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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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Bemerkenswert!) ist das Benehmen der Linken bei dieser Gelegenheit. Es
waren die Mitglieder der äußersten Linken -- zu denen trotz ihres Protestes auch
Robert Blum, Schasfrath und ihre übrigen Anhänger gezählt werden müs¬
sen -- die theils in der Paulskirche selbst, theils in ihren Blättern, namentlich
der Neichstagszeitnng, theils aber, und das ist das Schlimmste, in offnen Volks-
Versammlungen die Majorität, welche für den Waffenstillstand von Malmoe gestimmt
hatte, als Verräther an der heiligen Sache des Volks darzustellen suchte; die
einzelnen Mitglieder derselben, namentlich Lichnowsky, durch die nichtswürdig¬
sten Insinuationen dem blinden Haß des Pöbels blosstellte, die mit einem neuen
Akt der unmittelbaren Volkssouveränität, d. h. einer neuen Revolution, die Frei¬
heit der Berathung bedrohte, die endlich mehrfach Andeutung gab, sie wolle
durch einen Austritt in Masse und eine dadurch provocirte Auslösung der Natio¬
nalversammlung diesen neuen Aufstand" sanctioniren. Sie mußte den Aufstand,
welcher der Abstimmung folgte, voraussehn, denn sie hatte ihn angekündigt. Als
der Sturm auf die Paulskirche losbrach und die Versammlung unruhig wurde,
rief Robert Blum vou seinem Platze aus: keine Komödie hier! Das war
bekanntlich eine Reminiscenz aus deu Pariser Februartageu. Nachher sah man
freilich, daß die Jnsurrection einen sehr kläglichen Charakter annahm, und da
gab man sich wieder zu der Rolle eines Vermittlers her, d. h. man rief, die
Preußen sind es allein, die ihn hervorgerufen haben, die Partei des Prinzen von
Preußen, die mit russischen Gelde erkauft, hier auf der Rechten sitzt, hat durch
ihre Werkzeuge einen Krawall veranlaßt, welcher uns in die Hände Wrän¬
ge l's und Radetzky's geben soll. Nachher sagte man freilich auch, die edlen,
für Deutschlands Wohl begeisterten Jünglinge haben den Spion Lichnowsky mit
Recht gestraft; mau erzählte, Lichnowsky habe allein einen Angriff auf die Menge
gemacht, mehrere derselben ermordet oder wenigstens geschlagen oder bedroht oder
wenigstens sich nicht gutwillig von ihnen schlachten lassen, er habe die Unbeson¬
nenheit gehabt, Widerstand zu leisten!! An seine Wähler schrieb Robert Blum
gleichzeitig, er verdamme diese That, er, der nebst seiner Partei zu den'Worten
Gagern's, der dasselbe sagte, gezischt hatte!

Es sind die letzten, eben so widerlichen als ohnmächtigen Zuckungen dieser
Partei, die zu schlecht ist, um auch nur ein anständiges Ende finden zu können. Die
Gefahr vou ihrer Seite wäre gehoben, denn was die öffentliche Verachtung er¬
regt, kann nicht mehr schrecken. Die.sonst sehr haltungslose deutsche Presse hat
bei dieser Gelegenheit den Ernst gezeigt, der doch immer im deutschen Volke
vorhanden ist, wenn er auch eine Weile latent bleibt. .

Die Centralgewalt ist nun genöthigt, sich entschieden an die Rechte anzu¬
schließen, d. h. an die Partei, welche im Einverständniß mit den einzelnen Staats¬
regierungen die Entwickelung Deutschlands fördern will; die Rechte selbst ist zu
einer entschiednern Haltung bestimmt. Die unruhige Gährung in den Duodez-


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Bemerkenswert!) ist das Benehmen der Linken bei dieser Gelegenheit. Es
waren die Mitglieder der äußersten Linken — zu denen trotz ihres Protestes auch
Robert Blum, Schasfrath und ihre übrigen Anhänger gezählt werden müs¬
sen — die theils in der Paulskirche selbst, theils in ihren Blättern, namentlich
der Neichstagszeitnng, theils aber, und das ist das Schlimmste, in offnen Volks-
Versammlungen die Majorität, welche für den Waffenstillstand von Malmoe gestimmt
hatte, als Verräther an der heiligen Sache des Volks darzustellen suchte; die
einzelnen Mitglieder derselben, namentlich Lichnowsky, durch die nichtswürdig¬
sten Insinuationen dem blinden Haß des Pöbels blosstellte, die mit einem neuen
Akt der unmittelbaren Volkssouveränität, d. h. einer neuen Revolution, die Frei¬
heit der Berathung bedrohte, die endlich mehrfach Andeutung gab, sie wolle
durch einen Austritt in Masse und eine dadurch provocirte Auslösung der Natio¬
nalversammlung diesen neuen Aufstand» sanctioniren. Sie mußte den Aufstand,
welcher der Abstimmung folgte, voraussehn, denn sie hatte ihn angekündigt. Als
der Sturm auf die Paulskirche losbrach und die Versammlung unruhig wurde,
rief Robert Blum vou seinem Platze aus: keine Komödie hier! Das war
bekanntlich eine Reminiscenz aus deu Pariser Februartageu. Nachher sah man
freilich, daß die Jnsurrection einen sehr kläglichen Charakter annahm, und da
gab man sich wieder zu der Rolle eines Vermittlers her, d. h. man rief, die
Preußen sind es allein, die ihn hervorgerufen haben, die Partei des Prinzen von
Preußen, die mit russischen Gelde erkauft, hier auf der Rechten sitzt, hat durch
ihre Werkzeuge einen Krawall veranlaßt, welcher uns in die Hände Wrän¬
ge l's und Radetzky's geben soll. Nachher sagte man freilich auch, die edlen,
für Deutschlands Wohl begeisterten Jünglinge haben den Spion Lichnowsky mit
Recht gestraft; mau erzählte, Lichnowsky habe allein einen Angriff auf die Menge
gemacht, mehrere derselben ermordet oder wenigstens geschlagen oder bedroht oder
wenigstens sich nicht gutwillig von ihnen schlachten lassen, er habe die Unbeson¬
nenheit gehabt, Widerstand zu leisten!! An seine Wähler schrieb Robert Blum
gleichzeitig, er verdamme diese That, er, der nebst seiner Partei zu den'Worten
Gagern's, der dasselbe sagte, gezischt hatte!

Es sind die letzten, eben so widerlichen als ohnmächtigen Zuckungen dieser
Partei, die zu schlecht ist, um auch nur ein anständiges Ende finden zu können. Die
Gefahr vou ihrer Seite wäre gehoben, denn was die öffentliche Verachtung er¬
regt, kann nicht mehr schrecken. Die.sonst sehr haltungslose deutsche Presse hat
bei dieser Gelegenheit den Ernst gezeigt, der doch immer im deutschen Volke
vorhanden ist, wenn er auch eine Weile latent bleibt. .

Die Centralgewalt ist nun genöthigt, sich entschieden an die Rechte anzu¬
schließen, d. h. an die Partei, welche im Einverständniß mit den einzelnen Staats¬
regierungen die Entwickelung Deutschlands fördern will; die Rechte selbst ist zu
einer entschiednern Haltung bestimmt. Die unruhige Gährung in den Duodez-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/43>, abgerufen am 26.12.2024.