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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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Polypenarmc) zu enthebe", wenn er nicht äußerlich mit ihnen gebrochen hat. So schuf
die George Sand i h r e d n se i g e n c n sah e" bi ii t h e " zuerst fin es t i g e n F u ß e s,
als Ehebrecherin in der Mansarde, als Paria der Gesellschaft." So drückt sich Herr
Jung in der Recension über Dingclstcidt'S Gedichte aus, einem literarischen Werke,
welches der Berichterstatter übersehen hat, Wenn er in der Nationalversammlung bild¬
lich wird, so geht er von dein Blumengarten an den Schreibtisch; aus den duftigen
Menschenblüthen wird ein Klecks. "Man hat das Wort Vereinbarung wie einen Klex
der großen Bewegung noch hinterdrein auf eine nichtige Weise angehängt." (Einen
Klex der Bewegung angehängt! ans eine nichtige Weise!) "Der mit Blut geschrie¬
bene Vertrag -- und nun, meine Herren, kommt hinterdrein ein kleinlicher juristischer
Verstand und schreibt einen kleinen Zettel aus dieses große Gebirge: das Wort
Vereinbarung!" Das ist zwar Blödsinn, aber es ist doch das Streben nach einer
gewissen belletristischen Eleganz nicht zu verkennen. Einen Klex der Bewegung anhän¬
gen! einen kleinen Zettel aus ein grosses Gebirge schreiben! Schön. In jener Recen¬
sion greift Herr Zung die Moral an, wie es damals in seinen Zirkeln zum guten
Ton gehörte: eine Frau hätte ihren Mann über die Achsel angesehen, wenn er nicht
mitunter Streiche -r !.->. I^vvelacs gemacht hätte. Diese Paradoxie des Gedankens, diese
Kühnheit neuer Ideen, zeigt sich auch im Einzelnen. "Wer am felsigen Meeresufer
dem Brander und Brechen der Meereswogen zugesehen hat, der wird darin einen Aus¬
druck der Leidenschaft gefunden haben, wie ihn die Natur nicht wieder bietet. Die
Meereswoge wird erst wild und tosend, wenn sie sich am Felsen bricht, ebenso ist die
Leidenschaft, die Brandung der Liebe, die am Zwang der egoistischen Verhältnisse in
der Stille emporschämnt." Welch ungeheurer Gedanke! Van der Velde könnte eine
Novelle damit anfangen. Ferner. "Die Heuchelei verdirbt die Menschen bei weitem
mehr, als das klare Erkennen ihrer Lage und ihres Zustandes." Ist es möglich? --
"Was ist die Wahrheit in menschlichen Dingen als des Menschen Wesen? Und doch be¬
lügt ihr fortwährend euch selbst, und andere, wenn dieses nicht in die unwahren Ab¬
straktionen und Schemata der Moral nud Sitte paßt." So durste Herr Jung zum
souveränen Volk freilich nicht sprechen.




Die östreichische Frage i" der Paulskirche.



Bom Reich.

In letzter Znstanz kann die östreichische Frage weder in der Paulskirche, noch
in der Wiener Aula entschieden werden, auch nicht im Hauptquartier der kaiser¬
lichen Armee. Die akademische Legion kann wohl Revolutionen machen -- sie hat


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Polypenarmc) zu enthebe», wenn er nicht äußerlich mit ihnen gebrochen hat. So schuf
die George Sand i h r e d n se i g e n c n sah e» bi ii t h e „ zuerst fin es t i g e n F u ß e s,
als Ehebrecherin in der Mansarde, als Paria der Gesellschaft." So drückt sich Herr
Jung in der Recension über Dingclstcidt'S Gedichte aus, einem literarischen Werke,
welches der Berichterstatter übersehen hat, Wenn er in der Nationalversammlung bild¬
lich wird, so geht er von dein Blumengarten an den Schreibtisch; aus den duftigen
Menschenblüthen wird ein Klecks. „Man hat das Wort Vereinbarung wie einen Klex
der großen Bewegung noch hinterdrein auf eine nichtige Weise angehängt." (Einen
Klex der Bewegung angehängt! ans eine nichtige Weise!) „Der mit Blut geschrie¬
bene Vertrag — und nun, meine Herren, kommt hinterdrein ein kleinlicher juristischer
Verstand und schreibt einen kleinen Zettel aus dieses große Gebirge: das Wort
Vereinbarung!" Das ist zwar Blödsinn, aber es ist doch das Streben nach einer
gewissen belletristischen Eleganz nicht zu verkennen. Einen Klex der Bewegung anhän¬
gen! einen kleinen Zettel aus ein grosses Gebirge schreiben! Schön. In jener Recen¬
sion greift Herr Zung die Moral an, wie es damals in seinen Zirkeln zum guten
Ton gehörte: eine Frau hätte ihren Mann über die Achsel angesehen, wenn er nicht
mitunter Streiche -r !.->. I^vvelacs gemacht hätte. Diese Paradoxie des Gedankens, diese
Kühnheit neuer Ideen, zeigt sich auch im Einzelnen. „Wer am felsigen Meeresufer
dem Brander und Brechen der Meereswogen zugesehen hat, der wird darin einen Aus¬
druck der Leidenschaft gefunden haben, wie ihn die Natur nicht wieder bietet. Die
Meereswoge wird erst wild und tosend, wenn sie sich am Felsen bricht, ebenso ist die
Leidenschaft, die Brandung der Liebe, die am Zwang der egoistischen Verhältnisse in
der Stille emporschämnt." Welch ungeheurer Gedanke! Van der Velde könnte eine
Novelle damit anfangen. Ferner. „Die Heuchelei verdirbt die Menschen bei weitem
mehr, als das klare Erkennen ihrer Lage und ihres Zustandes." Ist es möglich? —
„Was ist die Wahrheit in menschlichen Dingen als des Menschen Wesen? Und doch be¬
lügt ihr fortwährend euch selbst, und andere, wenn dieses nicht in die unwahren Ab¬
straktionen und Schemata der Moral nud Sitte paßt." So durste Herr Jung zum
souveränen Volk freilich nicht sprechen.




