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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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den Werth des Silbers wenigstens nicht verringern und nicht unsere Effecten ent¬
werthen. -- '

Zuletzt aber sei noch bemerkt, daß die ganze Goldproduction in Amerika, sei
sie noch so groß, sehr bald ein Gegengewicht darin finden wird, daß bei einer
eintretenden großen Verminderung des Goldwerthes, zuerst einige, dann die
meisten Goldquellen der Erde versiegen müssen, weil die Kosten des Baues
und Erwerbes viel bedeutender sind. Bereits dann, wenn z. B. der Friedrichsdor
von auf 5 Thlr. herabsinkt, werden einzelne aufhören müssen zu arbeiten,
weil die Betriebskosten den Gewinn übersteigen werden. Daß diese beim Bau
edler Metalle sehr bedeutend sind, kann man ans den Finanztabellen unserer
Staatshaushalte sehn. So wird auch hier der Mangel des einen Theils dazu
dienen müssen, den Ueberfluß des andern in's Gleichgewicht zu bringen; freilich
halten wir es gegenwärtig nicht mehr für ein großes Glück, wenn ein europäischer
Staat seinen Goldbedarf aus eigenen Bergbau erzielt, aber nur für ein verhält¬
nißmäßiges Unglück, wenn ein Einzelner große Gvldsummen in seinen Truhen
liegen hat. '

Weit größere Veränderungen im Geldverkehr, als uns Kalifornien bringen
kann, bereiten sich bei uns allmälig dadurch vor, daß der gesammte productive
Boden Deutschlands durch Pfandbriefe und entsprechende coursfähige Papiere be¬
weglich gemacht und mit dem Geldmarkt sowohl , als mit Industrie in eine neue
Verbindung gebracht wird, deren Folgen sich zwar ebenfalls noch nicht vollständig
übersehen lassen, die aber das gesammte Lebe" unserer Nation umformen muß,
wie wir hoffen, zum Glück für das Vaterland.




Das neue Paris.



-- Wie ein Traum ist mir's nach achtmonatlicher Abwesenheit bin ich
wieder in Paris, wandle in den wohlbekannten Straßen, streife durch die glän¬
zenden Passagen, trete in die marmornen Cafvs und lächle der so oft gesehenen
Dame des Büffels zu -- sie ist nicht um ein Fältchen im Gesicht älter geworden
und das neue Paris ist ebenfalls das alte geblieben. So sah es aus, als der
Bürgerkönig noch durch willkürliches Wohlsein die Hauffe und Baisse der Börse,
deren größter Spcculant er selber war, regierte, so sah es aus wenige Tage nach
der Märzrevolution, als der Pariser sich von dem Erstaunen über das, was er
vollbracht,.erholt hatte. Glänzend, sprühend, lustig, leicht und schwebend wogt
das Leben durch die Straßenadern, überall sino dem Vergnügen die Pforten weit
geöffnet und so hastig rennt und hüpft ein Jeder noch durch sie, als hänge vom


den Werth des Silbers wenigstens nicht verringern und nicht unsere Effecten ent¬
werthen. — '

Zuletzt aber sei noch bemerkt, daß die ganze Goldproduction in Amerika, sei
sie noch so groß, sehr bald ein Gegengewicht darin finden wird, daß bei einer
eintretenden großen Verminderung des Goldwerthes, zuerst einige, dann die
meisten Goldquellen der Erde versiegen müssen, weil die Kosten des Baues
und Erwerbes viel bedeutender sind. Bereits dann, wenn z. B. der Friedrichsdor
von auf 5 Thlr. herabsinkt, werden einzelne aufhören müssen zu arbeiten,
weil die Betriebskosten den Gewinn übersteigen werden. Daß diese beim Bau
edler Metalle sehr bedeutend sind, kann man ans den Finanztabellen unserer
Staatshaushalte sehn. So wird auch hier der Mangel des einen Theils dazu
dienen müssen, den Ueberfluß des andern in's Gleichgewicht zu bringen; freilich
halten wir es gegenwärtig nicht mehr für ein großes Glück, wenn ein europäischer
Staat seinen Goldbedarf aus eigenen Bergbau erzielt, aber nur für ein verhält¬
nißmäßiges Unglück, wenn ein Einzelner große Gvldsummen in seinen Truhen
liegen hat. '

Weit größere Veränderungen im Geldverkehr, als uns Kalifornien bringen
kann, bereiten sich bei uns allmälig dadurch vor, daß der gesammte productive
Boden Deutschlands durch Pfandbriefe und entsprechende coursfähige Papiere be¬
weglich gemacht und mit dem Geldmarkt sowohl , als mit Industrie in eine neue
Verbindung gebracht wird, deren Folgen sich zwar ebenfalls noch nicht vollständig
übersehen lassen, die aber das gesammte Lebe» unserer Nation umformen muß,
wie wir hoffen, zum Glück für das Vaterland.




