Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.durch: "die Stellung der Soldaten in Oestreich" antworte, und damit ich diese Als Novellenschreiber versprach Messenhauser sehr fruchtbar zu werden. Er durch: „die Stellung der Soldaten in Oestreich" antworte, und damit ich diese Als Novellenschreiber versprach Messenhauser sehr fruchtbar zu werden. Er <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0481" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/277237"/> <p xml:id="ID_1456" prev="#ID_1455"> durch: „die Stellung der Soldaten in Oestreich" antworte, und damit ich diese<lb/> hochwichtige Frage mit aller Freiheit besprechen könne, ist vor Allem nothwendig,<lb/> daß ich wieder Bürger werde. — Vier Jahre von jetzt ab, bleibe ich ein einsied¬<lb/> lerischer Logiker, der sich vornimmt, das Publikum in vielen Bänden oder Bänd¬<lb/> chen anzureden." — Mcssenhauser ging nach Wien und dort ereilte ihn sein<lb/> Schicksal. Mein Verkehr mit ihm hörte auf, nur aus den Erzählungen der<lb/> Freunde und unseren Korrespondenzen aus Wien weiß ich das Uebrige. In der<lb/> ersten Woche der Octoberrevolution spielte der arme Freund in der That den ein¬<lb/> samen Logiker, während sein heißer Ehrgeiz und seine Phantasterei ihn seine Be-<lb/> sehlshaberrolle vorausträumen ließen. Damals wenigstens sagte er mit Emphase<lb/> zu einem Freunde: „Lieber in einem Dorfe der Erste, als in Wien der Zweite."<lb/> Endlich wurdest Du der Erste, und mitten in dem Unwillen über Deine Narrheit<lb/> habe ich doch mit Freuden gehört, daß Dn Befehlshabertalente bewiesen und<lb/> manches Schädliche und Unwürdige verhindert hast. Du hattest erreicht, was<lb/> das Ziel Deiner Wünsche war, eine große volle Macht mit allem aufregenden<lb/> Beiwerk eines Revolutionschauspiels. Phantastisch wie Dein ganzes Wesen,<lb/> war auch Dein Regiment, eine furchtbare Verirrung der Einbildungs¬<lb/> kraft. Dein Tod that mir wehe, ich kann ihn nicht beklagen, was konnte<lb/> Dir Dein Leben noch bieten. Wohl kann man nie vorausbestimmen, welcher<lb/> Wandlungen eine Menschenseele sähig ist, daß aber die Deine, Obercommandant<lb/> von Wien, sich fortan sehr unwohl gefühlt hätte, in einer Zeit, deren Ausgabe<lb/> ist, prosaisch, nüchtern und klarverstäudig zu arbeiten, davon bin ich innig über¬<lb/> zeugt. Du warst ein Kind der Dämmerung, ans der Zeit, wo in Oestreich Licht<lb/> und Nacht im Kampfe lagen. Dein Tod war wie Dein Leben aus einem Guß.<lb/> Es freut mich um Deinetwillen, daß er so poetisch und dramatisch war. Mit<lb/> frischem Wanderschritt im Sammtröckchen gingst Du zu Deiner Füsillade, mit<lb/> Energie hast Du als Offizier die Soldaten angeredet, hast Dich darauf nachlässig<lb/> an die Mauer gelehnt, die Arme übergeschlagen und in östreichischen Kommando<lb/> ruhig mit OsfizierStvn gerufen: Legt an — Feuer. — Fünf Kugeln haben Dich<lb/> getroffen, das Stück war zu Ende. —- Uns hat Dein Tod sehr weh gethan und<lb/> manche Frauenthräne ist um Dich geflossen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1457" next="#ID_1458"> Als Novellenschreiber versprach Messenhauser sehr fruchtbar zu werden. Er<lb/> rühmte sich mit naiver Freude, daß ihm das Schreiben so schnell von der Hand<lb/> gehe. Erschienen ist von ihm: Parket und Wildniß, 1847; Polen¬<lb/> gräber und Ernste Geschichten uuter dem Pseudonym Wenzeslav<lb/> March 1848; ich gestehe nicht zu wissen, ob sein Hauptwerk: In Wien, wel¬<lb/> ches mehrbändig in Nomanform Schilderungen des Wiener Lebens, namentlich<lb/> der höheren Stäude enthalten sollte, für den Buchhandel reif geworden und ge¬<lb/> druckt ist. Er schrieb in diesem Frühjahr daran und versprach sich etwas davon.<lb/> Die Wiener Zeitung erzählt von fertigen Manuscripten, welche in seinem Nachlaß</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0481]
