Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.Sympathien zur Seite und wirken dem Drucke entgegen, welchen in einzelnen Eine Einmischung der Staatsgewalt in das Lohnverhältniß der Arbeiter Man darf nicht vergessen, daß das Tagewerk eines Arbeiters keine so be¬ Sympathien zur Seite und wirken dem Drucke entgegen, welchen in einzelnen Eine Einmischung der Staatsgewalt in das Lohnverhältniß der Arbeiter Man darf nicht vergessen, daß das Tagewerk eines Arbeiters keine so be¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0488" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/277244"/> <p xml:id="ID_1478" prev="#ID_1477"> Sympathien zur Seite und wirken dem Drucke entgegen, welchen in einzelnen<lb/> Fällen allerdings der Vermögensbesttz den Arbeitern gegenüber ausüben kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1479"> Eine Einmischung der Staatsgewalt in das Lohnverhältniß der Arbeiter<lb/> würde aber geradezu der Zunahme des Nationalvermögens die Quellen abschnei¬<lb/> den. Es würde dadurch der Anreiz zum Fleiß, zur Aufmerksamkeit, überhaupt<lb/> zur zweckmäßigen Arbeitsausrichtung entfernt werden. Nachlässigkeit und Faulheit<lb/> unter den Arbeitern würden eben so überHand nehmen, als ehemals bei den Frohn-<lb/> und Hilfsdiensten stationär geworden waren, nachdem der Staat aus Humanitäts¬<lb/> gründen den Feudalherrn das Recht genommen hatte, die nachlässigen und faulen<lb/> Frohndiener durch körperliche Züchtigungen zu corrigiren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1480"> Man darf nicht vergessen, daß das Tagewerk eines Arbeiters keine so be¬<lb/> stimmte Größe ist, als der gewöhnliche Lohn, welcher dafür gezahlt wird. Das<lb/> geistige Element, welches den Arbeiter belebt, die Geschicklichkeit, womit er die<lb/> Arbeiten verrichtet und die gewissenhafte Benutzung der Zeit können nicht durch<lb/> seine bloße körperliche Anwesenheit erlangt werden. In jenen liegt eine ungeheure<lb/> Wichtigkeit für die Prosperität aller Gewerbe, wovon man sich in Beobachtung<lb/> der in verschiedenen Gegenden verrichteten Arbeiten überzeugen kann. Namentlich<lb/> liegt der Ackerbau in einigen Gegenden blos deshalb darnieder und gewährt den<lb/> damit Beschäftigten einen so geringen Lohn, weil er ohne diese geistigen Elemente<lb/> betrieben wird. Sie werden belebt werden, je mehr man sich von dem früheren<lb/> Zustand der Hörigkeit und der persönlichen, so wie der geistigen Unfreiheit ent¬<lb/> fernt und je mehr sich die Kapitale dem Ackerbau zuwenden. Wenn man aber<lb/> der natürlichen Entwickelung der gewerblichen Zustände dadurch entgegen tritt,<lb/> daß man der zweckmäßigen Benutzung der Arbeitskraft durch Einmischung zwischen<lb/> Beschäftiger und Arbeiter hinderlich wird und dadurch die Ansammlung von Ka¬<lb/> pital verhindert, so lenkt man vom richtigen Ziele ab. Durch unmotivirte Lohn-<lb/> steigeruug wird die arbeitende Klasse nur zu größerer Verzehrung, überhaupt zur<lb/> Gewöhnung an mehr Bedürfnisse gebracht. Da aber die Prosperität der Arbeit-<lb/> geber um so viel verlieren muß, als der Lohn der Arbeiter steigt, so vermindern<lb/> sich die Kapitale, welche zur Belebung der Industrie bestimmt sind und die öffent¬<lb/> lichen Zustände, also auch die Lage der Arbeiter, müsse» sich nothwendig ver¬<lb/> schlechtern. Möge man dies wohl bedenken und von dem Wege umkehren, wo¬<lb/> durch in so kurzer Zeit Vermögen verloren gegangen und nur Unzufriedenheit<lb/><note type="byline"> Iloppe.</note> hervorgerufen ist. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0488]
Sympathien zur Seite und wirken dem Drucke entgegen, welchen in einzelnen
Fällen allerdings der Vermögensbesttz den Arbeitern gegenüber ausüben kann.
Eine Einmischung der Staatsgewalt in das Lohnverhältniß der Arbeiter
würde aber geradezu der Zunahme des Nationalvermögens die Quellen abschnei¬
den. Es würde dadurch der Anreiz zum Fleiß, zur Aufmerksamkeit, überhaupt
zur zweckmäßigen Arbeitsausrichtung entfernt werden. Nachlässigkeit und Faulheit
unter den Arbeitern würden eben so überHand nehmen, als ehemals bei den Frohn-
und Hilfsdiensten stationär geworden waren, nachdem der Staat aus Humanitäts¬
gründen den Feudalherrn das Recht genommen hatte, die nachlässigen und faulen
Frohndiener durch körperliche Züchtigungen zu corrigiren.
Man darf nicht vergessen, daß das Tagewerk eines Arbeiters keine so be¬
stimmte Größe ist, als der gewöhnliche Lohn, welcher dafür gezahlt wird. Das
geistige Element, welches den Arbeiter belebt, die Geschicklichkeit, womit er die
Arbeiten verrichtet und die gewissenhafte Benutzung der Zeit können nicht durch
seine bloße körperliche Anwesenheit erlangt werden. In jenen liegt eine ungeheure
Wichtigkeit für die Prosperität aller Gewerbe, wovon man sich in Beobachtung
der in verschiedenen Gegenden verrichteten Arbeiten überzeugen kann. Namentlich
liegt der Ackerbau in einigen Gegenden blos deshalb darnieder und gewährt den
damit Beschäftigten einen so geringen Lohn, weil er ohne diese geistigen Elemente
betrieben wird. Sie werden belebt werden, je mehr man sich von dem früheren
Zustand der Hörigkeit und der persönlichen, so wie der geistigen Unfreiheit ent¬
fernt und je mehr sich die Kapitale dem Ackerbau zuwenden. Wenn man aber
der natürlichen Entwickelung der gewerblichen Zustände dadurch entgegen tritt,
daß man der zweckmäßigen Benutzung der Arbeitskraft durch Einmischung zwischen
Beschäftiger und Arbeiter hinderlich wird und dadurch die Ansammlung von Ka¬
pital verhindert, so lenkt man vom richtigen Ziele ab. Durch unmotivirte Lohn-
steigeruug wird die arbeitende Klasse nur zu größerer Verzehrung, überhaupt zur
Gewöhnung an mehr Bedürfnisse gebracht. Da aber die Prosperität der Arbeit-
geber um so viel verlieren muß, als der Lohn der Arbeiter steigt, so vermindern
sich die Kapitale, welche zur Belebung der Industrie bestimmt sind und die öffent¬
lichen Zustände, also auch die Lage der Arbeiter, müsse» sich nothwendig ver¬
schlechtern. Möge man dies wohl bedenken und von dem Wege umkehren, wo¬
durch in so kurzer Zeit Vermögen verloren gegangen und nur Unzufriedenheit
Iloppe. hervorgerufen ist.
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