Die östreichische Frage i« der Paulskirche.



Bom Reich.

In letzter Znstanz kann die östreichische Frage weder in der Paulskirche, noch
in der Wiener Aula entschieden werden, auch nicht im Hauptquartier der kaiser¬
lichen Armee. Die akademische Legion kann wohl Revolutionen machen — sie hat


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[0201] Polypenarmc) zu enthebe», wenn er nicht äußerlich mit ihnen gebrochen hat. So schuf die George Sand i h r e d n se i g e n c n sah e» bi ii t h e „ zuerst fin es t i g e n F u ß e s, als Ehebrecherin in der Mansarde, als Paria der Gesellschaft." So drückt sich Herr Jung in der Recension über Dingclstcidt'S Gedichte aus, einem literarischen Werke, welches der Berichterstatter übersehen hat, Wenn er in der Nationalversammlung bild¬ lich wird, so geht er von dein Blumengarten an den Schreibtisch; aus den duftigen Menschenblüthen wird ein Klecks. „Man hat das Wort Vereinbarung wie einen Klex der großen Bewegung noch hinterdrein auf eine nichtige Weise angehängt." (Einen Klex der Bewegung angehängt! ans eine nichtige Weise!) „Der mit Blut geschrie¬ bene Vertrag — und nun, meine Herren, kommt hinterdrein ein kleinlicher juristischer Verstand und schreibt einen kleinen Zettel aus dieses große Gebirge: das Wort Vereinbarung!" Das ist zwar Blödsinn, aber es ist doch das Streben nach einer gewissen belletristischen Eleganz nicht zu verkennen. Einen Klex der Bewegung anhän¬ gen! einen kleinen Zettel aus ein grosses Gebirge schreiben! Schön. In jener Recen¬ sion greift Herr Zung die Moral an, wie es damals in seinen Zirkeln zum guten Ton gehörte: eine Frau hätte ihren Mann über die Achsel angesehen, wenn er nicht mitunter Streiche -r !.->. I^vvelacs gemacht hätte. Diese Paradoxie des Gedankens, diese Kühnheit neuer Ideen, zeigt sich auch im Einzelnen. „Wer am felsigen Meeresufer dem Brander und Brechen der Meereswogen zugesehen hat, der wird darin einen Aus¬ druck der Leidenschaft gefunden haben, wie ihn die Natur nicht wieder bietet. Die Meereswoge wird erst wild und tosend, wenn sie sich am Felsen bricht, ebenso ist die Leidenschaft, die Brandung der Liebe, die am Zwang der egoistischen Verhältnisse in der Stille emporschämnt." Welch ungeheurer Gedanke! Van der Velde könnte eine Novelle damit anfangen. Ferner. „Die Heuchelei verdirbt die Menschen bei weitem mehr, als das klare Erkennen ihrer Lage und ihres Zustandes." Ist es möglich? — „Was ist die Wahrheit in menschlichen Dingen als des Menschen Wesen? Und doch be¬ lügt ihr fortwährend euch selbst, und andere, wenn dieses nicht in die unwahren Ab¬ straktionen und Schemata der Moral nud Sitte paßt." So durste Herr Jung zum souveränen Volk freilich nicht sprechen. Die östreichische Frage i« der Paulskirche. Bom Reich. In letzter Znstanz kann die östreichische Frage weder in der Paulskirche, noch in der Wiener Aula entschieden werden, auch nicht im Hauptquartier der kaiser¬ lichen Armee. Die akademische Legion kann wohl Revolutionen machen — sie hat Gr»nzboten. IV. I»i8. Z!>

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/201>, abgerufen am 25.12.2024.