Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.in dieser Branche eine bewundernswürdige Virtuosität gezeigt -- aber keinen Was die Frankfurter Nationalversammlung beschließt, fällt mit geringem Ge¬ Die deutsche Gemüthlichkeit antwortet: "Die deutsche Nation!" Was ist des Deutschen Baterland k So nenne mir das große Land. So weit die deutsche Junge klingt, Und Gott im Himmel Lieder singt. Das soll es sein, das soll es sein, Das, wackrer Deutscher, nenne dein. Das ist des Deutschen Baterland, Wo Eide schwört der Druck der Hand, Wo jeder Gute heißet Freund. Wo jeder Böse heißet Feind u. s- w. u. s. w. Wenn man die Gemüthlichkeit betrachtet, mit welcher namentlich einige Redner in dieser Branche eine bewundernswürdige Virtuosität gezeigt — aber keinen Was die Frankfurter Nationalversammlung beschließt, fällt mit geringem Ge¬ Die deutsche Gemüthlichkeit antwortet: „Die deutsche Nation!" Was ist des Deutschen Baterland k So nenne mir das große Land. So weit die deutsche Junge klingt, Und Gott im Himmel Lieder singt. Das soll es sein, das soll es sein, Das, wackrer Deutscher, nenne dein. Das ist des Deutschen Baterland, Wo Eide schwört der Druck der Hand, Wo jeder Gute heißet Freund. Wo jeder Böse heißet Feind u. s- w. u. s. w. Wenn man die Gemüthlichkeit betrachtet, mit welcher namentlich einige Redner <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0202" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276958"/> <p xml:id="ID_554" prev="#ID_553"> in dieser Branche eine bewundernswürdige Virtuosität gezeigt — aber keinen<lb/> Staat gründen, und eben so wenig ist es Fürst Windischgrätz im Stande, so gut<lb/> er auch eine rebellische Stadt zu bombardiren versteht. Ein äußerlicher Zwang<lb/> kann Oestreich nicht mehr zusammen binden, und wenn heute die Kroaten in Wien<lb/> einrücken und ihren Säbel in die Wagschaale werfen gegen die Decrete der soge¬<lb/> nannten Volksvertreter, so ist damit noch nichts entschieden, denn jeder Tag bringt<lb/> neue Verwickelungen hervor und in jeder Verwickelung liegt der Keim einer neuen<lb/> Revolution. Nur ein wahrhaft genialer Staatsmann, der durch eine neue Schöpfung<lb/> die streitenden Interessen, nicht zu unterdrücken, sondern zu versöhnen versteht,<lb/> kann Oestreichs Zukunft retten.</p><lb/> <p xml:id="ID_555"> Was die Frankfurter Nationalversammlung beschließt, fällt mit geringem Ge¬<lb/> wicht in die Waage der Entscheidung. Diese Reflexion befreit sie aber nicht von<lb/> der bittern Nothwendigkeit eines Entschlusses. Es ist die Frage, in wie weit sie<lb/> durch ihre letzte Abstimmung über die drei ersten Paragraphen des Gesetzes „Vom<lb/> Reich" ihre Stellung zu Oestreich klar gemacht hat. Um diese Frage zu lösen,<lb/> müssen wir auf die andere zurückgehen: was repräsentirt eigentlich die Frankfurter<lb/> Versammlung?</p><lb/> <p xml:id="ID_556"> Die deutsche Gemüthlichkeit antwortet: „Die deutsche Nation!"</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_7" type="poem" next="#POEMID_8"> <l> Was ist des Deutschen Baterland k<lb/> So nenne mir das große Land.<lb/> So weit die deutsche Junge klingt,<lb/> Und Gott im Himmel Lieder singt.<lb/> Das soll es sein, das soll es sein,<lb/> Das, wackrer Deutscher, nenne dein.</l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_8" prev="#POEMID_7" type="poem"> <l> Das ist des Deutschen Baterland,<lb/> Wo Eide schwört der Druck der Hand,<lb/> Wo jeder Gute heißet Freund.<lb/> Wo jeder Böse heißet Feind u. s- w. u. s. w.