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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. III. Band.

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tu lit's voulu, Kerr^v vitreum! Pfuel ein alter ZNilitär, Dönhofs ein
alter Diplomat, Eichmann ein Beamter der alten Schule, der unter Umständen auch
Pietist wurde, Bonin desselben gleichen -- ein Ministerium von altem Styl! Wran-
gel ist trotz aller ministeriellen Erklärung die Stütze der neuen Regierung. Aber was
soll geschehen, wenn die Berliner Bürgcrwehr den skandalösen Entschluß faßt, wie es
am N. September geschah, eventuell den Beschluß einer radikalen Minorität aufrecht zu
halten! Wo in der Bürgerschaft, dem eigentlichen Grundpfeiler der Ordnung, alle
Vernunft und Besinnung aufhört, da entscheidet zuletzt freilich die Gewalt, und wenn
man nur zwischen einer Herrschaft des Militärs und der Nehbcrgcr die Wahl hat, so
wird die Wahl nicht schwer. -- Hoffen wir vorläufig das Beste; hoffen wir, daß die
Männer, welche jetzt an der Spitze stehn, sich aufrichtig zu den neuen Ideen bekehrt
haben werden, ohne darum der Sache der Ordnung und des Rechts untren geworden
zu sein. Wo nicht, so rufen wir uns zur Ausnahme des alten Kampfes, denn so gründ¬
lich "r!ir den Radikalismus ^verachten, so wenig-wollen wir darum dem absoluten
Regiment in die Arme fallen.




Nedaktionsbemerkttttg.

Die Redaktion erbittet Verzeihung wegen einiger Druckfehler in Heft 38. Durch
ein Nevisivnsversehcn ist der Schluß des Artikels: Münchner Zustände nicht ge¬
strichen worden. Er enthält eine wohlwollende Bemerkung über das Drama des eine"
Redakteurs. Natürlich wünscht die Redaktion, daß man ihr Lob aus den Grenzboten
herauslese, aber nicht in den Zeilen, sondern dahinter.

In dem Artikel aus Leipzig fehlt aus Seite 500,, Zeile 2? ein nicht; der Satz
wurde dadurch sinnlos. Sein Inhalt war: Darstellung des Gemeinen auf der Bühne
vermag nur dann beim Zuschauer Behagen hervorzubringen, wenn das Gemeine als
nothwendige Folge eines abgerundeten, geschlossenen Charakters erscheint; wo dies nicht
der Fall ist, d. h. wo Dichter oder Schauspieler nicht verstehen, den Rollen Wahr¬
heit, Konsequenz und inneren Zusammenhang zu geben, wird das Gemeine als Ge¬
meinheit fühlbar, und der Zuschauer empfindet das'Niedrige, als durch die Kunst nicht
bewältigt, als roh. Bei unseren Possen ist bekanntlich sehr oft von den Dichtern we¬
nig für die Charaktere gethan, und der Schauspieler hat in diesem Fall die Aufgabe,
da einen Charakter zu schaffen, wo wir bei der Lektüre nur bescheidenen Blödsinn finden.




Herrn Abgeordneten, Professor Baumstark in Berlin betreffend.

Die in Ur. 3t der Grenzboten enthaltene Schilderung und Schmähung des Professor
Baumstark müssen wir Bürger und Wähler derstadt Greifswald als eine durchaus unwür¬
dige ansehen. Der Charakter des Herrn Baumstark ist uns als zu ehrenhaft und redlich be¬
kannt, als daß wir in dem entworfenen Bilde denselben wieder zu erkennen vermöchten. Wir
glauben demselben, abgesehen von allen politischen Meinungsverschiedenheiten, diese Ehren¬
erklä Folgen 78 Unterschriften. rung schuldig zu sein. -

Anm. der Red. Es versteht sich wohl von selbst, daß in der obigen Erklärung nichts
weiter liegen kann, als daß eine Anzahl von Männern mit der Ansicht unsers Berliner Cor-
respondenten über Herrn Baumstark nicht übereinstimmt, was sich ohnehin erwarten ließ, da
sie denselben sonst nicht zu ihrem Bevollmächtigten würden gemacht haben. Die Redaction
hat über Herrn Baumstark, der ihr ganz unbekannt ist, kein Urtheil, sie kennt nur ihren Kor¬
respondenten als einen unbefangenen Mann, der in keiner Weise von einem Parteistandpunkt,
sondern von objectiver Anschauung ausgeht/ Im Uebrigen erkennen wir die Berechtigung jener
78 Männer, ihrem Freunde ein günstiges Zeugniß auszustellen, vollkommen an, können aber
die Bemerkung nicht unterdrücken^ daß sich öffentliche Charaktere in unserer Zeit darauf gefaßt
machen müssen, tüchtig gezaust zu werden. Die idyllische Verborgenheit der alten Tage, das
Arkadien des Privatlebens kehrt nicht wieder.




