Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.Oestreich; sie wußten, daß in Berlin ein türkischer Bevollmächtigter war, der die Unter den vorstehend angedeuteten Voraussetzungen konnten die Moldau- Allein ein paar Tausend Bojaren und Millionen von Slaven machen keine Darum war es auch 1848 sehr schwer, die Masse zu gewinnen, Doch sahen Snnzbotm. IV. 1848. 41
Oestreich; sie wußten, daß in Berlin ein türkischer Bevollmächtigter war, der die Unter den vorstehend angedeuteten Voraussetzungen konnten die Moldau- Allein ein paar Tausend Bojaren und Millionen von Slaven machen keine Darum war es auch 1848 sehr schwer, die Masse zu gewinnen, Doch sahen Snnzbotm. IV. 1848. 41
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Oestreich; sie wußten, daß in Berlin ein türkischer Bevollmächtigter war, der die
deutschen Verhältnisse so genan kennt, daß er ein sehr gelehrtes Werk über die
alten deutschen Rechte geschrieben hat, nämlich O-lvomI 0^1,,, der wenigstens
den deutschen Strebungen nicht entgegen sein würde, so lange sie der Pforte nicht
entgegen sind. Also anch die deutschgesinnten Nomnnen hielten den gegenwärtigen
Zeitpunkt für geeignet, sich von dem russischen Schutz zu befreien.
Unter den vorstehend angedeuteten Voraussetzungen konnten die Moldau-
Walachen ihre Mittel zu dem vorgesetzten Zweck für ausreichend halten. Die
einzelnen Fürstentümer haben eine Bevölkerung von 4 Millionen, welche eine,
durch Nationalität und Religion verbundene, compacte Masse ausmachen; dabei
hatte man auf einen Pan-Romanismus gerechnet, der in der neusten Zeit, be¬
sonders nach dem Frieden von Adrianopel Wurzel gefaßt hatte, nachdem das grie¬
chische Element, das 1831 die Moldau-Walachen in den Häterien als Mittel
zum Zweck gebraucht hatte, als Phanariotisch ausgeschieden war. In Bessarabien,
in der herrlichen Bukovina, in Siebenbürgen und im Banat find ebenfalls meist
compact zusammenlebend, wenn auch zum Theil unwillig der katholischen Union
unterworfen, beinahe noch 3 Millionen Romunen; so daß der Pan-Romanismus
sich über 7 Millionen Menschen an der untern Donan erstreckt. Dazu kam, daß
der Uebermuth der Ungarn gegen die andern Nationalitäten sich bei den Wala¬
chen um so verhaßter gemacht hatte, da diese als Bauern unter ungarischen Guts¬
herren standen, welche den Bauern eben so wenig politische Rechte einräumen
wollten, als den Bürgern, welche meist Deutsche siud.
Allein ein paar Tausend Bojaren und Millionen von Slaven machen keine
Nation; darum mußte der Aufstand der Moldau-Walachen im Jahre 1848 schein
tern. In den „Jahrbüchern für Geschichte und Politik" von Butan, im September¬
hefte 1848, findet sich ein Aufsatz über die Staatsverfassung der Moldau und
Walachei von dem vormaligen Generalkonsul Neigebaur, nach welchem man sieht,
daß in diesen Donaufürstenthümern nur Herren und Knechte sind, ein Volk ist
nicht vorhanden. Nur der Bojar, der Adel hat alle politischen Rechte; statt
eines Bürgerstandes leben in den Städten Armenier, Griechen, östreichische Juden,
Zigeuner und liederliche deutsche Handwerker; eine Bevölkerung, die man lauen
Bürgerstand nennen kann. Der Bauer ist bis auf eine geringe Zahl von Frei¬
bauern (Resechen) das Lastthier, das für die Bojaren zu arbeite» hat. Dieser
Theil der Bevölkerung hat den meisten Vortheil von dem russischen Einfluß ge¬
habt, und als 1821 Vladimiresko in der Walachei den Bauer» größere Be¬
freiungen versprochen hatte, ließ ihn Ipsilanti, der mit den moldauischen Bojaren
aufgestanden war, ermorden.
Darum war es auch 1848 sehr schwer, die Masse zu gewinnen, Doch sahen
die Häupter der Bewegung ein, daß dem Bauernstande Concessionen gemacht wer-
Snnzbotm. IV. 1848. 41
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