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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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geschehen und die nächtlichen Patrouillen sich vor Angriffen nach italienischem Bravo-
mnster nicht sicher halten. Denken Sie sich das offene, freimüthige Wesen des Wieners
und um geheime Verbindungen, Zusammenkünfte in finstern Kellern! So sehr hat
sich das Denunciantcnwesen wieder ausgebildet, und die schwarzsehende Aengstlichkeit der
Bürger, daß man neulich einer neuen Verschwörung ans die Spur zu kommen glaubte,
weil man einen Mann sah, der nur eine Strüppe an den Beinkleidern trug. Gewiß
ein Erkennungszeichen, wispelte man sich in die Ohren, und wir werden vielleicht näch¬
stens aus höchsten Befehl Sansculotten werden müssen, um uns jedes möglichen Abzei¬
chens in der Kleidung zu berauben. Das Verbot von gewissen Hüten ist ja bereits
geschehen, und Wien, die Hauptstadt des Reichs, die Residenz des Kaisers, wird so in
die Reihe der eroberten italienischen Städte gedrängt. Möge die östreichische Negierung
nicht vergessen, daß sich der Charakter eines Volkes unter den Händen der Gewaltherr¬
schaft um so schneller zum Bösen ändert, je naiver, ungebildeter dieses Volk ist. Die
krankhafte Leidenschaftlichkeit, die eben in der östreichischen Hauptstadt durch den Druck
und die Nichtachtung von Oben heraufbeschworen wird, kann bei weitem gefährlicher werden,
als die tumultuarischen Bewegungen, welche offen vor den Augen der Regierung in den ver¬
flossenen Monaten stattgefunden habest. Diese konnten durch eine kräftige Execntivgewalt in
die Schranken des Gesetzes zurückgewiesen werden, jene aber bildet nach und nach einen
im innersten Herzen des Volkes fortzehrcndcn Grimm, eine geheime Opposition, welche,
einmal zum Ausbrüche gelangend, nur das Gefühl eines unbefriedigten Nachedursts mit
in den Kampf bringt. -- 5 Stunden von hier, im Reichstagssaale zu Kremsier läßt
sich das Ministerium die derbsten Wahrheiten in's Gesicht sagen und weiß sie mit an¬
scheinender Ruhe zu ertragen. Vielleicht ist's anch nur Verachtung des Feindes, dessen
Leben sich in dem erzbischöflichen Käfig dahinfristct. Und hier, in Wien unter dem Schutze
von 3l).00v Bajonnetten, mitten unter den vielgeschäftigen Polizei- und Militärbehör¬
den, verletzt die Herrn Schwarzenberg-Stadion das leiseste Wort, welches ein Freund
dem andern über Politik in's Ohr flüstert."

Wozu tanzt der "Ocstrcichische Korrespondent in Olmütz nach der Pfeife des allerhöch¬
sten Cabinets, wozu krümmt sich der "Lloyd" zu den Füßen der Hrn. Minister und warum
läßt man die "Presse" mit dem Maulkörbe, den ihr die Militärcensnr angelegt, wohl¬
gefällig fvrtwcdel", wenn man sich dieser gutabgcrichtctcn Koppel von Zeitungen nicht
einmal zur Jagd aus das scheue Opposiliouöwild bedienen will? aber die hohen Herren
haben jetzt alle Lust zum Jagdvergnügen verloren, seitdem sie mit Kanonen und Ra¬
keten zur Bändigung der Wiener und der Ungarn ausziehen mußten. Es gibt jetzt
ausgiebigere Mittel, die "Ausrcizendcn" (wie F. M. L. Melden den sammthändigen
Kuranda und seine Mitarbeiter nennt) .zum Schweigen zu bringen und den Wienern
alle Aufreizung zu ersparen. Rathen Sie uns, was sollen wir anfangen? Nach¬
dem die Militärgewalt uns und die Demokratie von den Demokraten befreit hat,
wie befreien wir uns und die Demokratie von der Militärgewalt? Das Mi¬
nisterium ändern? Ist schon zu oft versucht worden, ein abgenütztes Mittel und
ohne Wirkung. Wer soll auch jetzt an dessen Stelle treten? So lange sich die
Nationalitäten nicht vollkommen versöhnt haben, können wir nicht an ein CoalitionS-
kabinet aus Kapacitäten, Provinzen, deren wir mehrere hätten denken. Unsere Presse
ist geknebelt, den Reichstag läßt man kläffen, die Wiener Spießbürger preßt man zu
Loyalitätsmenschcn, man !.setzt uns ministerielle Gesinnung wie Wasser und Brot den
Gefangenen vor, daran wir unsern Leib satt essen sollen, und reicht uns nicht einmal
einen Trank besserer Aussichten sür die Zuk'ruft. Ja, meine lieben Freunde, traurig,
sehr traurig sieht es bei uns aus!




