Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.ein "deutsches Heldenbuch vom Jahr 1848" oder unter die Legenden künftiger Unter den Freunden und Dujzbrüdern des Herrn Chaises finden wir noch die Und so sehen wir nun oft um den großen Tisch im rothen Igel die Demo" ein „deutsches Heldenbuch vom Jahr 1848" oder unter die Legenden künftiger Unter den Freunden und Dujzbrüdern des Herrn Chaises finden wir noch die Und so sehen wir nun oft um den großen Tisch im rothen Igel die Demo» <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0116" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278104"/> <p xml:id="ID_364" prev="#ID_363"> ein „deutsches Heldenbuch vom Jahr 1848" oder unter die Legenden künftiger<lb/> Jahrhunderte aufgenommen werde.</p><lb/> <p xml:id="ID_365"> Unter den Freunden und Dujzbrüdern des Herrn Chaises finden wir noch die<lb/> edleren Naturen eines Dr. Jul. Becher, Dr. Jellinek, und einige Redacteure<lb/> und Mitarbeiter des „Radicalen", „Studentcukuricrs", „Gasscuzeituug" u. tgi.<lb/> Die beiden Ersteren wurden bereits in diesen Blättern in einer Episode ans dem<lb/> „rothen Igel" geschildert und wir finden uns nur zu Ehren eines Todten zur<lb/> Erklärung verpflichtet, daß Dr. I. Becher nicht blos auf dem NichtPlatze, sondern<lb/> anch dem feindlichen Belagerungsgeschütze gegenüber sich als ein Mann von Muth<lb/> und Entschlossenheit gezeigt hatte. Unter seinen frühern Freunden erwarb sich<lb/> der unglückliche Musiker in der Zeit seiner politischen Thätigkeit den bezeichnen¬<lb/> den Beinamen des „somnambulen Politikers", welcher zugleich ans alle jene bessern<lb/> Naturen paßte, welche mit Becher in und außerhalb Wien gleiche Tendenzen mit<lb/> gleichen Mitteln verfolgten. Die „somnambule Politik" der Wiener Octoberlampfer<lb/> erhielt jedoch erst eine bestimmtere Färbung und einen intensiverer Charakter,<lb/> als Fröbel selbst, die verehrte Größe unserer „reinen Demokraten" und<lb/> der wissenschaftliche Vorfechter jener Politik in den Mauern Wiens und im<lb/> rothen Igel erschien. Wenn sich die Wiener Demokraten, welche an einen<lb/> Sieg der Hauptstadt mit Hilfe der Ungarn glaubte», durch den Leib Robert<lb/> Blum's einigermaßen gegen eine Reaction unter den Wiener Bürgern selbst<lb/> gedeckt fühlten, so horchten sie andrerseits mit ehrerbietiger Andacht ans die Ora¬<lb/> kelsprüche Fröbel's, welcher seine Beobachtungen auf dem Gebiete der Demokratie<lb/> in so schöne allgemeine theoretische Sätze zu bringen wußte und die „vernünftige<lb/> Combination" dieser Sätze auf die Munitionsvorräthe, den Barrikadcnban, die<lb/> Anzahl und Stärke der Kräfte der Belagerungsarmee und Belagerten, auf die<lb/> Möglichkeit eines ungarischen Entsatzkorps und auf alle Chancen des Sieges der<lb/> Volkssache anzuwenden verstand. Blum galt den Mitgliedern deö Studentenco-<lb/> mit«s, des „leitenden demokratischen Ccntralcomitt>s" und den übrigen Helden des<lb/> Octoberkampfes als das vollwichtige, geheiligte Symbol der deutschen Freiheit,<lb/> welches sie vor dem gläubigen Volke ans der Aula und in den Straßen zur gei¬<lb/> stigen und körperlichen Erhebung aufstellten. Fröbel, den ritterlichen Republikaner,<lb/> das unermüdliche Comitemitglied des allgemeinen deutschen Demokrateuvereins,<lb/> den geistreichen Verfasser „der socialen Politik," betrachteten jedoch die Wiener<lb/> Demokraten als das allwissende Orakel in verhängnißvollen Momente», als den<lb/> Dalailama der demokratischen Weltreligion. Die beiden andern Mitglieder der<lb/> deutschen Linken, Hartmann und Trampusch dienten nur in Sammctröckeu,<lb/> mit den Schwerdtgegürteten Lenden und den dunkeln langen Bärten als malerische<lb/> Staffage für die Hauptgruppe, in welcher sich Blum und Fröbel als Helden be¬<lb/> wegten.</p><lb/> <p xml:id="ID_366" next="#ID_367"> Und so sehen wir nun oft um den großen Tisch im rothen Igel die Demo»</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0116]
ein „deutsches Heldenbuch vom Jahr 1848" oder unter die Legenden künftiger
Jahrhunderte aufgenommen werde.
