andrer Gedanke, der eben in Ollmütz aufgetaucht sein soll: die Verlegung
des östreichischen CcntralreichStags nach Preßburg. Sollte dies eine Art Zuge-
ständniß für den unbehinderten Anschluß der deutsch-östreichischen Provinzen an
Deutschland enthalten oder soll damit die neue Politik Oestreichs gegen den Osten
beginnen, während man sich mit dem Gedanken an das Aufgeben der Lombardei
und Deutschlands vertraut macht? Warten wir, bis jene Gerüchte als Thatsachen
hervortreten. In den nächsten Wochen werden jedenfalls einige unes "ccomnlis
entscheiden, ob sich für die Zukunft neben einer deutschen Macht unter preußischer
Reichsgewalt eine naüonalöstreichische Politik entfalten wird, oder ob Aliöstreich
noch im letzten Todeskrampfe seine Herrschgelüste über das Maß seiner eigenen
Existenz hinaus zu befriedigen suchen wird, um endlich erschöpft sich in seine
Arome aufzulösen und so neuen Stoff zu einem großen, slavischen Ostreich und
einem großen deutschen Westrcich herzugeben. Die Entscheidung dieser Geschicke
liegt eben noch in den Händen des östreichischen Cabinets. Ein neuer März steht
vor der Thüre und wir müssen es dem östreichischen Cabincte warnend zurufen:
eine zweite Revolution verträgt das Reich der Habsburger nicht. Ich sage, der
Habsburger, denn von dem Willen der Nationen wird es abhängen, ob dann
auch ein freies Oestreich in seiner jetzigen Gestalt fortbestehen soll. An die Spitze
her Bewegung sich stellend, mit weiser Selbstbeschränkung nach Außen und energi-


hält. So stände es wieder mit uns, lieber Freund, und ich mußte mit meinen
östreichischen Freunden ein ein 10—LOjährigcs Provisorium glauben, wenn nicht
die Lage der Dinge außerhalb Oestreich eine andere wäre, als sie im östreichischen
Cabinette selbst angesehen und angestrebt wird. Der einheitliche deutsche Bun-
desstaat mit einer starken, innerlich gekräftigten Reichsgewalt muß geschaffen wer¬
den. Die preußische Hegemonie muß uns, ich meine Oestreich und Deutschland,
von der kaiserlich-östreichischen Bestimmung traurigen Andenkens und von der
Svnderbüudelci der Kleinstaaten retten. Ein freies und starkes „Centralcuropa"
wünschen jetzt selbst die Slaven, dies kann ich Ihnen versichern, um einen soliden
Stützpunkt für ihre FreHeitSbcstrebnngen im Osten und Süden gegen den russi¬
schen Barbaren und gegen das östreichische ^ivido et iinuor-r zu haben.

Die Freunde Habsburgs müssen daher in die schwarzgelben Schranken zurück¬
gewiesen werden u»d das freie Deutschland muß den unmündigen schwachen
Staatsmännern Oestreichs den neuen Wirkungskreis ihrer Politik an der Donau,
am schwarzen und adriatischen Meere vorschreiben. Der Besitz der Lom¬
bardei ist noch immer ein ni,«n8 Iwlli für Oestreich und die europäischen
Mächte. Also immer mehr gegen den Osten muß sich nnn Altöstreich con-
centriren. Dort muß es nun frische Kräfte an sich ziehen und seinen Thron
von Neuem nnter den freigewordenen Nationen befestigen. Die Drohung, daß
man die Anwartschaft Oestreichs auf das Principal in Deutschland äußersten Falls
mit Waffengewalt geltend machen wolle, scheint mir viel unrichtiger und kindischer
als ein andrer Gedanke, der eben in Ollmütz aufgetaucht sein soll: die Verlegung
des östreichischen CcntralreichStags nach Preßburg. Sollte dies eine Art Zuge-
ständniß für den unbehinderten Anschluß der deutsch-östreichischen Provinzen an
Deutschland enthalten oder soll damit die neue Politik Oestreichs gegen den Osten
beginnen, während man sich mit dem Gedanken an das Aufgeben der Lombardei
und Deutschlands vertraut macht? Warten wir, bis jene Gerüchte als Thatsachen
hervortreten. In den nächsten Wochen werden jedenfalls einige unes »ccomnlis
entscheiden, ob sich für die Zukunft neben einer deutschen Macht unter preußischer
Reichsgewalt eine naüonalöstreichische Politik entfalten wird, oder ob Aliöstreich
noch im letzten Todeskrampfe seine Herrschgelüste über das Maß seiner eigenen
Existenz hinaus zu befriedigen suchen wird, um endlich erschöpft sich in seine
Arome aufzulösen und so neuen Stoff zu einem großen, slavischen Ostreich und
einem großen deutschen Westrcich herzugeben. Die Entscheidung dieser Geschicke
liegt eben noch in den Händen des östreichischen Cabinets. Ein neuer März steht
vor der Thüre und wir müssen es dem östreichischen Cabincte warnend zurufen:
eine zweite Revolution verträgt das Reich der Habsburger nicht. Ich sage, der
Habsburger, denn von dem Willen der Nationen wird es abhängen, ob dann
auch ein freies Oestreich in seiner jetzigen Gestalt fortbestehen soll. An die Spitze
her Bewegung sich stellend, mit weiser Selbstbeschränkung nach Außen und energi-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/230>, abgerufen am 23.12.2024.