Verlag von F. L. Herbig. -- Redacteure: Gustav Freytag und J"klar Schmidt.
Druck von Friedrich Andrä.

geschehen und die nächtlichen Patrouillen sich vor Angriffen nach italienischem Bravo-
mnster nicht sicher halten. Denken Sie sich das offene, freimüthige Wesen des Wieners
und um geheime Verbindungen, Zusammenkünfte in finstern Kellern! So sehr hat
sich das Denunciantcnwesen wieder ausgebildet, und die schwarzsehende Aengstlichkeit der
Bürger, daß man neulich einer neuen Verschwörung ans die Spur zu kommen glaubte,
weil man einen Mann sah, der nur eine Strüppe an den Beinkleidern trug. Gewiß
ein Erkennungszeichen, wispelte man sich in die Ohren, und wir werden vielleicht näch¬
stens aus höchsten Befehl Sansculotten werden müssen, um uns jedes möglichen Abzei¬
chens in der Kleidung zu berauben. Das Verbot von gewissen Hüten ist ja bereits
geschehen, und Wien, die Hauptstadt des Reichs, die Residenz des Kaisers, wird so in
die Reihe der eroberten italienischen Städte gedrängt. Möge die östreichische Negierung
nicht vergessen, daß sich der Charakter eines Volkes unter den Händen der Gewaltherr¬
schaft um so schneller zum Bösen ändert, je naiver, ungebildeter dieses Volk ist. Die
krankhafte Leidenschaftlichkeit, die eben in der östreichischen Hauptstadt durch den Druck
und die Nichtachtung von Oben heraufbeschworen wird, kann bei weitem gefährlicher werden,
als die tumultuarischen Bewegungen, welche offen vor den Augen der Regierung in den ver¬
flossenen Monaten stattgefunden habest. Diese konnten durch eine kräftige Execntivgewalt in
die Schranken des Gesetzes zurückgewiesen werden, jene aber bildet nach und nach einen
im innersten Herzen des Volkes fortzehrcndcn Grimm, eine geheime Opposition, welche,
einmal zum Ausbrüche gelangend, nur das Gefühl eines unbefriedigten Nachedursts mit
in den Kampf bringt. — 5 Stunden von hier, im Reichstagssaale zu Kremsier läßt
sich das Ministerium die derbsten Wahrheiten in's Gesicht sagen und weiß sie mit an¬
scheinender Ruhe zu ertragen. Vielleicht ist's anch nur Verachtung des Feindes, dessen
Leben sich in dem erzbischöflichen Käfig dahinfristct. Und hier, in Wien unter dem Schutze
von 3l).00v Bajonnetten, mitten unter den vielgeschäftigen Polizei- und Militärbehör¬
den, verletzt die Herrn Schwarzenberg-Stadion das leiseste Wort, welches ein Freund
dem andern über Politik in's Ohr flüstert."

Wozu tanzt der „Ocstrcichische Korrespondent in Olmütz nach der Pfeife des allerhöch¬
sten Cabinets, wozu krümmt sich der „Lloyd" zu den Füßen der Hrn. Minister und warum
läßt man die „Presse" mit dem Maulkörbe, den ihr die Militärcensnr angelegt, wohl¬
gefällig fvrtwcdel», wenn man sich dieser gutabgcrichtctcn Koppel von Zeitungen nicht
einmal zur Jagd aus das scheue Opposiliouöwild bedienen will? aber die hohen Herren
haben jetzt alle Lust zum Jagdvergnügen verloren, seitdem sie mit Kanonen und Ra¬
keten zur Bändigung der Wiener und der Ungarn ausziehen mußten. Es gibt jetzt
ausgiebigere Mittel, die „Ausrcizendcn" (wie F. M. L. Melden den sammthändigen
Kuranda und seine Mitarbeiter nennt) .zum Schweigen zu bringen und den Wienern
alle Aufreizung zu ersparen. Rathen Sie uns, was sollen wir anfangen? Nach¬
dem die Militärgewalt uns und die Demokratie von den Demokraten befreit hat,
wie befreien wir uns und die Demokratie von der Militärgewalt? Das Mi¬
nisterium ändern? Ist schon zu oft versucht worden, ein abgenütztes Mittel und
ohne Wirkung. Wer soll auch jetzt an dessen Stelle treten? So lange sich die
Nationalitäten nicht vollkommen versöhnt haben, können wir nicht an ein CoalitionS-
kabinet aus Kapacitäten, Provinzen, deren wir mehrere hätten denken. Unsere Presse
ist geknebelt, den Reichstag läßt man kläffen, die Wiener Spießbürger preßt man zu
Loyalitätsmenschcn, man !.setzt uns ministerielle Gesinnung wie Wasser und Brot den
Gefangenen vor, daran wir unsern Leib satt essen sollen, und reicht uns nicht einmal
einen Trank besserer Aussichten sür die Zuk'ruft. Ja, meine lieben Freunde, traurig,
sehr traurig sieht es bei uns aus!




