Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.mehr von Bajonetten getragen, sondern durch ihre intensive Kraft. Ein edles, Sollte es für die Regierung zur Umkehr zu spät sein? Ich denke nicht. Die Möge sie diese" Muth finden -- den Muth derSelbstbcschränkung! Nur noch Ein Wort. Wir haben ans allen Kräften die Partei der Repu¬ Vergangenheit und Zukunft unsrer dramatischen Kunst. Wenn ich hier den Entwicklungsprozeß des Theaters in wenig Strichen dar¬ mehr von Bajonetten getragen, sondern durch ihre intensive Kraft. Ein edles, Sollte es für die Regierung zur Umkehr zu spät sein? Ich denke nicht. Die Möge sie diese» Muth finden — den Muth derSelbstbcschränkung! Nur noch Ein Wort. Wir haben ans allen Kräften die Partei der Repu¬ Vergangenheit und Zukunft unsrer dramatischen Kunst. Wenn ich hier den Entwicklungsprozeß des Theaters in wenig Strichen dar¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0136" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278124"/> <p xml:id="ID_428" prev="#ID_427"> mehr von Bajonetten getragen, sondern durch ihre intensive Kraft. Ein edles,<lb/> hohes Ziel des Staatsmannes, wahrhaftig lockender, als die zweite Stelle in dem<lb/> System der „heiligen" Allianz.</p><lb/> <p xml:id="ID_429"> Sollte es für die Regierung zur Umkehr zu spät sein? Ich denke nicht. Die<lb/> äußere Lage ist eben so glänzend als gefährlich. Mit gewohntem Heldenmut!) ha¬<lb/> ben die kaiserlichen Armeen in Ungarn wie in Italien den alten Ruhm Oestreichs<lb/> ansteche gehalten. Noch dient die rohe, aber kräftige Natur der slavischen Stämme<lb/> dem Hause Oestreich — nicht lauge mehr, wenn die Regierung das alte Metter--<lb/> nich'sche Spiel in Deutschland, wie in dem parlamentarische» Leben des eigenen<lb/> Reichs fortsetzt. Die Hauptstadt Ungarns, bisher durch die künstliche Herrschaft<lb/> einer romantischen Factiou unterdrückt, hat freudig seine Thore den siegreichen<lb/> Oestreichern geöffnet; in Siebenbürgen erwartet man sie als Befreier. In der<lb/> italienischen Frage ist England, ja vielleicht selbst Frankreich günstig gestimmt für<lb/> die Legitimität des Besitzes, und wenn Oestreich einig ist mit Deutschland, so ist<lb/> auch hier seine Herrschaft sicher gestellt. Die Negierung hat viele Gegner, aber<lb/> keine mächtige Partei, die befähigt wäre, ihr das Ruder aus den Händen zu<lb/> winden, wenn sie den Muth hat, frei und selbstständig zu sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_430"> Möge sie diese» Muth finden — den Muth derSelbstbcschränkung!<lb/> Weder Deutschland noch Oestreich kaun eine neue Umwälzung ertragen, ohne<lb/> seine letzten Kräfte auszugeben.</p><lb/> <p xml:id="ID_431"> Nur noch Ein Wort. Wir haben ans allen Kräften die Partei der Repu¬<lb/> blik bekämpft, als sie mit frecher Hand in den Zusammenhang der alten, durch<lb/> gemeinsame Erinnerung und gemeinsame Interessen verschmolzenen Monarchie ein¬<lb/> greifen wollte, um ein chimärisches Reich herzustellen, das nur in den Liedern<lb/> blondhaariger Burschenschafter bestand. Wehe aber der Monarchie, wenn sie die<lb/> eine Hand den östlichen Barbaren reicht, die andere den Anarchisten, um die Ent¬<lb/> wickelung des vernünftigen Staats zu hintertreiben. Der Geist, den sie herauf¬<lb/> beschwört, würde sich fürchterlich gegen sie wenden, und der ungeschickte Zauber¬<lb/><note type="byline"> -j-j-.</note> lehrling würde keinen Spruch finden, ihn wieder zurückzubannen. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Vergangenheit und Zukunft unsrer dramatischen Kunst.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_432" next="#ID_433"> Wenn ich hier den Entwicklungsprozeß des Theaters in wenig Strichen dar¬<lb/> zustellen suche, so werden unsere Leser zu fordern berechtigt sein, daß zu gleicher<lb/> Zeit der Zusammenhang klar werde, in welchem die Entwickelung des Theaters<lb/> mit der großen Geschichte unseres Volkes steht. Alle Künste müssen je nach<lb/> ihren eigenthümlichen Gesetzen die Empfindungsweise, ihrer Zeit abspiegeln, von</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0136]
mehr von Bajonetten getragen, sondern durch ihre intensive Kraft. Ein edles,
hohes Ziel des Staatsmannes, wahrhaftig lockender, als die zweite Stelle in dem
System der „heiligen" Allianz.
