Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.Ernst wäre? Sehr wenig. Aber das war nur eine kleine frenndsch.istliche Nachläs¬ Ernst wäre? Sehr wenig. Aber das war nur eine kleine frenndsch.istliche Nachläs¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0126" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278114"/> <p xml:id="ID_394" prev="#ID_393" next="#ID_395"> Ernst wäre? Sehr wenig. Aber das war nur eine kleine frenndsch.istliche Nachläs¬<lb/> sigkeit, sie hatte keine Zeit und damals vielleicht -nich keine Kraft; — der erste Schuß<lb/> aber war das AnSfuhrvcrlwt des baaren Geldes. Wenn dieser uncrhö.te, unnütze und<lb/> verderbliche Gewaltstreich nicht den Handelsstand Oestreichs demvralistrt hat, so ist daS<lb/> nicht das Verdienst der Regierung, sie hatte das ihre dazu gethan; und wenn sich ge¬<lb/> nau beweisen läßt, daß dasselbe Ansfubrvcrbot erst recht den Mangel an baarem Geld<lb/> in Oestreich fühlbar gemacht, die Bank discrcditict und die Finanzkrisis Oestreichs be¬<lb/> schleunigt hat, so geht uns das hier auch nichts an; aber das deutsche Volk und seine<lb/> Constituante ging es sehr wohl an, daß die Regierung Jobs „dem Ausland" durch<lb/> die aus dem Verbot folgende Stockung des Handels, des Geldvcrkehrs, der Zahlungen,<lb/> durch den Fall der Banknoten empfindliche Verluste breitete; vermittelst einer Maaßregel,<lb/> die kriegführende Völker kaum gegen einander anzuwenden pflegen. Und serner, wie<lb/> bereitwillig schoß der ehrliche Jobs seine Beiträge in die leeren Nativnalkassen, mit<lb/> welcher Gemüthlichkeit stellte er der Nationalversammlung seiue Flotte zur Disposition!<lb/> von andern Schüssen, die lant genug durch Deutschland knallten, will ich ganz schweigen.<lb/> Und endlich nachdem Jobs fest und herausfordernd erklärt hat, er wolle mit dem Teufel<lb/> nichts zu thun haben, wenigstens nichts, bis er sein eignes, ganzes Hauswesen bestellt hätte,<lb/> da auf einmal schießt er den letzten Schuß mitten in den Mund des gutmüthigen Teu¬<lb/> fels, er will ihn gar noch verhindern sich wohnlich in ihrer eigenen Hölle einzurichten,<lb/> und nnr deswegen, weil er in einer bußfertigen Stunde an die Möglichkeit denkt, er<lb/> könnte selber einmal hereinkommen. Sehn Sie Herr Professor, das finde ich unrecht<lb/> und anmaßend vom Jobsen; die ganze Teufelswirthschaft in Frankfurt ist ihm nicht<lb/> recht, sie ist ihm zuwider, er kokettirt mit dem Himmel, sieht andächtig nach Osten,<lb/> dorthin wo die Sonne aufgeht; und wieder kommt ihm die Unsicherheit und eine flie¬<lb/> gende Angst, der Teufel könnte ihm doch noch einmal zu mächtig werden, und er dreht<lb/> sich wieder nach Westen und beansprucht sein Hausrecht in der Hölle. Und deshalb<lb/> sind wir mit Jobsen nicht zufrieden, wir nennen ihn pfiffig, aber nicht weise, wir<lb/> halten die ganze gegenwärtige Politik der östreichischen Regierung und der Deputirten<lb/> in Frankfurt für eine ungeheure politische Sünde, sür Versündigung an den höchsten<lb/> Interessen deS östreichischen Volkes. Die Oestreicher in Frankfurt sind nicht klug ge¬<lb/> nug einzusehn, daß Oestreichs freie und pcrnünftige Organisation von der schnellen<lb/> und kräftigen Concentration des übrigen Deutschlands abhängt; wird ans der deutschen<lb/> Einheit in Frankfurt nichts, die sie jetzt, wie sie glauben, in Oestreichs Interesse ver¬<lb/> hindern müssen, so wird ans der einheitlichen Bildung eines freien Oestreichs erst recht<lb/> nichts; löst sich die Volksversammlung in Frankfurt auf ohne großes Resultat, so hat<lb/> das Volt sich ein Zeugniß seiner Kraftlosigkeit ausgestellt und die Regierungen, die<lb/> Diplomatie, tritt an seine Stelle und wird „das Nöthige" vermitteln; und ist erst daS<lb/> deutsche Volk so weit herunter, so mögen die östreichischen Bolksmänner sehn, wo sie Kräfte<lb/> zu gesetzlicher Opposition hernehmen. ES wird in Oestreich um einige Grade trauriger<lb/> werden, als im Lande deS Teufels. Darüber ließe sich ein Buch schreiben und denen<lb/> an die Köpfe werfen, welche kurze Augen und lange Begehrlichkeit haben. Wir aber<lb/> sprechen noch ein Wort über den gutmüthigen, sehr, sehr gutmüthigen Teufel in Frank¬<lb/> furt. Herr Professor, mit der Kaiserkrone ist es nichts, wir brauchen keine neuen he¬<lb/> raldischen Pedanterien, auch haben wir kein Geld, die Diamanten dazu zu kaufen,<lb/> das war auch so eine gutmüthige Schwärmerei desselben Teufels. Aber einen tüchtigen<lb/> Präsidenten, der vorläufig erblich ist, brauchten jetzt die Deutschen, und vor allem<lb/> müßten sie Einigkeit haben, um zur Einheit zu kommen. Aber wie Teufel kann man</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0126]
