Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.den mußten, und das waren die ersten Schritte in beiden Donausürstenthümern. In der Walachei war man weiter gegangen, man hatte die Bauern sofort Man meint jetzt, diese ganze Angelegenheit werde damit enden, daß beide S. O. den mußten, und das waren die ersten Schritte in beiden Donausürstenthümern. In der Walachei war man weiter gegangen, man hatte die Bauern sofort Man meint jetzt, diese ganze Angelegenheit werde damit enden, daß beide S. O. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0326" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/277082"/> <p xml:id="ID_951" prev="#ID_950"> den mußten, und das waren die ersten Schritte in beiden Donausürstenthümern.<lb/> In der Moldau versammelte der in Deutschland erzogene Basil Ghika, ein braver<lb/> und freisinniger junger Groß-Bojar, bald nach dem Bekanntwerden der franzö¬<lb/> sischen Revolution die Gleichgesinnten in der Moldau in dem Wirthshause zur<lb/> „Stadt Petersburg" zu Jassy, und Alle unterschrieben am 2l). März d. I. ein<lb/> Manifest, worin sie den Fürsten aufforderten, alle bisherigen Mißbräuche abzu¬<lb/> schaffen und das Schicksal der Bein»rü zu verbessern. Sie verfuhren dabei ganz<lb/> öffentlich, so daß der Hospodar Stourdza den Minister des Innern zu ihnen<lb/> schickte, um ihre Absichten zu vernehmen. Dieser ward von den Versammelten<lb/> selbst beauftragt, dem Fürsten den Beschluß mitzutheilen, nach welchem Concessionen<lb/> gemacht werden sollten, wie sie die Gegenwart bedingt. Dieser verhielt sich ganz<lb/> ruhig und hielt heimlich mit dem russischen Viceconsul Tomaiuski Rücksprache,<lb/> welcher zwei Tage nachher eine schon durch die frühere Bewegung veranlaßte Pro-<lb/> clamation des russischen Cabinets vorlegte, nach welcher er mit dem Einrücken des<lb/> bereits am Pruth versammelten Heeres drohte. Nun bekam der Hospodar neuen<lb/> Muth; in der Nacht daraus ließ er durch die Garnison, welche ihm ergeben und<lb/> durch seine Söhne befehligt war, die Häupter der Bewegung verhaften und über<lb/> die Donan nach Bulgarien bringen. Glücklicherweise konnte sich der brave Basil<lb/> Ghika nach der Bukovina retten, der.jetzt nach Paris gereist ist. Die türkische<lb/> Regierung hat übrigens die Ausgewiesenen sehr menschlich behandelt.</p><lb/> <p xml:id="ID_952"> In der Walachei war man weiter gegangen, man hatte die Bauern sofort<lb/> emancipirt und ihnen Eigenthum gegeben; dort stand ein bekannter Literat, der<lb/> Bojar Eklat an der Spitze, mit Golesko und Teil. Der Fürst Bibesko mußte<lb/> fliehen und eine provisorische Regierung, aus diesen drei Personen zusammengesetzt,<lb/> ward eingerichtet. Man hatte auch hier versäumt, die Türken mit in das Inder»<lb/> esse zu ziehen, doch rückte die türkische Armee über Giorgevo nicht feindlich, sondern<lb/> vermittelnd ein, während der russische Konsul Kotzebue sich nach der Moldau zurück¬<lb/> gezogen hatte. Tuad Effendi kam als türkischer Commissair nach Bukarest; da sich<lb/> aber dort zwei Parteien gebildet hatten, die des Fortschrittes und der alten Groß-<lb/> Bojaren, und beide Deputationen in das türkische Lager des Omar Pascha aus<lb/> Bukarest geschickt hatten, so konnte sich Tuad Effendi natürlich nur für die letztere,<lb/> die russisch gesinnte Partei entscheiden, weil die dem Tractat von Adrianopel am<lb/> meisten angemessen war.</p><lb/> <p xml:id="ID_953"> Man meint jetzt, diese ganze Angelegenheit werde damit enden, daß beide<lb/> Fürstentümer neue Hospodare erhalten werden.</p><lb/> <note type="byline"> S. O.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0326]
den mußten, und das waren die ersten Schritte in beiden Donausürstenthümern.
In der Moldau versammelte der in Deutschland erzogene Basil Ghika, ein braver
und freisinniger junger Groß-Bojar, bald nach dem Bekanntwerden der franzö¬
sischen Revolution die Gleichgesinnten in der Moldau in dem Wirthshause zur
„Stadt Petersburg" zu Jassy, und Alle unterschrieben am 2l). März d. I. ein
Manifest, worin sie den Fürsten aufforderten, alle bisherigen Mißbräuche abzu¬
schaffen und das Schicksal der Bein»rü zu verbessern. Sie verfuhren dabei ganz
öffentlich, so daß der Hospodar Stourdza den Minister des Innern zu ihnen
schickte, um ihre Absichten zu vernehmen. Dieser ward von den Versammelten
selbst beauftragt, dem Fürsten den Beschluß mitzutheilen, nach welchem Concessionen
gemacht werden sollten, wie sie die Gegenwart bedingt. Dieser verhielt sich ganz
ruhig und hielt heimlich mit dem russischen Viceconsul Tomaiuski Rücksprache,
welcher zwei Tage nachher eine schon durch die frühere Bewegung veranlaßte Pro-
clamation des russischen Cabinets vorlegte, nach welcher er mit dem Einrücken des
bereits am Pruth versammelten Heeres drohte. Nun bekam der Hospodar neuen
Muth; in der Nacht daraus ließ er durch die Garnison, welche ihm ergeben und
durch seine Söhne befehligt war, die Häupter der Bewegung verhaften und über
die Donan nach Bulgarien bringen. Glücklicherweise konnte sich der brave Basil
Ghika nach der Bukovina retten, der.jetzt nach Paris gereist ist. Die türkische
Regierung hat übrigens die Ausgewiesenen sehr menschlich behandelt.
In der Walachei war man weiter gegangen, man hatte die Bauern sofort
emancipirt und ihnen Eigenthum gegeben; dort stand ein bekannter Literat, der
Bojar Eklat an der Spitze, mit Golesko und Teil. Der Fürst Bibesko mußte
fliehen und eine provisorische Regierung, aus diesen drei Personen zusammengesetzt,
ward eingerichtet. Man hatte auch hier versäumt, die Türken mit in das Inder»
esse zu ziehen, doch rückte die türkische Armee über Giorgevo nicht feindlich, sondern
vermittelnd ein, während der russische Konsul Kotzebue sich nach der Moldau zurück¬
gezogen hatte. Tuad Effendi kam als türkischer Commissair nach Bukarest; da sich
aber dort zwei Parteien gebildet hatten, die des Fortschrittes und der alten Groß-
Bojaren, und beide Deputationen in das türkische Lager des Omar Pascha aus
Bukarest geschickt hatten, so konnte sich Tuad Effendi natürlich nur für die letztere,
die russisch gesinnte Partei entscheiden, weil die dem Tractat von Adrianopel am
meisten angemessen war.
Man meint jetzt, diese ganze Angelegenheit werde damit enden, daß beide
Fürstentümer neue Hospodare erhalten werden.
S. O.
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