</l> </lg><lb/> <p xml:id="ID_557" next="#ID_558"> Wenn man die Gemüthlichkeit betrachtet, mit welcher namentlich einige Redner<lb/> der rechten Seite die Sache auffaßten, so freut es einen wohldenkenden Mann,<lb/> daß in unserm lieben Vaterlande, der waldursprünglichen Heimath der blonden<lb/> Ehernster, doch noch nicht alle Poesie ausgestorben ist. Selbst Herr v. Vincke,<lb/> der sonst mehr mit zersetzenden Witz und staatsmännischcr Kälte operirt, als mit<lb/> dem Pathos der zottigen Hochbrust, welches die Mehrzahl der auserkornen Män¬<lb/> ner Germaniens nicht häufig genug ausströmen zu können glaubt, wurde diesmal<lb/> lieb und wohlwollend. Als einer der östreichischen Abgeordneten bemerkte, sie mü߬<lb/> ten aus der Nationalversammlung auftreten, wenn Oestreich mit dem Reich nicht<lb/> mehr staatlich verbunden sei, so wollte ihm das nicht einleuchten; er meinte, die<lb/> Oestreicher hätten ja wohl teilt bestimmtes Mandat, was sie eigentlich in der<lb/> Paulskirche thun sollten, sie möchten immerhin bleiben und uns am Aufbau un¬<lb/> serer Verfassung helfen. Wie naturwüchsig! Eben so gut könnte man unsere</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0202]
in dieser Branche eine bewundernswürdige Virtuosität gezeigt — aber keinen
Staat gründen, und eben so wenig ist es Fürst Windischgrätz im Stande, so gut
er auch eine rebellische Stadt zu bombardiren versteht. Ein äußerlicher Zwang
kann Oestreich nicht mehr zusammen binden, und wenn heute die Kroaten in Wien
einrücken und ihren Säbel in die Wagschaale werfen gegen die Decrete der soge¬
nannten Volksvertreter, so ist damit noch nichts entschieden, denn jeder Tag bringt
neue Verwickelungen hervor und in jeder Verwickelung liegt der Keim einer neuen
Revolution. Nur ein wahrhaft genialer Staatsmann, der durch eine neue Schöpfung
die streitenden Interessen, nicht zu unterdrücken, sondern zu versöhnen versteht,
kann Oestreichs Zukunft retten.
Was die Frankfurter Nationalversammlung beschließt, fällt mit geringem Ge¬
wicht in die Waage der Entscheidung. Diese Reflexion befreit sie aber nicht von
der bittern Nothwendigkeit eines Entschlusses. Es ist die Frage, in wie weit sie
durch ihre letzte Abstimmung über die drei ersten Paragraphen des Gesetzes „Vom
Reich" ihre Stellung zu Oestreich klar gemacht hat. Um diese Frage zu lösen,
müssen wir auf die andere zurückgehen: was repräsentirt eigentlich die Frankfurter
Versammlung?
Die deutsche Gemüthlichkeit antwortet: „Die deutsche Nation!"
Was ist des Deutschen Baterland k
So nenne mir das große Land.
So weit die deutsche Junge klingt,
Und Gott im Himmel Lieder singt.
Das soll es sein, das soll es sein,
Das, wackrer Deutscher, nenne dein.
Das ist des Deutschen Baterland,
Wo Eide schwört der Druck der Hand,
Wo jeder Gute heißet Freund.
Wo jeder Böse heißet Feind u. s- w. u. s. w.
Wenn man die Gemüthlichkeit betrachtet, mit welcher namentlich einige Redner
der rechten Seite die Sache auffaßten, so freut es einen wohldenkenden Mann,
daß in unserm lieben Vaterlande, der waldursprünglichen Heimath der blonden
Ehernster, doch noch nicht alle Poesie ausgestorben ist. Selbst Herr v. Vincke,
der sonst mehr mit zersetzenden Witz und staatsmännischcr Kälte operirt, als mit
dem Pathos der zottigen Hochbrust, welches die Mehrzahl der auserkornen Män¬
ner Germaniens nicht häufig genug ausströmen zu können glaubt, wurde diesmal
lieb und wohlwollend. Als einer der östreichischen Abgeordneten bemerkte, sie mü߬
ten aus der Nationalversammlung auftreten, wenn Oestreich mit dem Reich nicht
mehr staatlich verbunden sei, so wollte ihm das nicht einleuchten; er meinte, die
Oestreicher hätten ja wohl teilt bestimmtes Mandat, was sie eigentlich in der
Paulskirche thun sollten, sie möchten immerhin bleiben und uns am Aufbau un¬
serer Verfassung helfen. Wie naturwüchsig! Eben so gut könnte man unsere
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |