Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.ödere nicht wollen, so sagen die Dentschen wir dienen dem letzteren, wir seien Reactio¬ Der mitteleuropäisch - deutsche Staatenbund. Als in Deutschland von der Alternative eines Erbkaiscrthums oder einer Republik ödere nicht wollen, so sagen die Dentschen wir dienen dem letzteren, wir seien Reactio¬ Der mitteleuropäisch - deutsche Staatenbund. Als in Deutschland von der Alternative eines Erbkaiscrthums oder einer Republik <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0213" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276969"/> <p xml:id="ID_604" prev="#ID_603"> ödere nicht wollen, so sagen die Dentschen wir dienen dem letzteren, wir seien Reactio¬<lb/> näre. Wir reactionär? die wir schon vor dem März für die Freiheit wirkten, damals<lb/> als noch Oestreich unter dem deutschen Regimente Metternich's stand? Der Metterni-<lb/> chismus war also mit dem Deutschthum identisch; die Märzbewegung in Wien dagegen<lb/> war kein Ausdruck östreichischen Liberalismus, weil sie eine von Außer, durch die Idee<lb/> des einigen Deutschlands angeregte Bewegung war. Wir waren schon früher liberal<lb/> — und als wir lange vor dem März durch Rede und Schrift auf eine (freilich nur<lb/> sprachliche) Befreiung hingearbeitet, da hieß es, wir wollen uns von dem deutschen<lb/> Oestreich losreißen, wir seien demokratische Separatisten. Als Metternich fiel, und das<lb/> emancipirte Oestreich eine Konstitution erhielt, da verlangten die emancipirten Deut¬<lb/> schen, wir sollten uus mit ihnen verbinden, und als wir dies verweigerten, da waren<lb/> wir wieder Separatisten, aber diesmal reactionäre Separatisten. So schief, so verworren<lb/> ist das Urtheil der Deutschen über uns Slaven." Zum Schluß kommt nun der Redner,<lb/> nachdem er das Verhältniß der Czechen zu den Wienern durchgesprochen, auf das Ver¬<lb/> hältniß zu der vom Hradschin aus wohlbekannten Militärgewalt zu sprechen. Er sagt:<lb/> „fällt Wien, so ist eine Militärherrschaft zu fürchten; an uns aber liegt eS, daß sie<lb/> nicht auch über uns komme. So wie wir uns Frankfurt uicht unterwarfen, weil wir<lb/> einig waren, so werden wir uns auch keiner Militärdespotie unterwerfen. In uns liegt<lb/> die Kraft, soviel und auch noch mehr, als die Wiener in dem jetzigen Augenblick be¬<lb/> weisen. Eine jede Politik ist egoistisch — darum mag anch Wien fallen, wir wollen<lb/> stehen, wie auch Wien stand als Prag fiel. Doch müssen wir fest zusammenhalten, auf<lb/> die Kraft des Volkes, auf die bewaffnete Macht der Nationalgarde mit Zuversicht uns<lb/> stützend, um selbst unsere Freiheit wahren zu können. Wir wollen das. was die<lb/> Deutschen wollen, und noch mehr — und sollte Prag noch zum zweiten Male bom-<lb/> bardirt werden!"</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der mitteleuropäisch - deutsche Staatenbund.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_605"> Als in Deutschland von der Alternative eines Erbkaiscrthums oder einer Republik<lb/> gesprochen wurde, fiel mir ein, es wäre nicht uneben, wenn der preußisch-deutsche Zoll><lb/> verein nicht nur auf Oestreich, sondern anch auf die andern Finanzzweigc ausgedehnt,<lb/> und zugleich ein Militärverein für ganz Deutschland zu Stande gebracht würde. An<lb/> die Spitze dieses Finanzvereins und dieses Militärvcrcins für ganz Deutschland müßte<lb/> je ein verantwortlicher Minister gestellt werden. Die Idee von Einem Finanz- und<lb/> von Einem Kriegsministerium für ganz Deutschland führte ans den weitem Gedanken<lb/> von Einem Marineministerium und von Einem Ministerium des Auswärtigen, ..... In<lb/> diesen vier Zweigen der Volks- und Staatsmacht muß Deutschland ein Bundesstaat —<lb/> in allen andern Zweigen kann es vor der Hand noch ein Staatenbund sein. Diese<lb/> vier Bundesministerien würden den Wall gegen das Ausland bilden, während im In¬<lb/> nern durch die Verschmelzung der Dynastien mittelst Erbverbrüdcrungen, und eines die<lb/> weibliche Nachfolge ausschließenden Erbfolgegesetzcs die allmälige Verwandlung des Staa¬<lb/> tenbundes in einen Bundesstaat vor sich gehen, und so die Einigung auch im Innern<lb/> Deutschlands verwirklicht werden sollte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0213]