Das neue Paris.



— Wie ein Traum ist mir's nach achtmonatlicher Abwesenheit bin ich
wieder in Paris, wandle in den wohlbekannten Straßen, streife durch die glän¬
zenden Passagen, trete in die marmornen Cafvs und lächle der so oft gesehenen
Dame des Büffels zu — sie ist nicht um ein Fältchen im Gesicht älter geworden
und das neue Paris ist ebenfalls das alte geblieben. So sah es aus, als der
Bürgerkönig noch durch willkürliches Wohlsein die Hauffe und Baisse der Börse,
deren größter Spcculant er selber war, regierte, so sah es aus wenige Tage nach
der Märzrevolution, als der Pariser sich von dem Erstaunen über das, was er
vollbracht,.erholt hatte. Glänzend, sprühend, lustig, leicht und schwebend wogt
das Leben durch die Straßenadern, überall sino dem Vergnügen die Pforten weit
geöffnet und so hastig rennt und hüpft ein Jeder noch durch sie, als hänge vom


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[0182] den Werth des Silbers wenigstens nicht verringern und nicht unsere Effecten ent¬ werthen. — ' Zuletzt aber sei noch bemerkt, daß die ganze Goldproduction in Amerika, sei sie noch so groß, sehr bald ein Gegengewicht darin finden wird, daß bei einer eintretenden großen Verminderung des Goldwerthes, zuerst einige, dann die meisten Goldquellen der Erde versiegen müssen, weil die Kosten des Baues und Erwerbes viel bedeutender sind. Bereits dann, wenn z. B. der Friedrichsdor von auf 5 Thlr. herabsinkt, werden einzelne aufhören müssen zu arbeiten, weil die Betriebskosten den Gewinn übersteigen werden. Daß diese beim Bau edler Metalle sehr bedeutend sind, kann man ans den Finanztabellen unserer Staatshaushalte sehn. So wird auch hier der Mangel des einen Theils dazu dienen müssen, den Ueberfluß des andern in's Gleichgewicht zu bringen; freilich halten wir es gegenwärtig nicht mehr für ein großes Glück, wenn ein europäischer Staat seinen Goldbedarf aus eigenen Bergbau erzielt, aber nur für ein verhält¬ nißmäßiges Unglück, wenn ein Einzelner große Gvldsummen in seinen Truhen liegen hat. ' Weit größere Veränderungen im Geldverkehr, als uns Kalifornien bringen kann, bereiten sich bei uns allmälig dadurch vor, daß der gesammte productive Boden Deutschlands durch Pfandbriefe und entsprechende coursfähige Papiere be¬ weglich gemacht und mit dem Geldmarkt sowohl , als mit Industrie in eine neue Verbindung gebracht wird, deren Folgen sich zwar ebenfalls noch nicht vollständig übersehen lassen, die aber das gesammte Lebe» unserer Nation umformen muß, wie wir hoffen, zum Glück für das Vaterland. Das neue Paris. — Wie ein Traum ist mir's nach achtmonatlicher Abwesenheit bin ich wieder in Paris, wandle in den wohlbekannten Straßen, streife durch die glän¬ zenden Passagen, trete in die marmornen Cafvs und lächle der so oft gesehenen Dame des Büffels zu — sie ist nicht um ein Fältchen im Gesicht älter geworden und das neue Paris ist ebenfalls das alte geblieben. So sah es aus, als der Bürgerkönig noch durch willkürliches Wohlsein die Hauffe und Baisse der Börse, deren größter Spcculant er selber war, regierte, so sah es aus wenige Tage nach der Märzrevolution, als der Pariser sich von dem Erstaunen über das, was er vollbracht,.erholt hatte. Glänzend, sprühend, lustig, leicht und schwebend wogt das Leben durch die Straßenadern, überall sino dem Vergnügen die Pforten weit geöffnet und so hastig rennt und hüpft ein Jeder noch durch sie, als hänge vom

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/182>, abgerufen am 23.07.2024.