Verlag von F. L. Hcrbig. -- Redacteure: Gustav Freytag und Julia" Schmidt.
Druck von Friedrich Andrä.

tu lit's voulu, Kerr^v vitreum! Pfuel ein alter ZNilitär, Dönhofs ein
alter Diplomat, Eichmann ein Beamter der alten Schule, der unter Umständen auch
Pietist wurde, Bonin desselben gleichen — ein Ministerium von altem Styl! Wran-
gel ist trotz aller ministeriellen Erklärung die Stütze der neuen Regierung. Aber was
soll geschehen, wenn die Berliner Bürgcrwehr den skandalösen Entschluß faßt, wie es
am N. September geschah, eventuell den Beschluß einer radikalen Minorität aufrecht zu
halten! Wo in der Bürgerschaft, dem eigentlichen Grundpfeiler der Ordnung, alle
Vernunft und Besinnung aufhört, da entscheidet zuletzt freilich die Gewalt, und wenn
man nur zwischen einer Herrschaft des Militärs und der Nehbcrgcr die Wahl hat, so
wird die Wahl nicht schwer. — Hoffen wir vorläufig das Beste; hoffen wir, daß die
Männer, welche jetzt an der Spitze stehn, sich aufrichtig zu den neuen Ideen bekehrt
haben werden, ohne darum der Sache der Ordnung und des Rechts untren geworden
zu sein. Wo nicht, so rufen wir uns zur Ausnahme des alten Kampfes, denn so gründ¬
lich »r!ir den Radikalismus ^verachten, so wenig-wollen wir darum dem absoluten
Regiment in die Arme fallen.




Nedaktionsbemerkttttg.

Die Redaktion erbittet Verzeihung wegen einiger Druckfehler in Heft 38. Durch
ein Nevisivnsversehcn ist der Schluß des Artikels: Münchner Zustände nicht ge¬
strichen worden. Er enthält eine wohlwollende Bemerkung über das Drama des eine»
Redakteurs. Natürlich wünscht die Redaktion, daß man ihr Lob aus den Grenzboten
herauslese, aber nicht in den Zeilen, sondern dahinter.

In dem Artikel aus Leipzig fehlt aus Seite 500,, Zeile 2? ein nicht; der Satz
wurde dadurch sinnlos. Sein Inhalt war: Darstellung des Gemeinen auf der Bühne
vermag nur dann beim Zuschauer Behagen hervorzubringen, wenn das Gemeine als
nothwendige Folge eines abgerundeten, geschlossenen Charakters erscheint; wo dies nicht
der Fall ist, d. h. wo Dichter oder Schauspieler nicht verstehen, den Rollen Wahr¬
heit, Konsequenz und inneren Zusammenhang zu geben, wird das Gemeine als Ge¬
meinheit fühlbar, und der Zuschauer empfindet das'Niedrige, als durch die Kunst nicht
bewältigt, als roh. Bei unseren Possen ist bekanntlich sehr oft von den Dichtern we¬
nig für die Charaktere gethan, und der Schauspieler hat in diesem Fall die Aufgabe,
da einen Charakter zu schaffen, wo wir bei der Lektüre nur bescheidenen Blödsinn finden.




Herrn Abgeordneten, Professor Baumstark in Berlin betreffend.

Die in Ur. 3t der Grenzboten enthaltene Schilderung und Schmähung des Professor
Baumstark müssen wir Bürger und Wähler derstadt Greifswald als eine durchaus unwür¬
dige ansehen. Der Charakter des Herrn Baumstark ist uns als zu ehrenhaft und redlich be¬
kannt, als daß wir in dem entworfenen Bilde denselben wieder zu erkennen vermöchten. Wir
glauben demselben, abgesehen von allen politischen Meinungsverschiedenheiten, diese Ehren¬
erklä Folgen 78 Unterschriften. rung schuldig zu sein. -

Anm. der Red. Es versteht sich wohl von selbst, daß in der obigen Erklärung nichts
weiter liegen kann, als daß eine Anzahl von Männern mit der Ansicht unsers Berliner Cor-
respondenten über Herrn Baumstark nicht übereinstimmt, was sich ohnehin erwarten ließ, da
sie denselben sonst nicht zu ihrem Bevollmächtigten würden gemacht haben. Die Redaction
hat über Herrn Baumstark, der ihr ganz unbekannt ist, kein Urtheil, sie kennt nur ihren Kor¬
respondenten als einen unbefangenen Mann, der in keiner Weise von einem Parteistandpunkt,
sondern von objectiver Anschauung ausgeht/ Im Uebrigen erkennen wir die Berechtigung jener
78 Männer, ihrem Freunde ein günstiges Zeugniß auszustellen, vollkommen an, können aber
die Bemerkung nicht unterdrücken^ daß sich öffentliche Charaktere in unserer Zeit darauf gefaßt
machen müssen, tüchtig gezaust zu werden. Die idyllische Verborgenheit der alten Tage, das
Arkadien des Privatlebens kehrt nicht wieder.




Verlag von F. L. Hcrbig. — Redacteure: Gustav Freytag und Julia» Schmidt.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_277429/548>, abgerufen am 22.07.2024.