Verlag von F. L. Herbig. — Redacteure: Gustav Freytag und J«klar Schmidt.
Druck von Friedrich Andrä.
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[0168] geschehen und die nächtlichen Patrouillen sich vor Angriffen nach italienischem Bravo- mnster nicht sicher halten. Denken Sie sich das offene, freimüthige Wesen des Wieners und um geheime Verbindungen, Zusammenkünfte in finstern Kellern! So sehr hat sich das Denunciantcnwesen wieder ausgebildet, und die schwarzsehende Aengstlichkeit der Bürger, daß man neulich einer neuen Verschwörung ans die Spur zu kommen glaubte, weil man einen Mann sah, der nur eine Strüppe an den Beinkleidern trug. Gewiß ein Erkennungszeichen, wispelte man sich in die Ohren, und wir werden vielleicht näch¬ stens aus höchsten Befehl Sansculotten werden müssen, um uns jedes möglichen Abzei¬ chens in der Kleidung zu berauben. Das Verbot von gewissen Hüten ist ja bereits geschehen, und Wien, die Hauptstadt des Reichs, die Residenz des Kaisers, wird so in die Reihe der eroberten italienischen Städte gedrängt. Möge die östreichische Negierung nicht vergessen, daß sich der Charakter eines Volkes unter den Händen der Gewaltherr¬ schaft um so schneller zum Bösen ändert, je naiver, ungebildeter dieses Volk ist. Die krankhafte Leidenschaftlichkeit, die eben in der östreichischen Hauptstadt durch den Druck und die Nichtachtung von Oben heraufbeschworen wird, kann bei weitem gefährlicher werden, als die tumultuarischen Bewegungen, welche offen vor den Augen der Regierung in den ver¬ flossenen Monaten stattgefunden habest. Diese konnten durch eine kräftige Execntivgewalt in die Schranken des Gesetzes zurückgewiesen werden, jene aber bildet nach und nach einen im innersten Herzen des Volkes fortzehrcndcn Grimm, eine geheime Opposition, welche, einmal zum Ausbrüche gelangend, nur das Gefühl eines unbefriedigten Nachedursts mit in den Kampf bringt. — 5 Stunden von hier, im Reichstagssaale zu Kremsier läßt sich das Ministerium die derbsten Wahrheiten in's Gesicht sagen und weiß sie mit an¬ scheinender Ruhe zu ertragen. Vielleicht ist's anch nur Verachtung des Feindes, dessen Leben sich in dem erzbischöflichen Käfig dahinfristct. Und hier, in Wien unter dem Schutze von 3l).00v Bajonnetten, mitten unter den vielgeschäftigen Polizei- und Militärbehör¬ den, verletzt die Herrn Schwarzenberg-Stadion das leiseste Wort, welches ein Freund dem andern über Politik in's Ohr flüstert." Wozu tanzt der „Ocstrcichische Korrespondent in Olmütz nach der Pfeife des allerhöch¬ sten Cabinets, wozu krümmt sich der „Lloyd" zu den Füßen der Hrn. Minister und warum läßt man die „Presse" mit dem Maulkörbe, den ihr die Militärcensnr angelegt, wohl¬ gefällig fvrtwcdel», wenn man sich dieser gutabgcrichtctcn Koppel von Zeitungen nicht einmal zur Jagd aus das scheue Opposiliouöwild bedienen will? aber die hohen Herren haben jetzt alle Lust zum Jagdvergnügen verloren, seitdem sie mit Kanonen und Ra¬ keten zur Bändigung der Wiener und der Ungarn ausziehen mußten. Es gibt jetzt ausgiebigere Mittel, die „Ausrcizendcn" (wie F. M. L. Melden den sammthändigen Kuranda und seine Mitarbeiter nennt) .zum Schweigen zu bringen und den Wienern alle Aufreizung zu ersparen. Rathen Sie uns, was sollen wir anfangen? Nach¬ dem die Militärgewalt uns und die Demokratie von den Demokraten befreit hat, wie befreien wir uns und die Demokratie von der Militärgewalt? Das Mi¬ nisterium ändern? Ist schon zu oft versucht worden, ein abgenütztes Mittel und ohne Wirkung. Wer soll auch jetzt an dessen Stelle treten? So lange sich die Nationalitäten nicht vollkommen versöhnt haben, können wir nicht an ein CoalitionS- kabinet aus Kapacitäten, Provinzen, deren wir mehrere hätten denken. Unsere Presse ist geknebelt, den Reichstag läßt man kläffen, die Wiener Spießbürger preßt man zu Loyalitätsmenschcn, man !.setzt uns ministerielle Gesinnung wie Wasser und Brot den Gefangenen vor, daran wir unsern Leib satt essen sollen, und reicht uns nicht einmal einen Trank besserer Aussichten sür die Zuk'ruft. Ja, meine lieben Freunde, traurig, sehr traurig sieht es bei uns aus! Verlag von F. L. Herbig. — Redacteure: Gustav Freytag und J«klar Schmidt. Druck von Friedrich Andrä.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/168>, abgerufen am 23.12.2024.