durch: „die Stellung der Soldaten in Oestreich" antworte, und damit ich diese
hochwichtige Frage mit aller Freiheit besprechen könne, ist vor Allem nothwendig,
daß ich wieder Bürger werde. — Vier Jahre von jetzt ab, bleibe ich ein einsied¬
lerischer Logiker, der sich vornimmt, das Publikum in vielen Bänden oder Bänd¬
chen anzureden." — Mcssenhauser ging nach Wien und dort ereilte ihn sein
Schicksal. Mein Verkehr mit ihm hörte auf, nur aus den Erzählungen der
Freunde und unseren Korrespondenzen aus Wien weiß ich das Uebrige. In der
ersten Woche der Octoberrevolution spielte der arme Freund in der That den ein¬
samen Logiker, während sein heißer Ehrgeiz und seine Phantasterei ihn seine Be-
sehlshaberrolle vorausträumen ließen. Damals wenigstens sagte er mit Emphase
zu einem Freunde: „Lieber in einem Dorfe der Erste, als in Wien der Zweite."
Endlich wurdest Du der Erste, und mitten in dem Unwillen über Deine Narrheit
habe ich doch mit Freuden gehört, daß Dn Befehlshabertalente bewiesen und
manches Schädliche und Unwürdige verhindert hast. Du hattest erreicht, was
das Ziel Deiner Wünsche war, eine große volle Macht mit allem aufregenden
Beiwerk eines Revolutionschauspiels. Phantastisch wie Dein ganzes Wesen,
war auch Dein Regiment, eine furchtbare Verirrung der Einbildungs¬
kraft. Dein Tod that mir wehe, ich kann ihn nicht beklagen, was konnte
Dir Dein Leben noch bieten. Wohl kann man nie vorausbestimmen, welcher
Wandlungen eine Menschenseele sähig ist, daß aber die Deine, Obercommandant
von Wien, sich fortan sehr unwohl gefühlt hätte, in einer Zeit, deren Ausgabe
ist, prosaisch, nüchtern und klarverstäudig zu arbeiten, davon bin ich innig über¬
zeugt. Du warst ein Kind der Dämmerung, ans der Zeit, wo in Oestreich Licht
und Nacht im Kampfe lagen. Dein Tod war wie Dein Leben aus einem Guß.
Es freut mich um Deinetwillen, daß er so poetisch und dramatisch war. Mit
frischem Wanderschritt im Sammtröckchen gingst Du zu Deiner Füsillade, mit
Energie hast Du als Offizier die Soldaten angeredet, hast Dich darauf nachlässig
an die Mauer gelehnt, die Arme übergeschlagen und in östreichischen Kommando
ruhig mit OsfizierStvn gerufen: Legt an — Feuer. — Fünf Kugeln haben Dich
getroffen, das Stück war zu Ende. —- Uns hat Dein Tod sehr weh gethan und
manche Frauenthräne ist um Dich geflossen.
Als Novellenschreiber versprach Messenhauser sehr fruchtbar zu werden. Er
rühmte sich mit naiver Freude, daß ihm das Schreiben so schnell von der Hand
gehe. Erschienen ist von ihm: Parket und Wildniß, 1847; Polen¬
gräber und Ernste Geschichten uuter dem Pseudonym Wenzeslav
March 1848; ich gestehe nicht zu wissen, ob sein Hauptwerk: In Wien, wel¬
ches mehrbändig in Nomanform Schilderungen des Wiener Lebens, namentlich
der höheren Stäude enthalten sollte, für den Buchhandel reif geworden und ge¬
druckt ist. Er schrieb in diesem Frühjahr daran und versprach sich etwas davon.
Die Wiener Zeitung erzählt von fertigen Manuscripten, welche in seinem Nachlaß
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