ödere nicht wollen, so sagen die Dentschen wir dienen dem letzteren, wir seien Reactio¬
näre. Wir reactionär? die wir schon vor dem März für die Freiheit wirkten, damals
als noch Oestreich unter dem deutschen Regimente Metternich's stand? Der Metterni-
chismus war also mit dem Deutschthum identisch; die Märzbewegung in Wien dagegen
war kein Ausdruck östreichischen Liberalismus, weil sie eine von Außer, durch die Idee
des einigen Deutschlands angeregte Bewegung war. Wir waren schon früher liberal
— und als wir lange vor dem März durch Rede und Schrift auf eine (freilich nur
sprachliche) Befreiung hingearbeitet, da hieß es, wir wollen uns von dem deutschen
Oestreich losreißen, wir seien demokratische Separatisten. Als Metternich fiel, und das
emancipirte Oestreich eine Konstitution erhielt, da verlangten die emancipirten Deut¬
schen, wir sollten uus mit ihnen verbinden, und als wir dies verweigerten, da waren
wir wieder Separatisten, aber diesmal reactionäre Separatisten. So schief, so verworren
ist das Urtheil der Deutschen über uns Slaven." Zum Schluß kommt nun der Redner,
nachdem er das Verhältniß der Czechen zu den Wienern durchgesprochen, auf das Ver¬
hältniß zu der vom Hradschin aus wohlbekannten Militärgewalt zu sprechen. Er sagt:
„fällt Wien, so ist eine Militärherrschaft zu fürchten; an uns aber liegt eS, daß sie
nicht auch über uns komme. So wie wir uns Frankfurt uicht unterwarfen, weil wir
einig waren, so werden wir uns auch keiner Militärdespotie unterwerfen. In uns liegt
die Kraft, soviel und auch noch mehr, als die Wiener in dem jetzigen Augenblick be¬
weisen. Eine jede Politik ist egoistisch — darum mag anch Wien fallen, wir wollen
stehen, wie auch Wien stand als Prag fiel. Doch müssen wir fest zusammenhalten, auf
die Kraft des Volkes, auf die bewaffnete Macht der Nationalgarde mit Zuversicht uns
stützend, um selbst unsere Freiheit wahren zu können. Wir wollen das. was die
Deutschen wollen, und noch mehr — und sollte Prag noch zum zweiten Male bom-
bardirt werden!"
Der mitteleuropäisch - deutsche Staatenbund.
Als in Deutschland von der Alternative eines Erbkaiscrthums oder einer Republik
gesprochen wurde, fiel mir ein, es wäre nicht uneben, wenn der preußisch-deutsche Zoll>
verein nicht nur auf Oestreich, sondern anch auf die andern Finanzzweigc ausgedehnt,
und zugleich ein Militärverein für ganz Deutschland zu Stande gebracht würde. An
die Spitze dieses Finanzvereins und dieses Militärvcrcins für ganz Deutschland müßte
je ein verantwortlicher Minister gestellt werden. Die Idee von Einem Finanz- und
von Einem Kriegsministerium für ganz Deutschland führte ans den weitem Gedanken
von Einem Marineministerium und von Einem Ministerium des Auswärtigen, ..... In
diesen vier Zweigen der Volks- und Staatsmacht muß Deutschland ein Bundesstaat —
in allen andern Zweigen kann es vor der Hand noch ein Staatenbund sein. Diese
vier Bundesministerien würden den Wall gegen das Ausland bilden, während im In¬
nern durch die Verschmelzung der Dynastien mittelst Erbverbrüdcrungen, und eines die
weibliche Nachfolge ausschließenden Erbfolgegesetzcs die allmälige Verwandlung des Staa¬
tenbundes in einen Bundesstaat vor sich gehen, und so die Einigung auch im Innern
Deutschlands verwirklicht werden sollte.
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