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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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damals für die Sachsen ein Glück; denn einerseits waren sie allein nicht stark
genug, um mit den Magyaren einen Kampf wagen zu können, andrerseits schien
es Vielen nicht räthlich, sich mit den Walachen zu verbünden, die, wie man wohl
wußte, aus nationalen Sonderinteressen der Vereinigung abhold waren, und jetzt
um so mehr, da die Magyaren Abgeordnete aus der Mitte der Walachen bei die¬
sem Landtag gar nicht zu Rathe ziehen wollten. Und was damals am meisten
die Entscheidung der sächsischen Abgeordneten bestimmte, war die Meinung, die
Magyaren würden seit den Märztagen nicht mehr die alten sein; es war ferner
der Umstand, daß sie auch der Sympathie Deutschlands für die Magyaren Rech¬
nung tragen zu müssen glaubten. Sollte es einmal zum Kampfe kommen, so mußte
die Erbitterung der Sachsen und Walachen gegen die magyarische Herrschaft eine
viel größere und allgemeinere sein: nur dann konnte man einen nachhaltigen Sieg
zu erringen hoffen.

Nach geschehener Vereinigung konnte sich der Hochmuth der Magyaren nicht
mäßigen; sie ließen ihre Herrschaft auf eine Art fühlen, die Sachsen und Wala¬
chen tief verletzte und beide zum Bunde gegen den Magyarismus zusammenführte.
Allein da der Kaiser die Vereinigungsurkunde bestätigt hatte, schickten sie ihre
Vertreter auf den Pesther Reichstag, in der Meinung, die Magyaren würden mit
Rücksicht auf die öffentliche Meinung Europa's ihnen jene Rechte nicht versagen,
die sie als Nationen in Anspruch nehmen zu müssen überzeugt waren. Die Ma¬
gyaren jedoch rechtfertigten ihr Vertrauen nicht. Wir sahen die Reibungen zwi¬
schen Sachsen und Walachen einerseits und den Magyaren andrerseits in immer
stärkeren Maße zunehmen.

Eine der ersten Folgen der Vereinigung beider Länder war die Absendung eines
k. Kommissars, Baron Nicolaus Vay, nach Siebenbürgen, der im Namen des
magyarischen Ministeriums die "Aufwiegler" unter den Sachsen und Walachen zur
Ruhe bringen sollte. Im ganzen Lande wurde darauf das Standrecht verkündigt,
ohne daß dazu ein genügender Grund vorhanden gewesen und nun waren in den
den Befehlen der Magyar-Obergespane untergeordneten walachischen Dörfern Hin¬
richtungen von Walachen, die für ihr Volksthum warm fühlten, nicht mehr selten.
Jetzt, meinten die Ultramagyaren sei die Zeit endlich gekommen, wo ein Haupt-
schlag geschehen müsse. Die magyarischen Zeitungen in Klausenburg hatten Her¬
mannstadt schon längst als den Heerd des Aufruhrs bezeichnet und die Gelegen¬
heit gleichsam an den Haaren herbeigezogen, eine Gubernialcvmmission nach Her¬
mannstadt abzusenden, die gegen die "Aufwiegler", besonders gegen das walachische
Comite, das sich daselbst aufhielt, mit aller Strenge verfahren sollte. Am 22.
August, nachdem kurz vorher eine Festfeier zu Ehren der Siege Radetzky's zu
großem Aergerniß der Magyaren in Hermannstadt und Kronstäbe war begangen
worden, drangen spät Abends magyarische Thesaurariatsbeamte an der Spitze von
Soldaten, die der Gubernialcommissar, Graf Franz Beldi, vom commandirenden


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damals für die Sachsen ein Glück; denn einerseits waren sie allein nicht stark
genug, um mit den Magyaren einen Kampf wagen zu können, andrerseits schien
es Vielen nicht räthlich, sich mit den Walachen zu verbünden, die, wie man wohl
wußte, aus nationalen Sonderinteressen der Vereinigung abhold waren, und jetzt
um so mehr, da die Magyaren Abgeordnete aus der Mitte der Walachen bei die¬
sem Landtag gar nicht zu Rathe ziehen wollten. Und was damals am meisten
die Entscheidung der sächsischen Abgeordneten bestimmte, war die Meinung, die
Magyaren würden seit den Märztagen nicht mehr die alten sein; es war ferner
der Umstand, daß sie auch der Sympathie Deutschlands für die Magyaren Rech¬
nung tragen zu müssen glaubten. Sollte es einmal zum Kampfe kommen, so mußte
die Erbitterung der Sachsen und Walachen gegen die magyarische Herrschaft eine
viel größere und allgemeinere sein: nur dann konnte man einen nachhaltigen Sieg
zu erringen hoffen.

Nach geschehener Vereinigung konnte sich der Hochmuth der Magyaren nicht
mäßigen; sie ließen ihre Herrschaft auf eine Art fühlen, die Sachsen und Wala¬
chen tief verletzte und beide zum Bunde gegen den Magyarismus zusammenführte.
Allein da der Kaiser die Vereinigungsurkunde bestätigt hatte, schickten sie ihre
Vertreter auf den Pesther Reichstag, in der Meinung, die Magyaren würden mit
Rücksicht auf die öffentliche Meinung Europa's ihnen jene Rechte nicht versagen,
die sie als Nationen in Anspruch nehmen zu müssen überzeugt waren. Die Ma¬
gyaren jedoch rechtfertigten ihr Vertrauen nicht. Wir sahen die Reibungen zwi¬
schen Sachsen und Walachen einerseits und den Magyaren andrerseits in immer
stärkeren Maße zunehmen.

Eine der ersten Folgen der Vereinigung beider Länder war die Absendung eines
k. Kommissars, Baron Nicolaus Vay, nach Siebenbürgen, der im Namen des
magyarischen Ministeriums die „Aufwiegler" unter den Sachsen und Walachen zur
Ruhe bringen sollte. Im ganzen Lande wurde darauf das Standrecht verkündigt,
ohne daß dazu ein genügender Grund vorhanden gewesen und nun waren in den
den Befehlen der Magyar-Obergespane untergeordneten walachischen Dörfern Hin¬
richtungen von Walachen, die für ihr Volksthum warm fühlten, nicht mehr selten.
Jetzt, meinten die Ultramagyaren sei die Zeit endlich gekommen, wo ein Haupt-
schlag geschehen müsse. Die magyarischen Zeitungen in Klausenburg hatten Her¬
mannstadt schon längst als den Heerd des Aufruhrs bezeichnet und die Gelegen¬
heit gleichsam an den Haaren herbeigezogen, eine Gubernialcvmmission nach Her¬
mannstadt abzusenden, die gegen die „Aufwiegler", besonders gegen das walachische
Comite, das sich daselbst aufhielt, mit aller Strenge verfahren sollte. Am 22.
August, nachdem kurz vorher eine Festfeier zu Ehren der Siege Radetzky's zu
großem Aergerniß der Magyaren in Hermannstadt und Kronstäbe war begangen
worden, drangen spät Abends magyarische Thesaurariatsbeamte an der Spitze von
Soldaten, die der Gubernialcommissar, Graf Franz Beldi, vom commandirenden


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/463>, abgerufen am 26.12.2024.