Unter den Freunden und Dujzbrüdern des Herrn Chaises finden wir noch die
edleren Naturen eines Dr. Jul. Becher, Dr. Jellinek, und einige Redacteure
und Mitarbeiter des „Radicalen", „Studentcukuricrs", „Gasscuzeituug" u. tgi.
Die beiden Ersteren wurden bereits in diesen Blättern in einer Episode ans dem
„rothen Igel" geschildert und wir finden uns nur zu Ehren eines Todten zur
Erklärung verpflichtet, daß Dr. I. Becher nicht blos auf dem NichtPlatze, sondern
anch dem feindlichen Belagerungsgeschütze gegenüber sich als ein Mann von Muth
und Entschlossenheit gezeigt hatte. Unter seinen frühern Freunden erwarb sich
der unglückliche Musiker in der Zeit seiner politischen Thätigkeit den bezeichnen¬
den Beinamen des „somnambulen Politikers", welcher zugleich ans alle jene bessern
Naturen paßte, welche mit Becher in und außerhalb Wien gleiche Tendenzen mit
gleichen Mitteln verfolgten. Die „somnambule Politik" der Wiener Octoberlampfer
erhielt jedoch erst eine bestimmtere Färbung und einen intensiverer Charakter,
als Fröbel selbst, die verehrte Größe unserer „reinen Demokraten" und
der wissenschaftliche Vorfechter jener Politik in den Mauern Wiens und im
rothen Igel erschien. Wenn sich die Wiener Demokraten, welche an einen
Sieg der Hauptstadt mit Hilfe der Ungarn glaubte», durch den Leib Robert
Blum's einigermaßen gegen eine Reaction unter den Wiener Bürgern selbst
gedeckt fühlten, so horchten sie andrerseits mit ehrerbietiger Andacht ans die Ora¬
kelsprüche Fröbel's, welcher seine Beobachtungen auf dem Gebiete der Demokratie
in so schöne allgemeine theoretische Sätze zu bringen wußte und die „vernünftige
Combination" dieser Sätze auf die Munitionsvorräthe, den Barrikadcnban, die
Anzahl und Stärke der Kräfte der Belagerungsarmee und Belagerten, auf die
Möglichkeit eines ungarischen Entsatzkorps und auf alle Chancen des Sieges der
Volkssache anzuwenden verstand. Blum galt den Mitgliedern deö Studentenco-
mit«s, des „leitenden demokratischen Ccntralcomitt>s" und den übrigen Helden des
Octoberkampfes als das vollwichtige, geheiligte Symbol der deutschen Freiheit,
welches sie vor dem gläubigen Volke ans der Aula und in den Straßen zur gei¬
stigen und körperlichen Erhebung aufstellten. Fröbel, den ritterlichen Republikaner,
das unermüdliche Comitemitglied des allgemeinen deutschen Demokrateuvereins,
den geistreichen Verfasser „der socialen Politik," betrachteten jedoch die Wiener
Demokraten als das allwissende Orakel in verhängnißvollen Momente», als den
Dalailama der demokratischen Weltreligion. Die beiden andern Mitglieder der
deutschen Linken, Hartmann und Trampusch dienten nur in Sammctröckeu,
mit den Schwerdtgegürteten Lenden und den dunkeln langen Bärten als malerische
Staffage für die Hauptgruppe, in welcher sich Blum und Fröbel als Helden be¬
wegten.
Und so sehen wir nun oft um den großen Tisch im rothen Igel die Demo»
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