Sollte es für die Regierung zur Umkehr zu spät sein? Ich denke nicht. Die
äußere Lage ist eben so glänzend als gefährlich. Mit gewohntem Heldenmut!) ha¬
ben die kaiserlichen Armeen in Ungarn wie in Italien den alten Ruhm Oestreichs
ansteche gehalten. Noch dient die rohe, aber kräftige Natur der slavischen Stämme
dem Hause Oestreich — nicht lauge mehr, wenn die Regierung das alte Metter--
nich'sche Spiel in Deutschland, wie in dem parlamentarische» Leben des eigenen
Reichs fortsetzt. Die Hauptstadt Ungarns, bisher durch die künstliche Herrschaft
einer romantischen Factiou unterdrückt, hat freudig seine Thore den siegreichen
Oestreichern geöffnet; in Siebenbürgen erwartet man sie als Befreier. In der
italienischen Frage ist England, ja vielleicht selbst Frankreich günstig gestimmt für
die Legitimität des Besitzes, und wenn Oestreich einig ist mit Deutschland, so ist
auch hier seine Herrschaft sicher gestellt. Die Negierung hat viele Gegner, aber
keine mächtige Partei, die befähigt wäre, ihr das Ruder aus den Händen zu
winden, wenn sie den Muth hat, frei und selbstständig zu sein.
Möge sie diese» Muth finden — den Muth derSelbstbcschränkung!
Weder Deutschland noch Oestreich kaun eine neue Umwälzung ertragen, ohne
seine letzten Kräfte auszugeben.
Nur noch Ein Wort. Wir haben ans allen Kräften die Partei der Repu¬
blik bekämpft, als sie mit frecher Hand in den Zusammenhang der alten, durch
gemeinsame Erinnerung und gemeinsame Interessen verschmolzenen Monarchie ein¬
greifen wollte, um ein chimärisches Reich herzustellen, das nur in den Liedern
blondhaariger Burschenschafter bestand. Wehe aber der Monarchie, wenn sie die
eine Hand den östlichen Barbaren reicht, die andere den Anarchisten, um die Ent¬
wickelung des vernünftigen Staats zu hintertreiben. Der Geist, den sie herauf¬
beschwört, würde sich fürchterlich gegen sie wenden, und der ungeschickte Zauber¬
-j-j-. lehrling würde keinen Spruch finden, ihn wieder zurückzubannen.
Vergangenheit und Zukunft unsrer dramatischen Kunst.
Wenn ich hier den Entwicklungsprozeß des Theaters in wenig Strichen dar¬
zustellen suche, so werden unsere Leser zu fordern berechtigt sein, daß zu gleicher
Zeit der Zusammenhang klar werde, in welchem die Entwickelung des Theaters
mit der großen Geschichte unseres Volkes steht. Alle Künste müssen je nach
ihren eigenthümlichen Gesetzen die Empfindungsweise, ihrer Zeit abspiegeln, von
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