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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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berechneten und demnach mit dem Heil und Wohl der übrigen zur Krone Ungarns
gehörigen Länder und Völkerschaften unverträglichen Plane zu verwirklichen sich
bestrebt. Vor dem nivcllirenden Schwerte des rücksichtslosen Magyarismus schützt
nicht menschliches, nicht göttliches Recht. Was die Natur jedem ihrer Geschöpfe
gegeben hat, den Gebrauch der eigenen Stimme, dieses Recht will der Magya¬
rismus nicht nur einzelnen Vernunftgeschöpftn, sondern sogar ganzen Völkerschaften
nicht einräumen. Und zur Ausübung dieser Tyrannei hält sich der ungarische
Reichstag, so wie das ungarische Ministerium für berechtigt, ohne sich um die
gesetzlich nöthige königliche Sanction solcher tyrannischen Beschlüsse weiter zu be¬
kümmern. Und nachdem sich gegen solche willkürliche Maßregeln ein allgemeiner
Schrei der Entrüstung kund gegeben und zur Abwendung solcher Schmach ein
tapferer slavischer Stamm, welcher für den Ruhm und die Ehre Oestreichs auf
den Schlachtfeldern schon oft sein Blut vergossen, die Waffen ergriffen hat, so
wird uns noch auf das schnödeste unter Androhung von schweren Strafen zuge-
muthet, zur Bekämpfung dieses heldenmüthigen Volkes nicht nur unser Hab und
Gut, sondern unsere ganze kampffähige Jugend, die Hoffnung unserer Nation, zu
opfern. Und dieses alles angeblich zum Schutze des Königs gegen die Angriffe
wilder Räuber -- fürwahr eine Ironie für den gesunden Menschenverstand, wie
sie nicht schneidender sein kann, und wozu das überall proklamirte Standrecht als
ein würdiges Bollwerk der dem Volke verkündigten neuen Freiheit einen schauder¬
haften Beleg liefert. -- Wenn nun diese Stnhlsversammlnng die Thatsachen, welche
sich seit der Proclamirung der Union Siebenbürgens mit Ungarn zugetragen ha¬
ben, einer genauen Aufmerksamkeit würdigt und in ernste Erwägung zieht, daß
der gegenwärtig in Pesth versammelte Reichstag die pragmatische Sanction nicht
mehr für rechtsverbindlich ansieht, daß das ungarische Ministerium gleich einer
souveränen Macht Gesandte an auswärtige Mächte schickt und von diesen hin wie¬
der Gesandte in Pesth anzunehmen, sich anschickt; daß dasselbe im Falle eines
Bruchs zwischen Oestreich und Deutschland letzteren Hilft gegen Oestreich zuge¬
sagt; daß der Reichstag den Aufstand in Italien gegen Oestreich nicht nur für
einen völkerrechtlichen Kampf erklärt, sondern auch die Zurückberufung der ans
den Söhnen der verschiedenen in Ungarn wohnenden Völkerstämmen, bestehenden
ungarischen Regimenter aus Italien beschlossen; daß man, um dies Militär zum
meineidiger Abfall von seinen Fahnen zu bewegen, die schändlichsten Mittel an¬
gewendet; daß man die Errichtung eines ungarischen Nationalheeres beschlossen'
um einen brudermörderischer Kampf gegen die heldenmüthigen Kroaten zu führen -
daß es serner ans die politische Vernichtung aller nicht magyarischen Völker in
Ungarn und Siebenbürgen abgesehen sei und daß man alle diese Beschlüsse, ohne
die königliche Bestätigung abzuwarten oder auch nur für nöthig zu erachten in Aus¬
führung zu bringen gesucht hat, -- so kann diese Stuhlsversammlung nicht im
Mindesten mit sich im Zweifel sein, wie sie das Abtreten ihrer Deputirten von


berechneten und demnach mit dem Heil und Wohl der übrigen zur Krone Ungarns
gehörigen Länder und Völkerschaften unverträglichen Plane zu verwirklichen sich
bestrebt. Vor dem nivcllirenden Schwerte des rücksichtslosen Magyarismus schützt
nicht menschliches, nicht göttliches Recht. Was die Natur jedem ihrer Geschöpfe
gegeben hat, den Gebrauch der eigenen Stimme, dieses Recht will der Magya¬
rismus nicht nur einzelnen Vernunftgeschöpftn, sondern sogar ganzen Völkerschaften
nicht einräumen. Und zur Ausübung dieser Tyrannei hält sich der ungarische
Reichstag, so wie das ungarische Ministerium für berechtigt, ohne sich um die
gesetzlich nöthige königliche Sanction solcher tyrannischen Beschlüsse weiter zu be¬
kümmern. Und nachdem sich gegen solche willkürliche Maßregeln ein allgemeiner
Schrei der Entrüstung kund gegeben und zur Abwendung solcher Schmach ein
tapferer slavischer Stamm, welcher für den Ruhm und die Ehre Oestreichs auf
den Schlachtfeldern schon oft sein Blut vergossen, die Waffen ergriffen hat, so
wird uns noch auf das schnödeste unter Androhung von schweren Strafen zuge-
muthet, zur Bekämpfung dieses heldenmüthigen Volkes nicht nur unser Hab und
Gut, sondern unsere ganze kampffähige Jugend, die Hoffnung unserer Nation, zu
opfern. Und dieses alles angeblich zum Schutze des Königs gegen die Angriffe
wilder Räuber — fürwahr eine Ironie für den gesunden Menschenverstand, wie
sie nicht schneidender sein kann, und wozu das überall proklamirte Standrecht als
ein würdiges Bollwerk der dem Volke verkündigten neuen Freiheit einen schauder¬
haften Beleg liefert. — Wenn nun diese Stnhlsversammlnng die Thatsachen, welche
sich seit der Proclamirung der Union Siebenbürgens mit Ungarn zugetragen ha¬
ben, einer genauen Aufmerksamkeit würdigt und in ernste Erwägung zieht, daß
der gegenwärtig in Pesth versammelte Reichstag die pragmatische Sanction nicht
mehr für rechtsverbindlich ansieht, daß das ungarische Ministerium gleich einer
souveränen Macht Gesandte an auswärtige Mächte schickt und von diesen hin wie¬
der Gesandte in Pesth anzunehmen, sich anschickt; daß dasselbe im Falle eines
Bruchs zwischen Oestreich und Deutschland letzteren Hilft gegen Oestreich zuge¬
sagt; daß der Reichstag den Aufstand in Italien gegen Oestreich nicht nur für
einen völkerrechtlichen Kampf erklärt, sondern auch die Zurückberufung der ans
den Söhnen der verschiedenen in Ungarn wohnenden Völkerstämmen, bestehenden
ungarischen Regimenter aus Italien beschlossen; daß man, um dies Militär zum
meineidiger Abfall von seinen Fahnen zu bewegen, die schändlichsten Mittel an¬
gewendet; daß man die Errichtung eines ungarischen Nationalheeres beschlossen'
um einen brudermörderischer Kampf gegen die heldenmüthigen Kroaten zu führen -
daß es serner ans die politische Vernichtung aller nicht magyarischen Völker in
Ungarn und Siebenbürgen abgesehen sei und daß man alle diese Beschlüsse, ohne
die königliche Bestätigung abzuwarten oder auch nur für nöthig zu erachten in Aus¬
führung zu bringen gesucht hat, — so kann diese Stuhlsversammlung nicht im
Mindesten mit sich im Zweifel sein, wie sie das Abtreten ihrer Deputirten von


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/475>, abgerufen am 26.12.2024.