Ernst wäre? Sehr wenig. Aber das war nur eine kleine frenndsch.istliche Nachläs¬
sigkeit, sie hatte keine Zeit und damals vielleicht -nich keine Kraft; — der erste Schuß
aber war das AnSfuhrvcrlwt des baaren Geldes. Wenn dieser uncrhö.te, unnütze und
verderbliche Gewaltstreich nicht den Handelsstand Oestreichs demvralistrt hat, so ist daS
nicht das Verdienst der Regierung, sie hatte das ihre dazu gethan; und wenn sich ge¬
nau beweisen läßt, daß dasselbe Ansfubrvcrbot erst recht den Mangel an baarem Geld
in Oestreich fühlbar gemacht, die Bank discrcditict und die Finanzkrisis Oestreichs be¬
schleunigt hat, so geht uns das hier auch nichts an; aber das deutsche Volk und seine
Constituante ging es sehr wohl an, daß die Regierung Jobs „dem Ausland" durch
die aus dem Verbot folgende Stockung des Handels, des Geldvcrkehrs, der Zahlungen,
durch den Fall der Banknoten empfindliche Verluste breitete; vermittelst einer Maaßregel,
die kriegführende Völker kaum gegen einander anzuwenden pflegen. Und serner, wie
bereitwillig schoß der ehrliche Jobs seine Beiträge in die leeren Nativnalkassen, mit
welcher Gemüthlichkeit stellte er der Nationalversammlung seiue Flotte zur Disposition!
von andern Schüssen, die lant genug durch Deutschland knallten, will ich ganz schweigen.
Und endlich nachdem Jobs fest und herausfordernd erklärt hat, er wolle mit dem Teufel
nichts zu thun haben, wenigstens nichts, bis er sein eignes, ganzes Hauswesen bestellt hätte,
da auf einmal schießt er den letzten Schuß mitten in den Mund des gutmüthigen Teu¬
fels, er will ihn gar noch verhindern sich wohnlich in ihrer eigenen Hölle einzurichten,
und nnr deswegen, weil er in einer bußfertigen Stunde an die Möglichkeit denkt, er
könnte selber einmal hereinkommen. Sehn Sie Herr Professor, das finde ich unrecht
und anmaßend vom Jobsen; die ganze Teufelswirthschaft in Frankfurt ist ihm nicht
recht, sie ist ihm zuwider, er kokettirt mit dem Himmel, sieht andächtig nach Osten,
dorthin wo die Sonne aufgeht; und wieder kommt ihm die Unsicherheit und eine flie¬
gende Angst, der Teufel könnte ihm doch noch einmal zu mächtig werden, und er dreht
sich wieder nach Westen und beansprucht sein Hausrecht in der Hölle. Und deshalb
sind wir mit Jobsen nicht zufrieden, wir nennen ihn pfiffig, aber nicht weise, wir
halten die ganze gegenwärtige Politik der östreichischen Regierung und der Deputirten
in Frankfurt für eine ungeheure politische Sünde, sür Versündigung an den höchsten
Interessen deS östreichischen Volkes. Die Oestreicher in Frankfurt sind nicht klug ge¬
nug einzusehn, daß Oestreichs freie und pcrnünftige Organisation von der schnellen
und kräftigen Concentration des übrigen Deutschlands abhängt; wird ans der deutschen
Einheit in Frankfurt nichts, die sie jetzt, wie sie glauben, in Oestreichs Interesse ver¬
hindern müssen, so wird ans der einheitlichen Bildung eines freien Oestreichs erst recht
nichts; löst sich die Volksversammlung in Frankfurt auf ohne großes Resultat, so hat
das Volt sich ein Zeugniß seiner Kraftlosigkeit ausgestellt und die Regierungen, die
Diplomatie, tritt an seine Stelle und wird „das Nöthige" vermitteln; und ist erst daS
deutsche Volk so weit herunter, so mögen die östreichischen Bolksmänner sehn, wo sie Kräfte
zu gesetzlicher Opposition hernehmen. ES wird in Oestreich um einige Grade trauriger
werden, als im Lande deS Teufels. Darüber ließe sich ein Buch schreiben und denen
an die Köpfe werfen, welche kurze Augen und lange Begehrlichkeit haben. Wir aber
sprechen noch ein Wort über den gutmüthigen, sehr, sehr gutmüthigen Teufel in Frank¬
furt. Herr Professor, mit der Kaiserkrone ist es nichts, wir brauchen keine neuen he¬
raldischen Pedanterien, auch haben wir kein Geld, die Diamanten dazu zu kaufen,
das war auch so eine gutmüthige Schwärmerei desselben Teufels. Aber einen tüchtigen
Präsidenten, der vorläufig erblich ist, brauchten jetzt die Deutschen, und vor allem
müßten sie Einigkeit haben, um zur Einheit zu kommen. Aber wie Teufel kann man
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